Es ist unglaublich: Der Ostbahnhof in Berlin-Friedrichshain wird schon seit fast 15 Jahren saniert. Und die Arbeiten dauern und dauern und sind noch immer nicht fertig. Die Fahrgäste müssen drei weitere Jahre Baulärm und Umwege erdulden – und das bei laufenden Betrieb!
Was haben Berliner und Touristen schon geklagt, dass es auf dem Ostbahnhof wie auf einer Baustelle zugeht. Lärm, wenig Platz für Wartende auf den Bahnsteigen – und wenn man ganz großes Pech hatte, war zwischendurch auch mal der Zugverkehr gesperrt.
Der Ostbahnhof war zu DDR-Zeiten elf Jahre lang Hauptbahnhof
Allerdings muss man auch ehrlich sagen, dass es gar nicht so einfach ist, den Ostbahnhof zu sanieren. Schließlich sind die Sanierungsarbeiten ist in diesem Fall keine einfache Sache. Allein die Größe ist enorm, die es da zu bearbeiten galt.
Die Nordhalle des Ostbahnhofes ist 210 Meter lang, 55 Meter breit und 20 Meter hoch. Die Südhalle misst ebenfalls 210 Meter in der Länge, aber 40 Meter in der Breite sowie 18 Meter in der Höhe. Zum Vergleich: Die Halle über den Ost-West-Gleisen im Hauptbahnhof hat eine Spannweite von bis zu 66 Metern.
Warum der Ostbahnhof saniert werden musste, der zu DDR-Zeiten elf Jahre lang Hauptbahnhof war und ursprünglich Schlesischer Bahnhof hieß? Über 100 Jahre ist er alt. Und da nagte der Zahn der Zeit ganz ordentlich am und im Bauwerk.

2010 hat das Projekt Ostbahnhof begonnen, dessen Kosten auf 120 Millionen Euro veranschlagt werden. Erst wurden die Hallen und Stahlkonstruktionen, die die beiden Bahnhofsdächer tragen, auf Vordermann gebracht. Dann sollten 2018 die Dacharbeiten starten. Aber wie das bei solchen Vorhaben nun einmal so ist: Da tauchten hier und da noch weitere Schäden im alten Bauwerk auf, die Priorität hatten. Und so gingen erst 2020 die Arbeiten in die Höhe.
Ziel der Arbeiten: Die neuen Hallendächer am Ostbahnhof sollten unter anderem mehr Licht durchlassen als bisher. Zuletzt hatten die Gleishallen von 1929 und 1937 Oberlichter aus Drahtglas. Doch Glas dieser Art darf nicht mehr verbaut werden. Drahtglas ist kein Sicherheitsglas, wenn es splittert oder bricht, besteht Verletzungsgefahr. Außerdem war es trüb.
Das neue Dach steht: Doch der Ostbahof ist noch lange nicht fertig
Als die Hallendacherneuerung vor fünf Jahren begann, wurde es an den Gleisen zunächst noch dunkler. Gerüste engten den Platz auf den Bahnsteigen ein. Ein Zwischenboden, auf dem gearbeitet wurde, ließ kein Tageslicht mehr durch. Bei den Arbeiten wurden insgesamt 8300 Quadratmeter der Glaskonstruktion und 11.200 Quadratmeter der Dacheindeckung ersetzt.
In der Nord- und Südhalle ist es jetzt wieder hell. Nach und nach verschwand die Arbeitsbühne, auch die Gerüste wurden abgebaut. Im Frühjahr war alles weg.
Doch fertig ist man am Ostbahnhof noch lange nicht. In diesen Tagen stiegen Patricia Deurer und Steffen Dieckmann von der Projektleitung Gleishallenerneuerung zusammen mit einem Kollegen der Berliner Zeitung auf das Dach des Ostbahnhofes. Denn da oben ist man zwar mit der Sanierung fertig. Aber auf dem Bahnhofsdach kann man wunderbar noch weiter bauen.

„Eine Photovoltaikanlage, die das Gebäude mit Strom versorgen kann, ist in Prüfung“, sagt Dieckmann. „Dass die Dächer tragfähig sind, wurde inzwischen nachgewiesen. Nun wird über die Finanzierung gesprochen.“
Wichtiger sind aber die Arbeiten, die noch anstehen. Denn die Sanierung des Ostbahnhofes ist noch lange nicht fertig. Der dritte und letzte Bauabschnitt steht an. Er beinhaltet unter anderem die Sanierung der Klinkerfassade an der Nordseite des Bahnhofes. 2028 sollen dann auch dort die Baugerüste verschwinden – erst in drei Jahren also.