Der ehemalige Landsitz von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels – er scheint nach langem Hin und Her jetzt doch eine Zukunft zu bekommen. Schon seit Jahren wird darüber diskutiert, was aus dem Nazi-Anwesen am Bogensee bei Wandlitz werden soll. Nun hat Berlin laut Berichten entschieden, die Villa zu verschenken. Doch nicht nur das: Die Kosten für die Bewirtschaftung des Anwesens in Brandenburg will die Stadt weiter tragen.
Joseph Goebbels bekam das Gelände zu seinem 39. Geburtstag
Das Gelände am Bogensee gehörte seit 1936 dem NS-Propagandaminister Joseph Goebbels – er bekam die knapp 500 Hektar Land von der Stadt Berlin zu seinem 39. Geburtstag geschenkt. Ein Blockhaus wurde errichtet, Goebbels nutzte es als sein „Liebesnest“ – so wurde es im Volksmund genannt.
Der Nazi-Minister war glücklich damit, dokumentierte sogar in seinem Tagebuch, wie sehr ihm das Stückchen Land gefiel. So schrieb er einmal: „Ein Waldidyll. Wunderbar! Ein kleiner Hügel, und von da sieht man nur Wasser, Bäume, Wiese. Und ringsum tiefe Einsamkeit.“ Bei einer anderen Gelegenheit hieß es: „Ich arbeite, lese, schreibe, und bin glücklich. Rings um mich Wald, welkes Laub, Nebel, Regen. Ein Idyll in der Einsamkeit.“ In anderen Einträgen genoss er das Herbstwetter – und schrieb zugleich NS-Propaganda nieder, die wir an dieser Stelle nicht wiedergeben wollen.

Im Laufe der Jahre entstand die größere Villa, in der es 30 Zimmer gab – und außerdem 40 Diensträume und unter anderem ein Kino und 60 Telefone. Etwas später folgten zwei weitere Gebäude, in denen Gäste untergebracht waren, Dienstbesprechungen stattfinden konnten. Die Gebäude stehen noch immer. 1944 wurde aufgrund der zunehmenden Luftangriffe auf Berlin ein Bunker gebaut.
Seit 2000 wird die Goebbels-Villa nicht mehr genutzt
Goebbels hatte das lebenslange Recht, hier zu residieren – nach seinem Tod 1945 gehörte das Stück Land wieder der Stadt Berlin. Nach dem Krieg befand sich auf dem Gelände die Jugendhochschule „Wilhelm Pieck“ der FDJ – bis 1990. Seit 2000 sind das Gelände und die Gebäude nun ungenutzt. Lange war unklar, was daraus werden soll, nun hat Berlin eine Entscheidung getroffen: Das Grundstück wird unentgeltlich der Gemeinde Wandlitz überlassen – die BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH. Geplant ist, dass das Gelände bis 2027 übertragen werden soll.

Kosten von 200.000 Euro pro Jahr trägt Berlin
Zugleich steht fest: Die derzeitigen Bewirtschaftungskosten von 200.000 Euro pro Jahr trägt weiterhin Berlin. Im Gegenzug verpflichtet sich Wandlitz, die Bewirtschaftung des Areals zu übernehmen und gegebenenfalls neue Verträge mit Versorgern und Dienstleistern abzuschließen. Die Gemeinde kann Außenflächen und Gebäude für Führungen, Besichtigungen und Veranstaltungen nutzen. Gleichzeitig soll eine zukünftige Nutzung erarbeitet werden.