Die Sonne brennt erbarmungslos an diesem Donnerstagnachmittag auf die Straßen Berlins herab. Durst macht sich breit, während sich die Hauptstadtbewohner in der Mittagshitze durch die Stadt schlängeln. Sich ein kühles Getränk vom nächsten Späti zu holen, bietet sich an. Aber da sich die neuen, fest verbundenen Deckel (auch bekannt als Tethered Caps) an die Flaschenhälse klammern, kann das Öffnen zur wahren Herausforderung werden – wenn man den Deckel wirklich abnehmen will. Aber das ist ja nicht Sinn der Sache. Der Deckel soll schön bei der Falsche bleiben!
Seit dem 3. Juli 2024 ist die neue EU-Richtlinie in Kraft, die vorschreibt, dass alle PET-Einwegflaschen und Getränkekartons einen festsitzenden Verschluss haben müssen. Diese Maßnahme ist Teil des umfassenden Plans der EU, den Plastikmüll zu reduzieren und die Umwelt zu schonen. Flaschen-Deckel sind nun also fest montiert. Für die einen ist diese Maßnahme ein Puzzlestück auf dem Weg zu mehr Umweltschutz, für die anderen eine nervige Erfindung, die beim Trinken stört. Der KURIER hat sich mal wieder unter die Menschen gemischt, um die Meinung der Hauptstadt einzufangen. Und DAS halten die Berliner von der Deckel-Dran-Maßnahme!
Wolfram Müller (70) aus Pankow: „Blödsinn“
„Die Flaschendeckel sind absoluter Blödsinn“, betont der 70-jährige Wolfram Müller aus Pankow. „Das nützt überhaupt nichts, wenn ich die Flasche aufmache …“ Demonstrativ schraubt Müller die Flasche auf. „Dann drehe ich das Ding dreimal rum … und ziehe und dann ist es ab.“ Müller fügt hinzu, dass er dann aber immer den Deckel wieder auf die Flasche drauf tut, wenn sie leer ist. „Verstehst du den Sinn dahinter, was sich die EU da gedacht hat?“ Müller schaut auf seine Flasche: „Ich glaube, da sind zu viele Leute in der EU, die denken zwar viel, aber oft das Falsche.“ Er reißt den Deckel ab, und verschüttet ein wenig Wasser auf seine Hose.

Grazer Touristinnen: „Grundsätzlich super!“
Mariella Egger (27) und Janine Hafner (31) aus dem österreichischen Graz stehen grundsätzlich positiv zum Deckel. „Ich finde es gut, dass das Plastik dort bleibt und nicht irgendwo verloren geht.“ Dann lacht Mariella und fügt hinzu: „Aber wenn man den Deckel nicht richtig schließt, rinnt Wasser aus und Wasser tropft auf deinen Schuh.“ Genau das ist ihr vor nur zwei Minuten passiert, gesteht sie. Ihr Handy, die Ohrenstöpsel und mehr Zeug seien von der auslaufenden Flasche in Mitleidenschaft gezogen worden. „Des war ein Downer, dafür, dass ich die Flasche eigentlich supporte!“ Auch Freundin Janine betont, dass sie die neuen Deckel eigentlich ganz gut findet. „Ich habe eine Tendenz, Deckel fallen zu lassen. Immer.“ Aber es sei auch zwischenzeitlich schwer, die Deckel zuzuschrauben. Wenn Janine trinkt, hält sie den Deckel mit dem Zeigefinger weg vom Gesicht.

Wahlberliner Carl Janta (24) aus Charlottenburg: „Popelig“
Der KURIER trifft auf Carl Janta (24): „Ehrlich gesagt finde ich diese Deckel ziemlich nervig. Das sind ja diese neuen Deckel, die nicht mehr abgehen.“ Er schraubt die Flasche auf. „Es ist ein bisschen popelig, irgendwie.“ Und wie trinkt er? Carl hält demonstrativ die Flasche hoch und hält den Deckel mit der anderen Hand beiseite. „Ich halte es so, aber dann geht dieses Ding (der Deckel) ins Gesicht so, ’ne?“ Er trinkt ein paar Schlücke, der Deckel liegt auf seiner Nase. „Und du bist nicht so ein Deckel-Abreißer?“, fragen wir. „Ne, ich bin nicht so ein Abreißer“, sagt Carl Janta. „Aber ich trinke auch viel Leitungswasser.“ Der 24-Jährige ist Grundschullehrer und hat immer sein Pausenbrot und seine Thermosflasche im Rucksack dabei.

Mitte-Berlinerin Despina Dimova (70): Toll!!!
„Ich denke, dass die Deckel eine super Idee sind. Diese Deckel sind überall, in der Natur, auf den Straßen. Das ist eine Katastrophe!“, sagt die Mitte-Berlinerin Despina Dimova (70). „Sie glauben also, dass wenn man den Deckel an die Flasche befestigt, dass das die Lösung ist?“, fragen wir. „Ja, natürlich!“ Sie schraubt den Deckel der Flasche auf und betrachtet die EU-Deckel-Fest-Maßnahme. „Toll!“ Beim Trinken hält sie den Deckel einfach mit dem Zeigefinger zur Seite.

Tipp: Wen Ihnen der feste Deckel wirklich zur Last fällt, können Sie ja auf Mehrwegflaschen und Leitungswasser umsteigen. ■