Notunterkünfte voll

Bei 10 Grad Minus unter der Tischtennisplatte auf dem Spielplatz schlafen

Bei Temperaturen unter minus 10 Grad sind die Notunterkünfte für Obdachlose in Berlin voll. Helfer teilen Schlafsäcke und Suppen aus. Der DRK-Präsident hat eine dringende Bitte an die Bevölkerung.

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Unter einer Tischtennisplatte haben sich zwei Obdachlose ihr Lager aufgebaut.
Unter einer Tischtennisplatte haben sich zwei Obdachlose ihr Lager aufgebaut.Julius Schreiner/dpa

Es werde immer kälter, sagt ein obdachloser Mann, der auf einem Spielplatz unter einer Tischtennisplatte sein Lager aufgebaut hat. Es sei schön, wenn der Wärmebus komme. Dessen Fahrerin Julia hat ihm gerade einen Becher warmen Tee gereicht. Zusammenhalten sei das Wichtigste bei der Kälte, sagen er und sein Freund, der neben ihm liegt. Die Helfer reichen ihnen auch Schlafsäcke, Isomatten und Suppen.

Der Wärmebus des Deutschen Roten Kreuzes ist wie jeden Abend unterwegs, versorgt obdachlose Menschen und fährt sie auf Wunsch in eine Notunterkunft. Bereits bei plus zehn Grad wird es gefährlich, besonders wenn Menschen Alkohol getrunken haben und die Kälte nicht spüren.

Viele wollen trotz Kälte nicht in eine Notunterkunft

Bei den eisigen Temperaturen der vergangenen Tage – in Berlin und Brandenburg waren in der vergangenen Nacht bis zu minus 16 Grad angekündigt – sind die Unterkünfte an der Kapazitätsgrenze, erzählen die Helfer. Das passiere selten, denn viele Obdachlose ziehen es auch bei Kälte vor, draußen zu übernachten – auch wenn bereits Temperaturen um 10 Grad gefährlich sein können.

Dafür gebe es verschiedene Gründe, erzählt Herbert, der im 16. Winter den Wärmebus fährt. Ein Grund sei die Größe der Schlafsäle. „Der Geruch ist auch nicht immer angenehm.“ Die Gäste dürfen keinen Alkohol und keine Drogen mit in die Unterkünfte bringen und müssen ihr Gepäck durchschauen lassen. Manchmal werde auch etwas geklaut.

Im Schnitt geben die Helfer des Wärmebusses zwei bis drei Schlafsäcke pro Nacht aus. Sie fahren in Absprache mit dem Kältebus der Berliner Stadtmission, die drei Busse betreibt, bekannte Orte ab, schauen nach Obdachlosen, die sie kennen und reagieren auf Anrufe von Passanten.

Manchmal wählen die Helfer den Notruf

Ein Mann, zu dem der Wärmebus gerufen wird, kann sich nicht mehr auf den Beinen halten und wirkt etwas benommen. Er habe möglicherweise Erfrierungen an den Füßen, glaubt Herbert, vermutlich sei er schon eine Weile draußen. In solchen Fällen wählen die Helfer selbst den Notruf, und warten auf den Krankenwagen, während sie ihn mit einer Rettungsdecke und einer Mütze ausstatten.

Wegen der eisigen Nächte sind die Einsätze des DRK-Wärmebusses stark gestiegen. Zu Beginn der Saison im November seien im Schnitt fünf Anrufe am Tag eingegangen, mittlerweile liege der Schnitt bei acht Anrufen pro Tag. Seit dem 1. November seien 394 Menschen in Notunterkünfte gebracht worden, und es habe 1.706 Kontakte mit obdachlosen Menschen gegeben.

„Bitte schauen Sie nicht weg!“

„Unser Team ist jeden Abend im Einsatz und hilft, wo es kann“, sagte der Präsident des DRK-Landesverbands, Mario Czaja. Die Berlinerinnen und Berliner rief er auf, auf Hilfebedürftige zu achten. „Die eisige Kälte kann für obdachlose Menschen lebensbedrohlich sein.“ Das Team könne nicht alle Straßen abfahren und in jeden Hauseingang schauen. „Bitte schauen Sie nicht weg!“ Wer eine hilfebedürftige Person sehe, solle den Wärmebus rufen, der jeden Abend zwischen 18.00 und 24.00 Uhr erreichbar ist.

Der Wärmebus des DRK ist unter der Hilferufnummer (030) 600 300 1010 erreichbar. Wenn Sie vermuten, dass eine obdachlose Person Hilfe benötigt, sprechen Sie sie höflich an und fragen, ob sie etwas braucht oder Hilfe annehmen will.

Weitere Angebote für Obdachlose in Berlin

Kältebus:
030 690 333 690 täglich von 20 bis 02 Uhr

Kältehilfetelefon:
030 34 39 71 40 täglich von 19 bis 23 Uhr

KARUNA Sub – Buslinie für Obdachlose:
0157 86 60 50 80 Montag - Freitag von 09 bis 16 Uhr

Hilfe Hotline für obdachlose Menschen:
0157 80 59 78 70 (Montag - Freitag 9 - 17 Uhr) ■