Der frühere Berliner Justizsenator Wolfgang Wieland (Grüne) ist tot. Der Mitbegründer der Grünen in der Bundeshauptstadt sei im Alter von 75 Jahren gestorben, teilte die Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus am Mittwoch mit. Wieland war 1978 Mitbegründer der Alternativen Liste Berlin, die später zu Bündnis 90/Die Grünen wurde.
Wolfgang Wieland war ein typisches Kind der 68er-Bewegung. Links, grün, von Kreuzberg aus die Bürgerlichen hinterfragen. Nach einem Jurastudium in Frankfurt und Berlin prägten ihn Demos und Politik in Berlin: auch an der Demonstration gegen den Schah von Persien, auf der Benno Ohnesorg vom Berliner Polizisten Karl-Heinz Kurras erschossen wurde, nahm Wieland teil.
Später hatte Wieland eine Kanzlei in Berlin. Die ehemalige Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Renate Künast, absolvierte ihre Referendariat bei ihm in der bürgerlichen Charlottenburger Richard-Wagner-Straße. Wolfgang Wieland selber wohnte mit seiner Familie stets in Kreuzberg.
Zu seinen spektakulärsten Fällen zählte die Vertretung des türkischen Asylbewerber Cemal Altun. Altun nahm sich 1983 aus Angst vor der Abschiebung in die türkische Militärdiktatur mit einem Sprung aus dem Fenster des sechsten Stocks des Oberverwaltungsgerichts Berlin das Leben. Ebenso vertrat Wolfgang Wieland die Nebenklage im Mykonos-Prozess.
Neben der Karriere als Rechtsanwalt machte sich Wieland einen Namen in der Berliner Politik. Der Jurist gehörte der Abgeordnetenhausfraktion der Grünen von 1987 bis 1989 und von 1990 bis 2004 an. Mehrfach war er ihr Vorsitzender. Sein Talent zu schlichten und zu vermitteln war oft gefragt.
Justizsenator unter Klaus Wowereit
Von Juni 2001 bis Januar 2002 war Wieland Justizsenator im von der PDS tolerierten rot-grünen Minderheitssenat des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD). Die Innenpolitik war stets ein politisches Steckenpferd.

2005 zog Wolfgang Wieland in den Bundestag ein, wo er bis 2013 tätig war. Zuletzt war er im Wirecard-Untersuchungsausschuss des Bundestags als Sonderermittler tätig.
Die Grünen-Fraktionsvorsitzenden im Abgeordnetenhaus, Bettina Jarasch und Werner Graf, zeigten sich „voller Trauer, einen wundervollen Menschen und leidenschaftlichen Politiker verloren zu haben“. „Er brachte die Dinge klar auf den Punkt, immer zu Ende gedacht und immer von den Werten der Demokratie und Rechtsstaatlichkeit geleitet. Wir verlieren mit Wolfgang einen der ganz Großen unserer Partei und Berlin verliert einen der Menschen, die in der Lage waren, Orientierung zu geben.“
„Er war ein Großer“, sagte Renate Künast über Wolfgang Wieland, der sich zuletzt mit einer schweren Krankheit aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte. Seine letzten Tage verbrachte er in einem Hospiz. Wieland hinterlässt eine Frau und zwei Töchter.