65 Prozent sagten Ja

Abgestimmt: BVG-Fahrer nehmen mehr Lohn, bis Ende 2026 keine Streiks

Fast zwei Wochen wurde in der BVG-Belegschaft diskutiert und abgestimmt. Das Ergebnis: Eine Mehrheit entschied sich, den vereinbarten Tarifabschluss anzunehmen.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Über zwei Wochen hatten die Gewerkschaftsmitglieder unter den BVG-Beschäftigten abgestimmt, ob sie den neuen Tarifabschluss akzeptieren wollen.
Über zwei Wochen hatten die Gewerkschaftsmitglieder unter den BVG-Beschäftigten abgestimmt, ob sie den neuen Tarifabschluss akzeptieren wollen.Michael Ukas/dpa

Tagelang wurde auf den Betriebshöfen der BVG diskutiert und danach abgestimmt. Darüber, ob die 16.600 Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe den ausgehandelten Tarifabschluss akzeptieren oder ob es doch noch einen Dauerstreik geben wird. Das Ergebnis steht nun fest: 65 Prozent der Verdi-Mitglieder bei der BVG stimmen für Tarifeinigung. Das bedeutet: Es wird bis Ende 2026 keine Streiks bei der BVG geben.

Die Berliner Fahrgäste und Pendler sind da ganz schön mit einem blauen Auge davon gekommen. Auch die BVG-Führung, die gerade in Zehlendorf den ersten Spatenstich für die Verlängerung der U3 zum Mexikoplatz vollführt hatte, als die Verdi-Tarifkommission das Ergebnis am späten Montagnachmittag verkündete.

Wir erinnern uns: Vor einem Monat waren die Schlichtungsgespräche beendet. Am 7. April einigten sich Verdi und die BVG-Geschäftsführung auf einen Tarifabschluss. Danach mussten die Gewerkschaftsmitglieder unter den BVG-Beschäftigten darüber abstimmen, ob sie das Angebot annehmen.

Jetzt werden sie alle erst einmal eine Einmalzahlung von 1500 Euro erhalten. Dazu erhöht sich der Monatslohn der BVG-Fahrer inklusive aller Schichtzulagen um 585 Euro.

Bei den Mitarbeitern, die etwa in der Verwaltung tätig sind, steigt das Monatsgehalt um 430 Euro. Auch das Weihnachtsgeld wird erhöht. Unterm Strich sind das 140 Millionen Euro mehr Personalkosten, die jährlich die BVG stemmen muss.

Mit diesem Tarifabschluss waren allerdings viele BVG-Fahrer und auch Mitarbeiter auf den Betriebshöfen zunächst nicht einverstanden. Denn in dem Tarifstreit, der Anfang des Jahres mit den ersten Streiks richtig begann, hatte Verdi anfangs 750 Euro mehr Monatslohn für alle und satte Zulagen für die Fahrer gefordert. Etwa 250 Millionen Euro mehr Personalkosten hätte dies für die BVG bedeutet.

Mehr Lohn oder mehr Streik: Die Entscheidung der BVG-Mitarbeiter fiel eindeutig aus

„Die Diskussionen auf den Höfen waren von großer Ernsthaftigkeit geprägt. Es wurde deutlich, dass es möglich ist, auch über ein schwieriges Tarifergebnis in einer großen Belegschaft differenziert zu diskutieren“, sagte Verdi-Verhandlungsführer Jeremy Arndt. Das klare Abstimmungsergebnis mache „jetzt den Weg frei für die dringend notwendigen Lohnsteigerungen für die Kollegen“.

Dass dieses Ergebnis zustande kam, lag auch an der Gewerkschaft. Die Verdi-Tarifkommission hatte den Gewerkschaftlern bei der BVG empfohlen, dem Tarifabschluss, der durch Schlichtung erreicht wurde, zuzustimmen. Ob die Kollegen dieser Empfehlung folgen werden, war zu Beginn der Abstimmung nicht sicher. Stattdessen hätte man auch für einen Dauerstreik stimmen können.

Der nun bestätigte Tarifvertrag gilt bis Dezember 2026. Bis dahin dürfte es wegen mehr Lohn auch keine Arbeitskämpfe mehr bei der BVG geben. Darüber ist auch die Chefetage erst einmal froh.

„Ich bin froh, dass wir nach hartem Ringen einen für alle Seiten guten und nachhaltigen Kompromiss erzielt und die Tarifrunde letztlich zu einem Abschluss gebracht haben. Bis zu 20 Prozent mehr Gehalt ist ein wichtiges und wertschätzendes Signal an unsere Mitarbeitenden“, sagt BVG-Personalchefin Jenny Zeller-Grothe. Unklar ist, woher die landeseigenen Verkehrsbetriebe das Geld nehmen wollen, um die 140 Millionen Euro Mehrkosten für das Personal pro Jahr zu zahlen. Kommt nun die nächste Fahrpreiserhöhung? ■