Drei Herbststürme binnen einer Woche haben die Meteorologen für Europa und Deutschland angekündigt. Und wir haben erst einen davon überstanden...
Orkantief „Ciaran“ (das nur in Deutschland „Emir“ getauft wurde) hat über halb Europa gewütet und hat heftige Schäden angerichtet. Am Samstag ist aber schon das nächste Sturmtief im Anzug. Es heißt „Fred“ - und wird vermutlich noch mehr Regionen in Deutschland treffen. Wieder sind heftige Sturmböen bis in das Tiefland möglich. Fred bliebt bis Sonntag aktiv und wird sich vor allem in der Südhälfte des Landes austoben.
Damit aber nicht genug. Für Dienstag oder spätestens Mittwoch erwartet Deutschland ein weiterer Sturm. Auch dann können wieder Bäume abknicken oder Äste abbrechen, warnt etwa der „Weather Chanel“.
Mindestens sieben Menschen kamen ums Leben
Mit extremen Sturmböen und Wellen war „Ciaran“ („Emir“) zunächst über den Nordwesten Frankreichs und den Südwesten Englands hereingebrochen, ehe der Herbststurm die Niederlande und Deutschland erfasste. Mindestens sieben Menschen kamen ums Leben und etliche wurden verletzt, wie Behörden mitteilten. Vor den Augen ihrer Familie wurde im Harz eine Frau aus Bayern von einem umstürzenden Baum erschlagen.
In Frankreich gab es zwei Tote und 15 Verletzte, darunter sieben Feuerwehrleute, wie Innenminister Gérald Darmanin mitteilte. Ein Lastwagenfahrer starb, als er in einen umgestürzten Baum krachte. In Le Havre wurde ein Mann beim Schließen seiner Fensterläden von einem Windstoß erfasst und tödlich verletzt. Etwa 1,2 Millionen Haushalte waren ohne Strom und Hunderttausende vom Mobilfunknetz abgeschnitten. Umgestürzte Bäume blockierten Straßen sowie Bahnstrecken. Es gab erhebliche Sachschäden. 13.500 Feuerwehrleute rückten zu rund 3500 Einsätzen aus. Mehr als 1300 Menschen wurden in Sicherheit gebracht.

Sturmböen erreichten örtlich Geschwindigkeiten bis zu 200 Kilometern pro Stunde. Vor dem zur Bretagne gehörenden Departement Finistère - dem westlichsten kontinentalen Zipfel Frankreichs - wurde eine 21 Meter hohe Sturmwelle gemessen.
Tausende Haushalte ohne Strom
Auch an der Südküste Englands sorgte der Sturm für Probleme. Tausende Haushalte hatten zwischenzeitlich keinen Strom, wie die Nachrichtenagentur PA meldete. Bäume stürzten um, Straßen waren blockiert. Hunderte Schulen blieben geschlossen. Bahnbetreiber im Großraum London riefen die Menschen auf, nur wirklich notwendige Reisen anzutreten.
Auf der Insel Jersey im südwestlichen Ärmelkanal wurden der Polizei zufolge Windgeschwindigkeiten von bis zu 164 Stundenkilometern gemessen. „Bitte bleiben sie drinnen. Es ist sehr gefährlich da draußen“, warnte die Jersey Police. Eine Frau berichtete PA von großen Hagelkörnern: „Die Hagelkörner waren schwerer und größer als ein Golfball und haben uns drei Fenster beschädigt.“

Baum stürzte auf zwei Fußgänger
In Belgien forderte das Orkantief zwei Todesopfer. In einem Park in Gent stürzte ein Baum auf zwei Fußgänger, von denen einer ums Leben kam. In einem weiteren Park mit Spielplatz wurde eine Fünfjährige von einem schweren, herabstürzenden Ast erschlagen, berichtete die Zeitung „De Standaard“. In Antwerpen wurde ein Mann von einer umstürzenden Dachkonstruktion schwer verletzt.
In den Niederlanden wurde in Venray nahe der Grenze zum Niederrhein ein Mensch von einem umstürzenden Baum erschlagen, teilte die Polizei mit. An mehreren anderen Orten hatten umstürzende Bäume Menschen verletzt, darunter war eine Frau in Den Haag. Auch Radfahrer waren von herabfallenden Ästen und Bäumen getroffen worden. Wegen des Sturms mit Windböen von bis zu 110 Stundenkilometern waren Hunderte Flüge gestrichen worden. Auch die Züge von und nach Paris fuhren nicht. Auch die Schifffahrt war stark beeinträchtigt.
Im Harz stirbt eine 46-jährige Frau
Auch an den deutschen Küsten wütete der Starkwind. Noch gibt es keine genau Schadensbilanz.
Am Rammelsberg in Niedersachsen, ein mehr als 600 Meter hoher Berg am Nordrand des Harzes, starb eine 46-Jährige aus Bayern, als sie von einem umstürzenden Baum getroffen wurde. Im Harz tobe der Sturm deutlich stärker als zunächst erwartet, teilte die Feuerwehr in Goslar mit. In Nordrhein-Westfalen behinderten durch den Sturm umgefallene Bäume den Zugverkehr. Betroffen waren die Regionen Euskirchen, Remscheid, Mönchengladbach/Viersen und Dorsten.

Das Orkantief traf auch Teile der iberischen Halbinsel und forderte ein Menschenleben. Eine junge Frau wurde in Madrid von einem umstürzenden Baum erschlagen, wie der Rettungsdienst mitteilte. Drei weitere Menschen wurden leicht verletzt. In Mitleidenschaft gezogen wurden von „Ciaran“ vor allem der Norden Portugals sowie der Norden und das Zentrum Spaniens.
Es gab viel Regen und Windböen mit Geschwindigkeiten von bis zu 100 Stundenkilometern, die zu Beeinträchtigungen des Bahn- und Luftverkehrs führten. In Madrid wurde der auch bei Touristen beliebte Stadtpark Retiro aus Sicherheitsgründen geschlossen. Auf den Balearen mit der vor allem bei Deutschen beliebten Urlaubsinsel Mallorca wurde mit Alarmstufe Orange in erster Linie vor hohem Wellengang gewarnt. ■