Was bedeutet das für die Berliner?

Angst vor Krieg: U-Bahnhöfe und Keller als neue Schutzräume?

U-Bahnhöfe, Tiefgaragen und Kellerräume in der Hauptstadt könnten bald als Schutzräume für den Ernstfall dienen.

Author - Veronika Hohenstein
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Symbolfoto von den Unterwelten in Berlin – Bunker am Bahnhof Gesundbrunnen.
Symbolfoto von den Unterwelten in Berlin – Bunker am Bahnhof Gesundbrunnen.Funke Foto Services / imago

Der Präsident des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Ralph Tiesler, macht Ernst: Falls ein Krieg in Deutschland ausbrechen sollte, müssen wir vorbereitet sein – und deswegen sollen jetzt Schutzräume her!

Angesichts wachsender globaler Spannungen will der Bund wieder echte Schutzräume schaffen – auch unter der Erde. Der Süddeutschen Zeitung gegenüber sagte Tiesler: „Wir benötigen eine schnellere Lösung. Daher wollen wir Tunnel, U-Bahnhöfe, Tiefgaragen und Keller öffentlicher Gebäude zu Schutzräumen ertüchtigen.“ Er wolle auf diese Art „schnell eine Million Schutzplätze schaffen“! Und das sind keine Zukunftsfantasien, sondern konkrete Pläne, die bereits diesen Sommer präsentiert werden sollen.

Wenn es also „Hart auf Hart“ kommt, sollen Berliner nicht nur Schutz in unserem Öffis-Netz finden, sondern auch übernachten können. Laut der Zeit sind Toiletten, Essen und sogar Feldbetten geplant. Hinter dem ganzen Schutzraum-Plan steckt vor allem die Sorge vor Russland. Ein Szenario, in dem Russland ein Nato-Land angreift, ist nicht mehr unvorstellbar. „Lange war in Deutschland der Glaube weitverbreitet, dass Krieg kein Szenario ist, auf das wir uns vorbereiten müssen“, sagt BBK-Chef Ralph Tiesler. „Das hat sich geändert. Uns treibt das Risiko eines großen Angriffskriegs in Europa um.“

Von einst rund 2.000 Bunkern in ganz Deutschland sind heute nur noch 579 überhaupt funktionsfähig, das nach Angaben des rbb (Stand November 2024).

Millionen U-Bahnhöfe und Keller sollen zu Schutzräumen werden

Aber wie schaut es eigentlich in der Millionenstadt Berlin aus? Schon vor einem Jahr schlugen Experten Alarm. Im Tagesspiegel hieß es damals: „Berlin hat keinen einzigen Bunker, der wirklich einsatzbereit ist.“ Ein Sprecher des Senats erklärte damals: „Viele seien verkauft worden und würden anderweitig genutzt.“ Bereits 2007 stellte man die Erhaltung von Schutzräumen in Deutschland ein. Ähnlich sieht es Brandenburg aus, wo laut BBK keine öffentlichen Schutzräume mehr zur Verfügung stehen.

Also, kein Rückzugsort, kein Notfallraum – nur Betonreste aus einer anderen Zeit. Die Senatsinnenverwaltung richtete eine Arbeitsgruppe ein. Mit am Tisch saßen unter anderem die BVG und die landeseigene Immobilienfirma BIM. Ihre Aufgabe: herausfinden, welche Keller, Tiefgaragen oder U-Bahnbereiche sich als Schutzräume eignen könnten.

Außerdem stellte man fest: Große Schutzräume mitten in der Stadt bringen nicht viel, so das Bundesamt für Bevölkerungsschutz. Die meisten Leute würden diese im Ernstfall sowieso nicht rechtzeitig erreichen. Stattdessen setzt man auf das, was schon da ist. Unsere Keller direkt unterm Haus. Die seien in Deutschland meist so stabil gebaut, dass sie ganz ordentlich vor Druckwellen, Trümmern und Splittern schützen können.