Berlin bekommt die Neu-Vergabe der Berliner S-Bahn nicht auf die Reihe: Erst im November listeten wir die bittere Chronik des Versagens auf. Grund damals: Nachdem da das Vergabeverfahren schon mehr als vier Jahre gelaufen war, wurde erneut die Ablauffrist der Ausschreibung und damit auch der Termin für die Inbetriebnahme der neuen Züge nach hinten verschoben. Und jetzt, gut zwei Monate später, kommt der nächste „Und täglich grüßt das Murmeltier“-Moment. Alles verzögert sich, natürlich, nochmal.
Vor mehr als vier Jahren begann das aufwendige Vergabeverfahren. Ausgeschrieben sind: der Betrieb auf den Nord-Süd-Verbindungen sowie auf der Stadtbahn ab den 2030er-Jahren. Die Ringbahn ist in dem Deal nicht enthalten. In diesem Zuge soll die S-Bahn mindestens 1400 neue S-Bahn-Wagen erhalten, die die allmählich in die Jahre kommende Flotte verjüngen. Gesucht sind Unternehmen, die die neuen S-Bahn-Wagen bauen, 15 Jahre fahren und 30 Jahre instand halten. Die Länder kauft die Züge (rund 5,6 Mrd. Euro) und überlassen sie dem Betreiber.
Neue S-Bahnen fahren in Berlin frühestens 2031
Die Ausschreibung verzögert sich bereits seit Jahren und wurde zwischenzeitlich auch vor dem Berliner Kammergericht verhandelt. Im Nord-Süd-Teilnetz war die Betriebsaufnahme ursprünglich bereits für Ende 2027 geplant, auf der Stadtbahn für das Frühjahr 2028. Jetzt rutscht alles noch mal nach hinten, bereits zum 7. Mal: Statt wie zuletzt angekündigt, den Zuschlag Anfang 2025 zu erteilen, wurde jetzt erneut die Frist für die Angebotsabgabe verschoben – auf den 27. März 2025, wie der Tagesspiegel berichtet.
Und mit der Verschiebung der Frist für Ausschreibung verschiebt sich natürlich auch der avisierte Termin der Betriebsaufnahme: auf den 17. Februar 2031 (Teilnetz Stadtbahn) bzw. 28. April 2031 (Teilnetz Nord-Süd). Weitere Verspätungen nicht ausgeschlossen.
Die erneute Verzögerung hatte sich schon im Januar angedeutet, da tat sich ein neues Problem auf. Nämlich die Frage, ob die S-Bahn statt mit 750 Volt künftig mit 1500 Volt fahren soll? Würden sich die Verantwortlichen entschließen, die Nennspannung zu erhöhen, wäre das bei den Anforderungen an die neuen Züge zu berücksichtigen, schrieb vor zwei Wochen die Berliner Zeitung.
Die Baureihe 480 hat eigentlich nur noch ein Ziel: den Schrottplatz
Bislang wurde in den Anforderungen festgeschrieben, dass die neuen S-Bahn-Züge mit 750 Volt unterwegs sein sollen. Mit einer Klausel, die alles kompliziert: Denn Berlin und Brandenburg hätten bis zu drei Monate nach Zuschlagerteilung das Recht, eine Spannung von 1500 Volt als Option zu bestellen, wie die Berliner Zeitung berichtet. Nun soll wohl die künftige S-Bahn-Generation auf jeden Fall für beide Spannungen vorbereitet sein – Umrüstbarkeit als Pflicht.
Bis zum Start der neuen Wagen wird immer wieder der Betrieb der Berliner S-Bahn durch die Deutsche Bahn verlängert. Jedoch ist unklar, ob bis dahin auch genügend benötigte, alte S-Bahn-Wagen der Deutschen Bahn durchhalten, schreibt der Tagesspiegel. Probleme bereiten die 65 Bestandswagen der Baureihe 480 (ab 1990): Für die ersten zehn Viertelzüge endet bereits 2029 die Zulassung. Bis 2032 landen dann auch die restlichen Wagen auf dem Schrott. Eigentlich. Jetzt wird geprüft, ob nicht doch eine Möglichkeit besteht, die in die Jahre gekommenen Wagen länger fahren zu lassen. ■