Es ist der Morgen nach dem Schrecken von Köpenick. Am Mittwoch wurde hier ein Mann von einem anderen Mann in einem Asia-Imbiss brutal niedergeschossen. Danach wechselte der Täter die Straßenseite, schoss auch auf eine Dönerbude. Dass es hier keine Verletzten gab, grenzt an ein Wunder. KURIER sprach mit Augenzeugen des Dramas.
Die Dönerbude, auf die die Schüsse abgegeben wurden, von denen auch ein Video im Internet verbreitet wird, liegt inmitten einer Ladenzeile. Links ein Brillen- und Hörgerätegeschäft, rechts eine Bank. KURIER fragt bei Angestellten nach: Wie haben sie die dramatische Situation miterlebt?
„Sie glauben gar nicht, wie laut sich Schüsse anhören“, erinnert sich Andrea M. an den Moment, als vor dem Laden neben ihr die Waffe abgefeuert wurden. Sie habe erste gar nicht gewusst, was passiert sei. Sie sei aus dem Laden gelaufen, habe eine Frau schreien hören, dass geschossen wurde, und gesehen, dass das Modegeschäft gegenüber die Türen verbarrikadierte. Das habe sie dann auch gemacht – und die fünf oder sechs Kunden, die zu dem Zeitpunkt im Laden gewesen sein, in Sicherheit gebracht.
Augenzeugin hörte Schüsse in Köpenick, dann sperrte sie sich ein
Rund 12 oder 14 Minuten habe es gedauert, eh die ersten Polizisten am Tatort eingetroffen sein. „Das hat gefühlt echt ewig gedauert“, erinnert sich Andrea im Gespräch mit dem KURIER. Schnell wurde alles abgesperrt. Das SEK sei in Formation ins Forum einmarschiert. „Das kennt man sonst ja nur aus Filmen“, berichtet sie.

Am Donnerstag soll die Polizei den tatverdächtigen Deutschen, der unter Einfluss von Drogen gestanden haben soll, festgenommen haben. Die Angst der Anwohner und Augenzeuge beruhigt das zumindest ein bisschen.
„Es ist fast unglaublich, dass hier heute Morgen alles läuft wie immer“, sagt die Augenzeugen. Der Schreck steht ihr noch immer deutlich ins Gesicht geschrieben. Eine Kundin kommt, fragt, ob geöffnet sei.
„Dass selbst die betroffenen Läden offen sind, ist schon komisch“, findet Andrea. Während der KURIER mit ihr spricht, läuft ein Mitarbeiter der Dönerbude an uns vorbei. Zwei Tüten Zucker und einige Obst-Konserven hat er im Supermarkt nebenan gekauft – vermutlich fürs Tagesgeschäft. Auch der Asia-Laden, in dem das schwer verletzte Opfer angeschossen wurde, ist geöffnet.
Schüsse in Köpenick nicht das erste Verbrechen der letzten Monate
Gestern waren hier – bis spät in die Abendstunden – dutzende Polizisten im Einsatz. Auch das SEK war angerückt, Kriminaltechniker und die Spurensicherung. Dazu etliche Feuerwehren, Rettungswagen, Notärzte. Bilder wie aus einem Action-Film. Die Bahnhofstraße rund um das Forum Köpenick versank im Blaulicht.
„Mein Fahrrad durfte ich nur unter Polizeischutz holen, wurde von der Polizei durch den Bahnhof begleitet, als ich nach Hause durfte“, erklärt Augenzeugin Andrea. Ob sie sich in Köpenick noch sicher fühle, wollen wir wissen. „Ob Sie es glauben oder nicht: Wir wurden hier schon überfallen, es gab Automaten-Sprengungen, jetzt das. Ich habe vorher in Neukölln gearbeitet. Da habe ich mich sicherer gefühlt.“ ■