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Berlin verschenkt Goebbels-Villa! Was wird aus dem Liebesnest des Nazi-Monsters?

Joseph Goebbels bekam das Anwesen zu seinem 39. Geburtstag geschenkt. Schon lange wird überlegt, was daraus werden soll.

Author - Florian Thalmann
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Die Villa von Joseph Goebbels am Bogensee steht seit 2000 leer. Nun verschenkt Berlin das Anwesen mit dazugehörigem Grundstück an die Gemeinde Wandlitz.
Die Villa von Joseph Goebbels am Bogensee steht seit 2000 leer. Nun verschenkt Berlin das Anwesen mit dazugehörigem Grundstück an die Gemeinde Wandlitz.GRANGER Historical Picture Archive/imago, Patrick Pleul/dpa (Montage: Saba/BK)

Der ehemalige Landsitz von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels – er scheint nach langem Hin und Her jetzt doch eine Zukunft zu bekommen. Schon seit Jahren wird darüber diskutiert, was aus dem Nazi-Anwesen am Bogensee bei Wandlitz werden soll. Nun hat Berlin laut Berichten entschieden, die Villa zu verschenken. Doch nicht nur das: Die Kosten für die Bewirtschaftung des Anwesens in Brandenburg will die Stadt weiter tragen.

Joseph Goebbels bekam das Gelände zu seinem 39. Geburtstag

Das Gelände am Bogensee gehörte seit 1936 dem NS-Propagandaminister Joseph Goebbels – er bekam die knapp 500 Hektar Land von der Stadt Berlin zu seinem 39. Geburtstag geschenkt. Ein Blockhaus wurde errichtet, Goebbels nutzte es als sein „Liebesnest“ – so wurde es im Volksmund genannt.

Der Nazi-Minister war glücklich damit, dokumentierte sogar in seinem Tagebuch, wie sehr ihm das Stückchen Land gefiel. So schrieb er einmal: „Ein Waldidyll. Wunderbar! Ein kleiner Hügel, und von da sieht man nur Wasser, Bäume, Wiese. Und ringsum tiefe Einsamkeit.“ Bei einer anderen Gelegenheit hieß es: „Ich arbeite, lese, schreibe, und bin glücklich. Rings um mich Wald, welkes Laub, Nebel, Regen. Ein Idyll in der Einsamkeit.“  In anderen Einträgen genoss er das Herbstwetter – und schrieb zugleich NS-Propaganda nieder, die wir an dieser Stelle nicht wiedergeben wollen.

Schon lange wird darüber nachgedacht, was aus dem Gelände und den Gebäuden am Bogensee wird. Nun überträgt Berlin das Grundstück an die Gemeinde Wandlitz.
Schon lange wird darüber nachgedacht, was aus dem Gelände und den Gebäuden am Bogensee wird. Nun überträgt Berlin das Grundstück an die Gemeinde Wandlitz.Patrick Pleul/dpa

Im Laufe der Jahre entstand die größere Villa, in der es 30 Zimmer gab – und außerdem 40 Diensträume und unter anderem ein Kino und 60 Telefone. Etwas später folgten zwei weitere Gebäude, in denen Gäste untergebracht waren, Dienstbesprechungen stattfinden konnten. Die Gebäude stehen noch immer. 1944 wurde aufgrund der zunehmenden Luftangriffe auf Berlin ein Bunker gebaut.

Seit 2000 wird die Goebbels-Villa nicht mehr genutzt

Goebbels hatte das lebenslange Recht, hier zu residieren – nach seinem Tod 1945 gehörte das Stück Land wieder der Stadt Berlin. Nach dem Krieg befand sich auf dem Gelände die Jugendhochschule „Wilhelm Pieck“ der FDJ – bis 1990. Seit 2000 sind das Gelände und die Gebäude nun ungenutzt. Lange war unklar, was daraus werden soll, nun hat Berlin eine Entscheidung getroffen: Das Grundstück wird unentgeltlich der Gemeinde Wandlitz überlassen – die BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH. Geplant ist, dass das Gelände bis 2027 übertragen werden soll.

Joseph Goebbels bekam das Anwesen zu seinem 39. Geburtstag geschenkt, durfte es bis zu seinem Lebensende nutzen.
Joseph Goebbels bekam das Anwesen zu seinem 39. Geburtstag geschenkt, durfte es bis zu seinem Lebensende nutzen.piemags/imago

Kosten von 200.000 Euro pro Jahr trägt Berlin

Zugleich steht fest: Die derzeitigen Bewirtschaftungskosten von 200.000 Euro pro Jahr trägt weiterhin Berlin. Im Gegenzug verpflichtet sich Wandlitz, die Bewirtschaftung des Areals zu übernehmen und gegebenenfalls neue Verträge mit Versorgern und Dienstleistern abzuschließen. Die Gemeinde kann Außenflächen und Gebäude für Führungen, Besichtigungen und Veranstaltungen nutzen. Gleichzeitig soll eine zukünftige Nutzung erarbeitet werden.

Die Gemeinde will ein Konzept für die Nutzung erarbeiten

Das Land Berlin hat schon vor längerer Zeit deutlich gemacht, dass die Stadt selbst für die Nutzung kein Geld hat. Die Rede war immer von einem Investitionsbedarf von 300 Millionen Euro. Berlins Finanzsenator Stefan Evers (CDU) hatte im Mai 2024 sogar gesagt, er würde die Liegenschaft notfalls verschenken – gemeint war, an den Bund, das Land Brandenburg oder die Gemeinde. Wandlitz kann sich nun über das historische Grundstück freuen. „Gemeinsam sind wir uns der besonderen Strahlkraft des Ortes bewusst. Um diesen wieder sichtbar zu machen, ist der Nutzungsüberlassungsvertrag zwischen der BIM und der Gemeinde Wandlitz ein wichtiger Baustein“, sagte Bürgermeister Oliver Borchert. (mit dpa)