Große KURIER-Umfrage

„Es ist eine Krankheit!“ Konzerte filmen per Handy? DAS sagen Berliner

Immer mehr Menschen nutzen ihre Smartphones, um Ereignisse und Erlebnisse in ihrem Alltag zu dokumentieren. Was halten die Berliner davon?

Author - Veronika Hohenstein
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Was denken die Berliner über dieses ständige fotografieren und filmen? Der KURIER war in der Stadt unterwegs und hat Berliner befragt – und irgendwie nervt es doch alle...
Was denken die Berliner über dieses ständige fotografieren und filmen? Der KURIER war in der Stadt unterwegs und hat Berliner befragt – und irgendwie nervt es doch alle...Veronika Hohenstein

Warum geht man auf ein Konzert, wenn man dann die ganze Zeit nur aufs Telefon starrt? Diese Frage stellt sich unser KURIER-Redakteur Florian Thalmann in seinem Artikel über Menschen, die Konzerte mit dem Smartphone filmen. Musik-Star Bob Dylan hat darauf bereits eine konsequente Antwort gefunden: Bei seinen Konzerten in Deutschland ist die Benutzung von Smartphones verboten. Eine richtig geniale Idee, findet unser Autor, denn Menschen, die ganze Konzerte mit ihren Smartphones filmen, anstatt das Live-Erlebnis zu genießen, gehen vielen einfach nur noch auf die Nerven. Aber was denken die Berliner darüber?

Selin (20) aus Wilmersdorf nervt das ständige Gefilme von Leuten, sie meint, es zerstört die Gegenwart.
Selin (20) aus Wilmersdorf nervt das ständige Gefilme von Leuten, sie meint, es zerstört die Gegenwart.Veronika Hohenstein

Selin (20) aus Wilmersdorf findet das ständige Filmen mit dem Handy nervig

Selin fragt sich, warum Menschen ständig ihr Handy zücken müssen, egal ob bei Konzerten, Verkehrsunfällen oder Demonstrationen. „Derzeit ist es in der Gesellschaft zu sehr verbreitet, immer online zu sein“, sagt sie. „Wir sollten uns mehr in die reale Welt hineinversetzen. Das mit dem Internet und den Handys ist meiner Meinung nach einfach zu krass verbreitet. Genieße das, was du gerade tust, wenn du auf dem Konzert bist.“ Selin betont, dass es auch unangenehm sein kann, ungewollt auf Videos zu erscheinen, die in unpassenden Momenten aufgenommen wurden.

Malte (33) aus Kreuzberg: "übergriffig und langweilig."
Malte (33) aus Kreuzberg: "übergriffig und langweilig."Veronika Hohenstein

Malte (33) Kreuzberg: „Die Leute erleben den Moment nur auf ihrem Mini-Bildschirm!“

Malte kann das Filmen bei Sehenswürdigkeiten nachvollziehen, aber in alltäglichen Situationen wie in der U-Bahn oder auf der Straße findet er es übergriffig. „Früher hat man auf Konzerten Feuerzeuge herausgeholt, jetzt immer die Handys. Die Leute erleben den Moment gar nicht mehr direkt, sondern über ihren kleinen Mini-Bildschirm“, kritisiert er. Malte unterstützt Maßnahmen wie das Abkleben von Kameras in Nachtclubs. „Wenn man feiern geht oder tanzen, dann wegen des Erlebnisses und nicht, um einen auf Hobbyreporter zu machen. Es ist total übergriffig und langweilig, ständig aufgenommen zu werden.“

Asta D., (61), Kreuzberg: „Dokumentieren, dokumentieren, dokumentieren.“
Asta D., (61), Kreuzberg: „Dokumentieren, dokumentieren, dokumentieren.“Veronika Hohenstein

Asta D. (61) aus Kreuzberg: Für sie ist das ständige Filmen eine Krankheit

Asta, die seit vielen Jahren in Kreuzberg lebt, empfindet das ständige Filmen als eine Krankheit. „Die Leute sind nicht hier präsent, sondern immer am Dokumentieren. Als ich jung war, war es nicht so“, sagt sie. Für Asta ist es wichtig, den Moment zu genießen und nicht alles zu dokumentieren. „Ich mache es auch trotzdem ein bisschen, aber ich versuche, dass es nicht zu viel wird. Man dokumentiert immer alles. Das ist übermäßig.“

Sonny Ford (28) aus London filmt selbst, findet es aber auch nervig.
Sonny Ford (28) aus London filmt selbst, findet es aber auch nervig.Veronika Hohenstein

Sonny Ford (28) aus London: „Vielleicht bin ich ein Heuchler“

Sonny, der geschäftlich in Berlin ist, findet das ständige Filmen ebenfalls nervig, obwohl er zugibt, selbst viel zu filmen. „Du wirst aus dem Moment gerissen. Oft, wenn ich filme und mich umdrehe, sehe ich, dass alle filmen. Es wäre cool, wenn wir das nicht mehr so machen würden“, sagt er. Sonny glaubt, dass die Erinnerungen einfach besser wären, wenn man weniger filmt.

Anna Butwell  (40+) aus Kreuzberg: „Niemand will dein Video sehen!“
Anna Butwell (40+) aus Kreuzberg: „Niemand will dein Video sehen!“Veronika Hohenstein

Anna Butwell (40+) aus Kreuzberg: „Niemand will es sehen“

Anna, die schon seit einiger Zeit in Berlin lebt, findet, man sollte vorsichtiger sein, wen und was man filmt. Sie berichtet von ihren Erfahrungen bei Konzerten: „Ich habe mehrere Konzerte besucht, wo Leute vor mir stehen und mit der Handykamera tanzen. Wer wird sich das anschauen?“ Für sie ist es völlig in Ordnung, das Fotografieren an bestimmten Orten zu verbieten. „Niemand kümmert sich um dein schlechtes, drei Sekunden langes Video. Niemand will es sehen“, sagt sie und plädiert dafür, den Moment zu genießen.

Diese Berliner Stimmen zeigen ein deutliches Bild: Viele Menschen fühlen sich durch das ständige Filmen gestört und wünschen sich, dass der Fokus wieder mehr auf dem echten Erleben und Genießen der Momente liegt. Bob Dylans Entscheidung, Smartphones bei seinen Konzerten zu verbieten, trifft also bei vielen auf Zustimmung.

Was halten Sie davon, wenn auf Konzerten ständig mit dem Handy gefilmt wird? Nehmen Sie an unserer Umfrage teil! Schicken Sie uns Ihre Meinung an leser-bk@berlinerverlag.com!