Bereits zwei Monate sind vergangen, seit sich an einer Berliner Grundschule in Spandau eine schockierende Attacke ereignete. Am 22. Mai griff ein Mitschüler Maximilian (12) unvermittelt von hinten an, bewaffnet mit einem Küchenmesser. „Als Max sich umdrehte, um seine Tasche aufzuheben, wurde ihm ein Messer direkt in den Rücken gestochen“, erzählt Mutter Franziska.
Maximilian sagt beim Treffen mit dem KURIER: „Und dann war er über mir, sticht auf mich ein.“ Die zehn Stiche verletzten den 12-Jährigen lebensgefährlich und verfehlen nur um Millimeter lebenswichtige Organe. Was genau an jenem Tag geschah, wie Max die brutale Attacke erlebte, und wie seine Mitschülerin Lilly (11) ihm mit ihrem mutigen Eingreifen womöglich das Leben rettete, darüber sprachen die Kinder bereits offen in exklusiven Reportagen des Berliner KURIER.
Heute, zwei Monate nach der Tat, trägt Max noch immer die sichtbaren und unsichtbaren Spuren des Angriffs. Lila schimmernde Narben zeichnen seine linke Gesichtshälfte, sind am Hals und um sein Ohr herum, am Arm und Brustkorb zu sehen. „Wir müssen die Narben gut mit Sonnencreme einschmieren“, erinnert Mama Franziska ihren Sohn. „Aber der Gips ist schon ab! Der sollte eigentlich Monate dran bleiben“, sagt Max. Er übt, damit seine linke Hand ihm wieder besser gehorcht.
Zwei Monate nach der Messerattacke: So geht es Maximilian (12) heute
Wenn der Junge lächelt, hebt sich eine Gesichtshälfte etwas mehr, ob sich das betroffene Nervenzentrum reparieren kann, können die Ärzte derzeit noch nicht sagen. Und doch begegnet Max dem KURIER ganz anders als noch beim ersten Interview, das nur 19 Tage nach der Attacke stattfand. Damals war er still, gezeichnet vom Erlebten, heute wirkt er fröhlich und zugewandt. „Er macht so große Fortschritte und ist so tapfer!“, sagt Mama Franziska. Dieses Mal lacht Max viel, ist schlagfertig, neugierig und verspielt.
„Wir waren auf dem Bauernhof“, erzählt Max. Manche erinnern sich vielleicht: das war Max großer Wunsch, als er im Krankenhaus lag und behandelt wurde. Mithilfe von Spendengeldern konnte die vierköpfige Familie aus Spandau diesen Wunsch erfüllen. Max durfte Hühner und Schafe füttern, Kühe streicheln, „und Gänse waren da auch“, fügt er hinzu. Die Zeit hat ihm richtig gut getan.

Aber dass es Max so viel besser geht, hat er auch seiner Freundin und Mitschülerin Lilly zu verdanken. Sie ist das Mädchen, das zuerst neben ihm kniete, als er attackiert worden ist. Seit jenem Tag sind Max und Lilly unzertrennlich. Sie wohnen im selben Spandauer Kiez, verbringen viel Zeit miteinander, lachen, spielen und teilen eine besondere Verbindung. Die 7. Klasse musste auch keine Prüfungen vor den Sommerferien machen, zu unkonzentriert seien die Kinder nach der Attacke gewesen. „Da könnten sich die Schüler mal bei mir bedanken“, scherzt Max grinsend, Lilly lacht.
Die Messerattacke an Spandauer Grundschule – zwei Monate später
Der Familie geht es den Umständen entsprechend besser. Doch die Tat, die Max miterleben musste, wirkt weiterhin schmerzhaft nach. „Sein Papa hat große Verlustängste entwickelt“, erzählt Franziska. „Uns geht es allen jeden Tag ein kleines Stückchen besser. Aber wir haben Alpträume, es wird wohl noch dauern, bis alles beim Alten ist.“ Nachdenklich fügt die Mutter hinzu:„Weißt du, schon bei seiner Geburt meinten die Ärzte, dass er es vielleicht nicht lange schaffen würde. Aber Max kriegt man nicht unter! Max lebt. Und er kämpft.“ Bald wird sich sein Leben vielleicht wieder leichter anfühlen. Jetzt stehen erst mal Sommerferien an. Und dann kommt ein neuer Start an einer neuen Schule!