Unsichtbare Gefahr

Horror-Glätte in Berlin: Jetzt wird es richtig gefährlich

Im Interview mit dem Berliner KURIER erklärt Klimatologe Karsten Brandt, was die Glätte aktuell so gefährlich macht.

Author - Tobias Esters
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Spiegelglatte Gehwege in der Stadt. Eine Fußgängerin kämpft sich vorsichtig über vereiste Bürgersteige. Experten warnen vor anhaltender Glätte bis mindestens Neujahr.
Spiegelglatte Gehwege in der Stadt. Eine Fußgängerin kämpft sich vorsichtig über vereiste Bürgersteige. Experten warnen vor anhaltender Glätte bis mindestens Neujahr.Laszlo Pinter/dpa

Berlin und Brandenburg rutscht in den Winter – und viele werden davon eiskalt überrascht. Glatte Straßen, rutschige Gehwege und zahlreiche Unfälle haben bereits am Samstag gezeigt, wie gefährlich die aktuelle Wetterlage ist. Das eigentliche Problem ist dabei fast unsichtbar. Im Gespräch mit dem Berliner KURIER warnt Klimatologe Dr. Karsten Brandt von Donnerwetter.de vor einer besonders tückischen Kombination aus Nebel, feuchter Luft und Sprühregen.

Die Glätte schleicht durch Deutschland

Normalerweise sei Winterwetter berechenbar, erklärt Brandt. Eine klassische Schneefront ziehe von Norden nach Süden durchs Land, sei klar auf dem Radar zu erkennen und sorge dafür, dass Autofahrer automatisch vorsichtiger fahren. Ganz anders verhalte es sich bei der aktuellen Lage. „Dieser feuchte, milde Gruß von der Nordsee ist heimtückisch“, sagt Brandt. „Man sieht ihn auf dem Regenradar kaum – und plötzlich ist alles spiegelglatt.“

Im Dauereinsatz gegen die Glätte. Ein Streufahrzeug der BSR ist auf den Straßen unterwegs, um Eis und Reif zu bekämpfen.
Im Dauereinsatz gegen die Glätte. Ein Streufahrzeug der BSR ist auf den Straßen unterwegs, um Eis und Reif zu bekämpfen.Paul Zinken/dpa

Derzeit strömt milde, feuchte Luft ins Land. Es regnet nicht richtig, es schneit nicht richtig, doch Straßen und Gehwege werden feucht. Kommt in der Nacht Frost hinzu, friert diese dünne Schicht sofort fest. Schon minimaler Sprühregen reiche aus, um gefährliche Glätte entstehen zu lassen. Genau deshalb komme die Gefahr für viele so überraschend.

Glätte begleitet uns durch die nächste Woche

Und die Glätte verschwindet auch in den kommenden Tagen nicht einfach wieder. In der Nacht zu Sonntag wird feuchter Nebel erwartet – vor allem in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Hessen und im Süden von Niedersachsen. In Berlin kommt es dagegen nur vereinzelt zu Reifglätte. Doch die nächste Gefahr folgt bereits: In der Nacht zu Montag kann erneut leichter Sprühregen fallen, der bei Minusgraden sofort gefriert. Am Montagmorgen droht daher wieder Glätte.

Am Dienstagmorgen wird es wieder frostig, dazu kann ein wenig Schnee fallen. Auch am Mittwoch bleiben die Temperaturen winterlich, teils bis minus vier Grad. An Silvester erwartet Brandt klare, kalte Temperaturen um minus ein Grad, in den frühen Morgenstunden von Westen her möglicherweise etwas Schnee. Heißt konkret: Bis Neujahr bleibt es jeden Tag glatt.

Vor allem Autofahrer sollten jetzt höllisch aufpassen. Wer noch mit Sommerreifen unterwegs ist, sollte das Auto möglichst stehen lassen. „Glatteis verzeiht nicht“, warnt Brandt. Auch Fußgänger seien gut beraten, ihr Tempo zu drosseln. Mehr Zeit einzuplanen sei jetzt entscheidend. „Gehen Sie nicht gehetzt aus dem Haus“, rät der Meteorologe. „Der Winter ist da. Wir müssen uns wieder an ihn gewöhnen.“