Das sind wieder Neuigkeiten, die Berlins ins Chaos stürzen dürften: Vier Brücken über die Ringbahn müssen abgerissen werden – und das aus einem brisanten Grund. Die Bauwerke bestehen aus demselben gefährlichen Material wie die im vergangenen Jahr eingestürzte Carolabrücke in Dresden. Der DDR-Spannstahl, einst in einem Werk in Hennigsdorf produziert, könnte ohne Vorwarnung versagen. Nun stehen gleich mehrere Brücken in Prenzlauer Berg auf der Abschussliste.
Besonders krass: Neben der bereits angekündigten Erneuerung der Brücke an der Landsberger Allee treffen die Abrisspläne nun auch die Brücken an der Pappelallee, Kniprodestraße und Dunckerstraße. Das berichtet der „Tagesspiegel“ (Bezahlschranke).
Damit erhöht sich die Zahl der betroffenen Überführungen in Prenzlauer Berg auf fünf. Bereits seit Jahren gibt es für einige dieser Bauwerke konkrete Abrisspläne. Doch die jüngsten Erkenntnisse über das Baumaterial setzen die Verantwortlichen jetzt unter noch stärkeren Druck.
Die Fakten sprechen für sich: Der Hennigsdorfer Spannstahl, der in den 70er- und 80er-Jahren in DDR-Bauten verwendet wurde, ist eine tickendes Zeitbombe. Das Material neigt zur sogenannten Spannungsrisskorrosion, ein unsichtbarer Prozess, der plötzlich zu einem Einsturz führen kann.
Experten stufen Brücken mit diesem Material inzwischen als hochgefährlich ein. Besonders prekär: Auch der später produzierte Spannstahl aus Hennigsdorf gilt als problematisch – selbst nach einer Produktionsumstellung blieb das Risiko bestehen, so der „Tagesspiegel“.

Die Pappelalleebrücke, über die täglich die Straßenbahnlinie 12 rollt, galt lange als stabil, doch auch sie ist nun im Visier der Behörden. Ein Neubau ist zwar geplant, soll aber erst frühestens 2028 in Angriff genommen werden – ein besorgniserregender Aufschub, der auf begrenzte Ressourcen des Landes Berlin zurückzuführen ist.
Keine schnelle Brücken-Lösung in Sicht
Auch bei der Kniprodestraßenbrücke und der Dunckerstraßenbrücke ist keine schnelle Lösung in Sicht. Trotz ihres schlechten Zustands wurde ein Neubau aufgrund von Planungsengpässen erneut verschoben.
Währenddessen könnten jahrelange Sperrungen der Ringbahn drohen. Denn die Abrisse und Neubauten der benachbarten Brücken müssen koordiniert werden, um das Verkehrschaos im Rahmen zu halten. Aber anstatt konkrete Pläne zu präsentieren, verschiebt die Verkehrsverwaltung die Projekte immer weiter in die Zukunft.
Kritiker werfen dem Berliner Senat Versäumnisse vor. Noch 2024 hatte Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) im Mobilitätsausschuss beteuert, dass Berliner Brücken sicher seien – eine Ansicht, die nun wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt.
Die Opposition fordert Klarheit: Welche weiteren Brücken in Berlin sind von dem Risiko-Spannstahl betroffen? Der Senat muss sich auf eine harte Diskussion einstellen. Und inzwischen bleibt den Berlinern nur die Hoffnung, dass die Verantwortlichen rechtzeitig handeln – bevor es zu spät ist. ■