Tierheim Berlin

Ausgesetzt nach den Feiertagen: Wenn Weihnachts-Tiere keiner mehr will

Rund um Weihnachten landen in Berlin jedes Jahr zahlreiche Haustiere im Tierheim.

Author - Tobias Esters
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Eine Heilige-Birma-Katze sitzt in der Quarantänestation im Tierheim Berlin. Das Tier wurde kurz vor Weihnachten von der Polizei ins Tierheim gebracht.
Eine Heilige-Birma-Katze sitzt in der Quarantänestation im Tierheim Berlin. Das Tier wurde kurz vor Weihnachten von der Polizei ins Tierheim gebracht.Christophe Gateau/dpa

Nach den Feiertagen schlägt jetzt der Tierschutz Alarm. In Berlin landen rund um Weihnachten jedes Jahr zahlreiche Haustiere im Tierheim Berlin – gefunden, ausgesetzt und von der Polizei gebracht. 

Schicksale aus dem Tierheim Berlin

Ihre Schicksale stehen stellvertretend für einen traurigen Trend: Eine Britisch-Kurzhaar-Katze, die am 28. Dezember vor dem Tierheim Berlin ausgesetzt wurde. Husky „Mokka“, der an Heiligabend angebunden in Kaulsdorf gefunden wurde. Hundewelpe „Lila“, den die Polizei in Alt-Moabit aufgriff. Oder Katzen wie „Santa Klaus“, die kurz vor Weihnachten in der Quarantänestation landeten. Tiere, die niemand mehr wollte.

Der Deutscher Tierschutzbund warnt seit Jahren vor diesem Szenario. „Hunde, Katzen, Kleintiere, Vögel oder Reptilien sind fühlende Lebewesen – keine spontanen Überraschungen unterm Weihnachtsbaum“, sagt Sprecherin Lea Schmitz. Besonders problematisch seien Tiere, die verschenkt werden, ohne dass der Beschenkte vorher zugestimmt hat. „Viele merken erst Wochen später, dass ein Tier nicht in ihren Alltag passt – oder teurer, anstrengender und zeitintensiver ist als gedacht.“

Pflegerin Alessandra Biazzo kümmert sich im Tierheim Berlin um die Hündin Maria. Das Tier wurde zuvor in einer S-Bahn gefunden.
Pflegerin Alessandra Biazzo kümmert sich im Tierheim Berlin um die Hündin Maria. Das Tier wurde zuvor in einer S-Bahn gefunden.Christophe Gateau/dpa

Dabei ist das Aussetzen von Tieren kein Kavaliersdelikt. Wer sein Haustier einfach zurücklässt, begeht eine Ordnungswidrigkeit und riskiert Bußgelder von bis zu 25.000 Euro. In schweren Fällen drohen sogar Freiheitsstrafen oder ein dauerhaftes Tierhalteverbot. Das Problem: Täter werden selten erwischt. Deshalb fordert der Tierschutzbund eine verpflichtende Registrierung für Hunde und Katzen, um ausgesetzte Tiere ihren Haltern zuordnen zu können.

Tierheim stoppt Vermittlungen zu Weihnachten

Auch das Tierheim Berlin zieht jedes Jahr Konsequenzen. Seit dem 20. Dezember gilt dort erneut ein Vermittlungsstopp über Weihnachten und den Jahreswechsel. „Tiere sind keine Geschenke, sondern Familienmitglieder“, sagt Vereinsvorsitzende Eva Rönspieß. Spontane Entscheidungen sollen so verhindert werden. Nur in wenigen Ausnahmefällen werden Tiere noch vermittelt, wenn der Prozess lange vorbereitet wurde und die neuen Halter über die Feiertage Zeit für die Eingewöhnung haben.

Viele unterschätzen, was ein Haustier wirklich bedeutet: tägliche Verantwortung, Zeit, Geduld und Geld. Tierarztkosten können schnell in die Höhe schießen. Hunde brauchen Bewegung und Nähe, Katzen Aufmerksamkeit, auch Kleintiere und Reptilien Pflege und Fachwissen. Dazu kommen Mietverträge, Allergien und Urlaubsbetreuung – Fragen, die sich viele erst stellen, wenn es längst zu spät ist.