Luxus-Sanierung

Arbeiter von Schornstein erschlagen – so gefährlich sind unsere Baustellen!

In der Zionskirchstraße in Berlin starb ein Arbeiter auf einer schlecht gesicherten Baustelle. Er wurde vom Schornstein erschlagen. Der Baustellen-Ärger geht weiter.

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Während der Arbeiten am Dach kam es zu der Schornstein-Tragödie (Symbolfoto).
Während der Arbeiten am Dach kam es zu der Schornstein-Tragödie (Symbolfoto).Stengel/imago

Es war ein Albtraum auf dem Dach – und er endete tödlich: Ein 26-jähriger Bauarbeiter wurde vor knapp zwei Jahren von einem herabstürzenden Schornstein erschlagen. Jetzt endlich zieht die Justiz Konsequenzen.

Das Amtsgericht Tiergarten hat in dieser Sache zwei Strafbefehle erlassen – gegen den Chef der verantwortlichen Baufirma und den Bauleiter des Abrissprojekts in der Zionskirchstraße 22–24 in Berlin-Mitte.

Die Anklage lautet auf Baugefährdung und fahrlässige Tötung, schreibt der Tagesspiegel. Für den Geschäftsführer bedeutet das: 180 Tagessätze à 100 Euro – macht 18.000 Euro. Der Bauleiter kommt mit einer Strafe von 5000 Euro (100 Tagessätze à 50 Euro) davon. Der Vorwurf ist eindeutig: Pfusch auf dem Dach.

Die Abrissarbeiten sollen völlig unprofessionell gelaufen sein. Eine Brandschutzwand krachte ein, ein vierzügiger Schornstein stürzte ab – und begrub den jungen Arbeiter unter sich. Er wurde am Kopf getroffen und starb an seinen schweren Verletzungen.

Die Richter sind sich sicher: Das hätte niemals passieren dürfen, wenn fachgerecht gearbeitet worden wäre. Aber: Beide Angeklagten wollen die Strafen nicht akzeptieren – sie legten Einspruch ein.

Schornstein-Tragödie: Es brodelt in dem Luxussanierungsprojekt

Währenddessen brodelt es in dem Luxussanierungsprojekt am Zionskirchplatz. Die meisten Wohnungen stehen laut Tagesspiegel längst leer, und die letzten Mieter fühlen sich rausgeekelt. Schon im Herbst berichteten sie von ihren Horror-Erfahrungen: Wasserschäden, gekappte Gasleitungen, durchtrennte Telefonkabel, zugemauerte Keller.

In der Zionskirchstraße in Berlin passierte der tödliche Schornsteinunfall.
In der Zionskirchstraße in Berlin passierte der tödliche Schornsteinunfall.Pemax/imago

Und als wäre das nicht schon heftig genug, soll ein weiterer Dachstuhl nach dem tödlichen Unfall wieder genauso unsachgemäß abgetragen worden sein. Eine Mieterin schlägt Alarm: Der Schornstein ragte erneut ungesichert in den Himmel – genau wie beim tödlichen Unglück. Erst als sie das Bauamt einschaltete, griff die Behörde ein und sicherte das gefährliche Teil.

Aus dem tödlichen Unfall scheinen auf der Baustelle kaum Lehren gezogen worden zu sein. Wird Zeit, dass sich das mit einem Urteil rasch ändert.

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