35. Geburtstag

35 Jahre Linie 100: Vom Grenzsymbol zum Touristenliebling

Damals war sie die erste Ost-West-Verbindung durch Berlin: Die Buslinie 100 wird am 26. November 35 Jahre alt!

Author - Sharone Treskow
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Die Bürgermeister von Berlin Ost Tino Schwierzina (mittig links) und West-Berlin Walter Momper (mittig rechts) waren dabei, als der 100er zum ersten Mal auf Strecke ging.
Die Bürgermeister von Berlin Ost Tino Schwierzina (mittig links) und West-Berlin Walter Momper (mittig rechts) waren dabei, als der 100er zum ersten Mal auf Strecke ging.BVG Archiv

Eine bedeutsame Buslinie für Berlin feiert diesen Mittwoch Geburtstag: Der 100er wird 35 Jahre alt! Die BVG blickt mit spannenden Archivbildern zurück auf die ersten Fahrten der Linie.

Der 100er war die erste Ost-West-Verbindung durch Berlin

Gedächtniskirche, Siegessäule, Brandenburger Tor, Dom und Fernseh­turm – der 100er-Bus fährt sie alle an und gehört deshalb zu den beliebtesten Linien in Berlin, auch unter Touristen. Doch das ist längst nicht das einzige, was den Bus so besonders macht: Die Linie war auch die erste Ost-West-Busverbindung nach der Wiedervereinigung!

Vor exakt 35 Jahren, am 26. November 1990, rollte der erste Bus der Linie 100 durch Berlin. Die BVG erinnert sich in einer Mitteilung zu seinem Geburtstag: „Um Punkt 7 Uhr startete an einem trüben Novembertag die Jungfernfahrt eines Busses der Linie 100.“

Damit war übrigens auch die erste Buslinie mit dreistelliger Liniennummer auf Berlins Straßen unterwegs! Der damalige Regierende Bürgermeister, Walter Momper, und der für den Ostteil der Stadt zuständige Oberbürgermeister, Tino Schwierzina, schickten den ersten Doppeldecker am Hardenbergplatz auf die Reise.

Als grenzüberschreitende Linie wurde der 100 Bus von Fahrern aus beiden ehemaligen Verkehrsbetrieben (BVG und BVB) gefahren
Als grenzüberschreitende Linie wurde der 100 Bus von Fahrern aus beiden ehemaligen Verkehrsbetrieben (BVG und BVB) gefahrenBVG Archiv

Bus 100 wurde früher von zwei Verkehrsbetrieben befahren

Für die Linie 100 musste nach der Wiedervereinigung ein „kleines organisatorisches Wunder“ vollbracht werden: Denn hier sollten zwei ehemals getrennte Verkehrsbetriebe (BVG und BVB) plötzlich zusammen arbeiten. Die Fahrer aus Ost und West mussten sich von einem Tag auf den anderen im jeweils anderen, unbekannten Teil der Stadt zurechtfinden.

„In den ersten Tagen musste gemeinsam navigiert werden, oft mit handgezeichneten Linienverläufen, bevor moderne Navigationsgeräte zum Einsatz kamen“, erklärte die BVG.

100er kostete im Westen 2,70 D-Mark, im Osten 20 Pfennige

Wer damals die Öffis genutzt hat, erinnert sich vielleicht noch: West-Berliner Fahrgäste zahlten 2,70 D-Mark fürs Ticket, Ost-Berliner sollten 20 Pfennige zwischen Mollstraße und Brandenburger Tor abdrücken. Wer „rüber“ wollte, musste zwei D-Mark für einen „Grenz“-Fahrschein lösen.

Bis Januar 1995 bestanden zusätzlich der West-„A-Tarif“ beziehungsweise der Ost-„B-Tarif“, danach wurden die Tarifgrenzen aufgehoben.

So sieht der 100er-Bus heute aus.
So sieht der 100er-Bus heute aus.Stefan Zeitz / Imago

Der Bus düste früher sogar durchs Brandenburger Tor!

Ebenfalls ein wichtiger Tag in der Geschichte des 100er-Busses: Am 26. Mai 1992 öffnete sich für ihn das Symbol der deutschen Einheit – das Brandenburger Tor! Denn bis zur Sanierung Anfang der 2000er-Jahre durften Autos und auch Busse durch das Wahrzeichen fahren. Seit 2002 ist das nur noch zu Fuß oder mit dem Fahrrad gestattet.

1995 fuhr die Linie 100 noch durch das Brandenburger Tor hindurch.
1995 fuhr die Linie 100 noch durch das Brandenburger Tor hindurch.BVG Archiv

1995 erlebte der erste niederflurige Doppeldecker auf Berlins bekanntester Buslinie seine Premiere und machte Sightseeing barrierefrei. Seit einigen Jahren dürfen wegen einer Gewichtsbeschränkung auf der Route keine Doppeldecker mehr eingesetzt werden. Doch bis heute ist die Linie 100 mehr als eine Verbindung zwischen Ost und West. Sie ist eine mobile Chronik, die zeigt, wie eine Stadt wachsen, sich neu ordnen und dennoch ihr historisches Gedächtnis bewahren kann. Hauptstadtgeschichte auf Rädern. Happy Birthday 100er.