Kai Wegner goes Hollywood. Als erster hochrangiger deutscher Politiker überhaupt nach der Wahl von Donald Trump reiste Berlins Regierender Bürgermeister in die USA. Nach Stopps in New York und Boston traf der CDU-Politiker mit einer Wirtschaftsdelegation in Los Angeles ein. Im ehemaligen Arbeitszimmer des in den 30er Jahren aus Grunewald vor den Nazis geflohenen Schriftstellers Lion Feuchtwanger sprach „der große Amerika-Fan“ Wegner mit unserem USA-Korrespondenten Christian Thiele über den Trump-Faktor, sein Gespräch mit Bürgermeisterin Karen Bass und dass die Berlinale mehr Hollywood-Flair bekommen soll.
Laut Wegner hatten nicht wenige vor dem Abflug laut angezweifelt, ob es so kurz nach dem Trump-Sieg nicht der falsche Zeitpunkt für einen deutschen Ministerpräsidenten sei, in die Vereinigten Staaten zu reisen: „Ich finde, es ist der perfekte Zeitpunkt. Denn nach Trumps Äußerungen müssen wir jetzt mehr denn je alles tun, um unsere transatlantischen Beziehungen zu stärken.“
Natürlich macht sich Wegner keine Illusionen darüber, dass das im MAGA-Zeitalter „nicht so leicht sein wird“. Während er auf die nächste Bundesregierung setzt, sich mit Trump zu verständigen, baut Wegner auf „Städte-Diplomatie“. Er ist guter Dinge: „Die Bürgermeisterin hat mir versichert, dass sie auch in Zukunft eng mit Berlin zusammenarbeiten will – was auch eine sehr gute Nachricht für die Berliner Wirtschaft ist!“

Kai Wegner: Das kann Los Angeles von Berlin lernen
Natürlich stand in Steinwurfweite von Hollywood das Thema Filmwirtschaft ebenfalls auf der Tagesordnung. Wegner ist überzeugt, dass sich Berlin hinter der Filmmetropole nicht verstecken muss: „Wir haben ja insbesondere mit Brandenburg zusammen einiges zu bieten. Dank Babelsberg sind Filmhauptstadt und Kinohauptstadt, mit tollen Kulissen.“
Allerdings sieht Wegner noch Luft nach oben, insbesondere was die Berlinale betrifft: „Ich würde mir wünschen, dass unser bereits tolles Filmfestival noch internationaler wird und noch mehr Glamour mit sich bringt.“ Er will durch besseres Netzwerken mit Hollywood die nächste Stufe erreichen. „Wir müssen uns ja nicht gleich mit den Oscars messen, aber mit unserer Strahlkraft haben wir noch viel mehr Möglichkeiten“, setzt er die Messlatte hoch an.
Ein weiteres Gesprächsthema mit Bass waren die Olympischen Sommerspiele, die Los Angeles als nächstes 2028 austragen wird: „Ich habe mich nach den Vorbereitungen erkundigt. Wir wollen ja auch die Olympischen Spiele bekommen. Und 2036 oder 2040 – das ist ja fast schon morgen!“
In einer Sache kann Los Angeles auf jeden Fall von Berlin lernen: Öffentlicher Personennahverkehr. Denn an diesem mangelt es in der Weltmetropole, „wie wir gleich nach der Landung feststellen mussten.“ Denn die Delegation stand erst einmal auf der achtspurigen 405 Highway im Stau. Eine U-Bahn oder Tram vom LAX-Airport – Fehlanzeige. Wegner: „Bass war sehr interessiert, was wir zu bieten haben.“ Um dann mit einem Lachen hinzuzufügen: „Ich fürchte aber, dass sie das bis 2028 nicht mehr hinbekommen werden!“
Zum Abschluss enthüllt Wegner, was ihn am meisten in Kalifornien und an den Einheimischen beeindruckt hat: „Dieses Lebensgefühl der Menschen, ihr Way of Life – der ist schon toll.“ ■