Klare Linien im Bauhausstil, eine bronzene Glasfassade, in der sich der Dom spiegelt, drinnen vergleichsweise teure Materialien. Beim Palast fürs Volk ließ sich der SED-Staat DDR nicht lumpen. Der Palast der Republik, 1976 gebaut, prägte eine Ära in der DDR. Von Anfang an war er viel mehr als nur ein Bauwerk. Hier waren Staat und Volk unter einem Dach vereint. Das DDR-Museum, gegenüber des ehemaligen Palastes gelegen, widmet dem Palast der Republik nun einen neuen Ausstellungsteil.

Der Palast war der Ort, an dem die DDR-Volkskammer tagte, ein Scheinparlament, dem aber hohe identifikatorische Wirkung zukam. Und er war der Ort, an dem man sich im Foyer unter Palmen und Hunderten von Lampen traf, in der Milchbar einkehrte oder Geburtstage in den Restaurants feierte. Während des Baus wurde viel über Erichs Lampenladen und die hohen Kosten geschimpft. Als er dann an den Ufern der Spree stand, pilgerten ganze Brigaden hin, um ihre Weihnachtsfeiern zu feiern.

Drei Nutzerfunktionen zeichnet die neue Ausstellung im DDR-Museum nach: die politische, die kulinarische und die kulturelle Nutzung des Palastes der Republik. Zum einen war hier der Sitz der Volkskammer, auch Großveranstaltungen wie SED-Parteitage, FDJ-Tagungen oder Staatsakte fanden hier – wo einst das Stadtschloss stand – statt. Gleichzeitig hatten mehrere Gaststätten, Bars, Diskotheken, eine Bowlingbahn und ein Theater für das allgemeine Publikum Platz unter dem Flachdach.
Palast der Republik: Stasi, Steak und Staatsakte
Günstig sei es in den Gaststätten gewesen, erläutert Historiker Stefan Wolle. Erschwinglich für jedermann. Und so kam auch jedermann. So wie der Palast der Republik ein Haus für das Volk war, so war auch jedem Besucher klar, dass es hier vor Stasi-Mitarbeitern wimmelte.
Nebenan im Marstall, mit einer Verbindung zum Palast der Republik, hatten die Leute vom Wachregiment „Feliks Dzierzynski“ ihre Kommandozentrale. Der Palast war verwanzt und es gab zwei Abhörräume. Klar, dass das MfS jede Person, die sich um eine Anstellung bewarb, überprüfte: von der Putzkraft bis zum Programmdirektor des Theaters. Und auch wer ein und aus ging, hatte man stets im Blick.
Stefan Wolle erinnert sich, dass er bei einem Besuch mit seiner Tochter ein Kuscheltier in der Milchbar vergessen hatte. Am nächsten Tag wurde er am Empfang in Richtung Marstall geschickt, dort stand das Tier dann im Panzerschrank der Stasi.
Modell des DDR-Volkspalastes
In der Ausstellung ist ein Modell des Palastes zu sehen. Im Maßstab 1:125 veranschaulicht es die Dimensionen. Es sei das größte und detailreichste Modell, welches zum aktuellen Zeitpunkt ausgestellt werde, so die Kuratoren bei der Präsentation.

Der Palast steht dabei auf einem Sockel aus Originalmaterialien des Palastes, darunter ein grüner Teppichboden aus einem der Parlamentarier-Zimmer und Marmor von der Fassade.
In den Vitrinen und hinter den Klappen verbergen sich zahlreiche weitere Gegenstände, die sich mit der Geschichte des Ortes, mit Debatten, Kontroversen, der Schließung und dem endgültigen Abriss beschäftigen. Neben einem Stück Kaminsims aus dem zerstörten Stadtschloss, dem Bauhelm des Palast-Architekten Heinz Graffunder, wird auch an Konzerte mit Harry Belafonte oder Udo Lindenberg erinnert.

Als der Palast 1990 wegen seiner Asbestbelastung Hals über Kopf geschlossen wurde, hielten das viele für einen Vorwand. Nachdem 2008 die Abrissbagger ihr Werk vollbracht hatten, „blieb manchen Ostdeutschen das Gefühl, die DDR würde ein weiteres Mal entsorgt“, heißt es auf einer Erklär-Tafel.
