Mehrwertsteuererhöhung

Berliner Restaurant verlangt 43 Euro für ein Schnitzel

Seit dem 1. Januar werden Speisen in Restaurants wieder mit 19 statt mit sieben Prozent besteuert. Die Folge: steigende Preise.

Teilen
Seit 2024 gelten für die Gastronomie wieder 19 Prozent Mehrwertsteuer.
Seit 2024 gelten für die Gastronomie wieder 19 Prozent Mehrwertsteuer.Daniel Schvarcz/imago

Mit dem neuen Jahr steigen die Preise in der Gastronomie. Gründe hierfür sind die Erhöhung des Mindestlohns und die Mehrwertsteuer-Anpassung.

Viele Wirte haben die Preise ohne einen Kommentar angehoben, andere entschuldigen sich bei ihren Gästen für die Preiserhöhungen oder wettern gegen die Entscheidung der Politik. Ein namhaftes Lokal aus Berlin geht dabei seinen ganz eigenen Weg.

Der Wirt des Sternerestaurants Nobelhart & Schmutzig, Billy Wagner, hat sich in einer Ansprache an seine Gäste gewandt. „Ich möchte, dass Sie verstehen, wieso wir, aber auch alle anderen Kollegen und Kolleginnen, die so arbeiten wie wir, die Preise nach oben setzen müssen“, sagt er. 

Wirt rechnet Kosten durch die Steueranpassung vor

„Alle, die für Sie den Abwasch machen, müssen ab Januar zwölf Prozent mehr Steuern abführen“, sagt der Gastwirt Billy Wagner auf Instagram und erklärt, was die Wiederanpassung der Mehrwertsteuer für die Zahlen in seinem Restaurant bedeutet. 

Im Monat hätten sie im Durchschnitt 908 Gäste. 12.700 Euro mehr monatliche Abgaben bedeute das, rechnet er vor. Das wären aufs Jahr gerechnet rund 152.000 Euro Mehrkosten nur durch die Anpassung der Mehrwertsteuer. „Und diese Mehrkosten muss ich erwirtschaften“, fährt Wagner fort.

Ein weiterer Faktor sei die Erhöhung des Mindestlohns. Der ist zum Jahreswechsel von 12,00 Euro auf 12,41 Euro pro Stunde gestiegen. Sie würden ihn zwar nur an Praktikanten, Praktikantinnen und Auszubildende zahlen, aber dennoch würden die anderen Gehaltsstufen „analog“ angepasst werden, sagt Wagner. Das heißt aber auch: weitere 36.000 Euro Mehrkosten im Jahr.

Ohne Inflation und Preissteigerungen einzurechnen, würden demnach 188.000 Euro Mehrkosten auf ihn zukommen.

Das Schnitzel kostet künftig 43 Euro

Wer künftig in dem Berliner Sternerestaurant in der Friedrichstraße essen möchte, muss tiefer in die Tasche greifen. „Als Gastronom habe ich nicht viele Stellschrauben, an denen ich kostenmäßig drehen kann“, erklärt Billy Wagner. Billigere Lebensmittel zu kaufen oder gar Mitarbeiter zu entlassen kommt für ihn nicht infrage. Das sei „nicht akzeptabel“. Die Qualität des Restaurants könnte so nicht gehalten werden.

Für Gäste heißt das nun: Die Menüpreise Dienstag bis Donnerstag steigen von 175 auf 195 Euro, die Speisefolge Freitag und Samstag von 200 auf 225 Euro. Ein Schnitzel wird nun 43 Euro kosten. „Eine richtige Stange Geld“, gibt Wagner zu.

Kritik bekommt er unter dem Instagram-Reel trotzdem. Aber auch viel Verständnis vor allem aus der Gastronomiebranche. „Tolle, transparente und klare Botschaft. Ganz ohne wildes Anprangern, sondern differenziert dargestellt und die eigenen Auswirkungen erklärt“, lobt eine Person. „So gut und verständlich in Worte gefasst!!“, lautet ein anderer Kommentar.

„Verständlich“, findet eine weitere Person die Ausführungen des Gastwirts, stellt aber auch fest: „Wer 200 pro Kopf für ein Essen zahlen kann, der hat in der Regel auch mit 220 kein Problem.“■