Im Süden von Berlin wird am Mittwoch eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft, ein weiteres Mal müssen etliche Berlinerinnen und Berliner ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Aktuell laufen die Arbeiten auf Hochtouren, bis zum späten Nachmittag soll die Fliegerbombe, die bei Bauarbeiten entdeckt wurde, unschädlich gemacht werden. Das Problem: Sie ist nur eine von vielen! Laut Experten schlummern im Untergrund der Hauptstadt geschätzte 3000 Bomben aus dem Krieg. Aber: Könnten die jederzeit hochgehen? Experten warnen schon lange vor den Gefahren der Blindgänger. Sitzt Berlin etwa auf einem Pulverfass?
Können Bomben im Berliner Boden einfach so explodieren?
Seit dem frühen Mittwochmorgen laufen die Arbeiten im Süden Berlins: Am Montag wurde an der Stadtgrenze eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt. Das Monstrum befindet sich auf dem Weg der Kirschblütenallee Höhe Marienfelder Anger (Spielplatz) in Teltow. Seit 7 Uhr müssen etliche Menschen ihre Häuser verlassen, weil ein 600 Meter großer Sperrkreis eingerichtet wird. Bis 16 Uhr wollen die Sprengstoff-Experten die Bombe unschädliche machen. Solange sind Straßen abgeriegelt, es gibt Einschränkungen bei der S-Bahn. Und viele, die evakuiert wurden, finden in einer Turnhalle Zuflucht.
Es ist nicht das erste Mal, dass ein Blindgänger für eine so massive Sperrmaßnahme sorgt. Und es wird nicht das letzte Mal sein! Laut Experten sollen im Berliner Untergrund noch rund 3000 Sprengkörper aus den Weltkriegen schlummern. Nur: Was bedeutet das für die Menschen in Berlin? Sind diese Sprengkörper wirklich noch gefährlich? In einem Interview mit dem Berliner „Tagesspiegel“ sagte Kampfmittelexperte Wolfgang Spyra von der Technischen Universität Cottbus, dass viele der Bomben nichts von ihrer Gefährlichkeit verloren hätten. „Im Gegenteil, ihre Gefahr nimmt sogar zu.“
Über den Fortgang der Entschärfung der #Weltkriegsbombe informiert die Stadt #Teltow unter https://t.co/8s4zT4rb1p
— Polizei Berlin (@polizeiberlin) May 21, 2025
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Der Sprengstoff-Experte warnte vor den chemischen Langzeitzündern, die bei vielen der Bomben verbaut sind. Selbstdetonationen könnten bei solchen Bomben nicht ausgeschlossen werden. Sprengmeister Peter Bodes, der beim Kampfmittelräumdienst in Hamburg arbeitet, stimmt zu: Alle Bomben mit chemischen Langzeitzündern, die er bisher entschärfen sollte, seien zündfähig gewesen, sagte er dem Blatt. „Jede Schärfung eines Zünders wurde spätestens im Mai 1945 eingeleitet. Die Zündung ist eigentlich nur eine Frage der Zeit.“

3000 Bomben im Berliner Boden: Die Spreng-Monster verrotten nicht!
Hinzu kommt: Die Bomben verrotten natürlich nicht, weil sie aus mehrere Zentimeter dickem Industriestahl hergestellt wurden. Allerdings setzt die jahrelange Erosion den empfindlichen Teilen der Bomben zu. Die Bodenfeuchtigkeit greift Teile der Bombe an, die die Sprengung auslösen könnten. Metallhüllen, Zünder und auch die Sprengstoffe selbst werden unberechenbar. Wenn die Bomben altern, kann es auch passieren, dass sie sich nicht so einfach entschärfen lassen. Sprengungen werden deshalb wahrscheinlicher. In München musste im August 2012 beispielsweise ein 250-Kilo-Monster gesprengt werden. Die Folge: Wohnungen und Geschäfte im Umkreis wurden zerstört, es entstand ein Sachschaden in Höhe von rund fünf Millionen Euro.

Das Land Brandenburg warnt auch aus anderen Gründen vor den Altlasten aus dem Krieg. „Die Gefahr durch Kampfmittel, Schäden an Menschen, Sachgütern oder der Natur zu erleiden, ist auch heute, mehr als 60 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges und über 90 Jahre nach Ende des Ersten Weltkrieges, nicht vorbei“, heißt es auf der Website des Bundeslandes. Munitionsfundstücke seien oft mit Rost und Erde verkrustet und werden deshalb für harmlosen Schrott gehalten. „So kommt es immer wieder zu Unfällen. Unkenntnis, Neugier, auch falsch verstandene Mutproben und Unterschätzung der Wirkung dieser Munitionskörper können tödlich enden.“
Bombe in Berlin wird entschärft: Diese Straßen und Häuser sind betroffen
- Ahlener Weg – alle Hausnummern
- Dorstener Straße 2 bis 8
- Feldstraße 12 bis 36
- Gronauer Weg – alle Hausnummern
- Holtheimer Weg – alle Hausnummern
- Lippstädter Straße – alle Hausnummern
- Ostpreußendamm 101 bis 105
- Schöppinger Straße – alle Hausnummern
- Schwelmer Straße – alle Hausnummern
- Westfalenring – alle Hausnummern
- Wormbacher Weg – alle Hausnummern
- KGA Erbkaveln I
- KGA Wildkraut
- Bruno-Bürgel-Straße 58A - (82) Ecke Gerhardt-Hauptmann-Str.); 69 - 1
- Emil-Fischer-Straße
- Friedrich-Ebert-Straße
- Gerhart-Hauptmann-Straße
- Goethesteig
- Goethestraße 10 - 38; 43 - 9
- Hannemannstraße 10A - 50
- Heinrich-Heine-Straße
- Heinrich-Zille-Straße
- Herderstraße
- Kantstraße 36 - 102; 91 - 38 (Ecke Hannemannstr.)
- Karl-Liebknecht-Steig
- Karl-Liebknecht-Straße
- Leibnitzstraße
- Lessingstraße 26 - 56; 51 - 27
- Lichterfelder Allee 106 - 86; 129 - 167
- Marienfelder Anger 9 - 38; 39 - 9A
- Maxim-Gorki-Straße
- Max-Sabersky-Allee 40A - 88; 87 - 53A
- Otto-Braune-Straße
- Paul-Gerhardt-Straße
- Rosa-Luxemburg-Steig
- Schillersteig
- Schillerstraße
- Trojanstraße
Wie gut die Entschärfung in Lichterfelde verläuft, wird sich zeigen. Laut der Stadt Teltow sei der geplante Sperrkreis am Morgen eingerichtet worden, der S-Bahnhof Lichterfelde Süd ist dicht, auch Straßensperren wurden von der Polizei realisiert. Bis 16 Uhr soll die Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft werden.