Haftbefehl erlassen

Blutspur aus Syrien endet in Berlin: Assad-Schläger gefasst

Anwar S. und seine Leute gingen mit Eisenrohren und Elektroschockern gegen Demonstranten vor. Jetzt klickten in Berlin die Handschellen.

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Festnahme (Symbolbild)
Festnahme (Symbolbild)Soeren Stache/dpa

Sie jagten, folterten, quälten – jetzt hat die deutsche Polizei einen mutmaßlichen Büttel des syrischen Assad-Regimes in Berlin aus dem Verkehr gezogen. Der Mann heißt Anwar S., und die Liste seiner mutmaßlichen Verbrechen ist lang und grausam.

Wie die Bundesanwaltschaft am Dienstag mitteilte, wird dem Syrer „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ vorgeworfen. Der Bundesgerichtshof hatte bereits am 15. September Haftbefehl erlassen – jetzt klickten die Handschellen.

Chef von brutaler Miliz in Syrien

Anwar S. soll Anführer einer brutalen „Shabiha-Miliz“ gewesen sein, die 2011 im Auftrag des Assad-Regimes in Aleppo wütete. Laut Anklage schlugen er und seine Schergen zwischen April und November 2011 bei mindestens acht Gelegenheiten nach dem Freitagsgebet gnadenlos auf Zivilisten ein – mit Schlagstöcken, Metallrohren, Elektroschockern. Ihr Ziel: jede Demonstration im Keim ersticken.

Die Folgen waren grausam: Menschen wurden verschleppt, über Wochen und Monate eingesperrt, geschlagen, gedemütigt. Besonders schockierend: Vor einer Moschee im Stadtteil Saif Al Dawla prügelten die Milizionäre einen Demonstranten so schwer, dass er kurz darauf starb.

Jetzt sitzt Anwar S. in deutscher U-Haft. Am Mittwoch wird er in Karlsruhe einem Ermittlungsrichter vorgeführt, der ihm den Haftbefehl offiziell eröffnet.

Gegner des Assad-Regimes willkürlich verhaftet

Der Fall zeigt, wie brutal das Assad-Regime bereits 2011 vorging. Spätestens seit dem Frühjahr dieses Jahres ließ Diktator Bashar Al Assad jede regierungskritische Stimme niederschlagen. Oppositionelle wurden willkürlich verhaftet, gefoltert, getötet – ein Klima der Angst, das Millionen Syrer in die Flucht trieb.

Deutschland wurde für einige dieser Täter zur Bühne der späten Gerechtigkeit. In den letzten Jahren gab es immer wieder Festnahmen: In Koblenz mussten sich zwei frühere Geheimdienstmitarbeiter vor Gericht verantworten, in Berlin wurde Anfang 2023 ein Mann verhaftet, der 2014 als Milizchef mit einer Panzerfaust in eine Menschenmenge geschossen haben soll.

Jetzt also Anwar S. – der nächste mutmaßliche Kriegsverbrecher, dem in Deutschland der Prozess gemacht wird.