Sie war einst Symbol der neu gewonnenen Freiheit nach der Wiedervereinigung – und ist heute eine der bekanntesten Sightseeing-Strecken der Hauptstadt: Seit 35 Jahren braust die Buslinie 100 quer durch Berlin und fährt dabei so beliebte Ziele wie Gedächtniskirche, Siegessäule, Brandenburger Tor, Dom und Fernsehturm ab. Der Start der Linie wurde am 26. November 1990 gebührend gefeiert – und ein großer Patzer ging mit in die Geschichte ein!
Bus-Jungfernfahrt zum „Alexanderpaltz“
Als erste Busverbindung zwischen Ost und West nach dem Fall der Mauer ging die Buslinie 100 an jenem trüben Novembertag um Punkt 7 Uhr auf Jungfernfahrt. Der damalige Regierende Bürgermeister Walter Momper und Ost-Bürgermeister Tino Schwierzina gaben am Hardenbergplatz in Charlottenburg-Wilmersdorf den Startschuss.

Wie konnte der Patzer nur passieren?
Dass der erste Doppeldecker da mit dem falsch geschriebenen Ziel „Alexanderpaltz“ losfuhr, ist der BVG heute noch peinlich. „Dass das damals niemand bemerkte, das hat uns beim Betrachten der Bilder auch sehr erstaunt“, ist eine Sprecherin verblüfft. Ihr Ziel erreichte die Linie 100 damals trotzdem: Natürlich war der Alexanderplatz in Mitte gemeint! Eine falsch geschriebene Anzeigetafel ausgerechnet bei einer solch historischen Fahrt? Wie konnte diese Blamage (dem Westen) nur passieren?
Heute wie damals wird und wurde die Aufschrift auf den Anzeigetafeln von Bussen der BVG nicht von den Fahrern selbst geschrieben. Heute wird das Fahrziel von einem zentralen System generiert, das die Fahrpläne und Haltestellen abruft. Darüber werden auch die Ansagen im Bus gesteuert. Zu hören ist bei den Haltestellenansagen die Stimme von Synchronsprecherin Philippa Jarke. Mit diesem System ist so ein peinlicher Patzer wie damals 1990 bei der Premiere der Buslinie 100 kaum mehr möglich.
Fahrtziele wurden manuell eingetippt
Denn damals wurden die Zielanzeigen der BVG-Busse technisch ganz anders programmiert als heute, klärt eine Sprecherin der BVG auf. „Die Werkstatt musste die Zieltexte manuell in einen kleinen Speicherbaustein – ein sogenanntes EPROM – eintippen. Dieser Chip wurde anschließend in den Fahrzeugrechner eingebaut, damit der jeweilige Bus die korrekten Linienziele anzeigen konnte.“ Hatte sich beim Eintippen des Fahrziels ein Fehler eingeschlichen, erschien er auch später auf der Anzeige – ohne Chance, etwas daran zu ändern. Die BVG-Sprecherin: „Einen schnellen digitalen Korrekturzugriff, wie wir ihn heute haben, gab es damals schlicht nicht.“



