Wie man mit wenig Mitteln einen verdammt festlichen Gin zusammenbraut

Manchmal braucht es keine Gans, keinen Baum  – manchmal reicht ein Glas, Mut und hochprozentiger Alkohol, um schlagartig in Weihnachtsstimmung zu kommen.

Author - Stefan Tappert
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Ansatzalkohol mit Gin-Gewürzen wie Rose, Kardamon und Wacholder
Ansatzalkohol mit Gin-Gewürzen wie Rose, Kardamon und WacholderStefan Tappert

Willkommen in der wunderbaren Welt des selbstgemachten Weihnachtsgins. Gin ist ja ohnehin das anarchischste Getränk der Spirituosenwelt. Seine Definition ist ungefähr so präzise wie ein Horoskop: Alkohol, Wacholder, fertig. Um die 41 Volumenprozent soll er haben, Wacholder muss drin sein – wie viel, wann und in welcher Gesellschaft? Völlig egal. Und genau das macht Gin zur perfekten Spielwiese für kreative Weihnachtsküchen.

In einem Gefäß sollte die Mischung mindestens eine Nacht lang stehen
In einem Gefäß sollte die Mischung mindestens eine Nacht lang stehenStefan Tappert

Die Basis ist Alkohol ohne Drama

Wir fangen an wie früher die Großeltern, nur mit Internet: Ansetzalkohol. Wichtig: der, von dem man nicht blind wird. Gibt’s frei Haus geliefert, ganz legal, ganz brav. Und jetzt wird geteilt – nicht der Alkohol, sondern der Plan.

Ein Teil des Alkohols wird ganz klassisch mit Wacholderbeeren angesetzt. Die gibt’s überall, sogar im Supermarkt. Einfach ins Glas, Alkohol drüber, Deckel zu, über Nacht stehen lassen. Der Wacholder macht in dieser Zeit genau das, was er seit Jahrhunderten tut: Er sagt dem Alkohol, dass er jetzt Gin ist.

Die Magie kommt von der Kaltmazeration deluxe

Der zweite Teil ist der eigentliche Star dieses kleinen Weihnachtswunders. Hier kommt unser innovativer Geschmack her – und unsere Farbe.

Wir setzen auf Kaltmazeration. Klingt nach Labor, ist aber Küchenromantik pur. Alkohol entzieht den Zutaten ihre Farbe, ihre Aromen, ihren Zucker – gnadenlos, effizient, wunderschön. Schon nach einer Stunde sieht das Glas aus, als hätte Weihnachten drin geblutet.

Besonders spektakulär wird es mit gefrorenen Erdbeeren. Einfach auftauen lassen und direkt in den reinen Alkohol werfen. Dazu kommen:

  • Hibiskus (für Farbe und Drama)
  • Rose (für Duft und Romantik)
  • Kardamom (für Tiefe)
  • süße Paprika (ja wirklich – für Wärme und Überraschung)

Noch ein kleiner Spritzer Zitrone dazu, Deckel drauf, und dann darf auch dieses Glas über Nacht bei Zimmertemperatur stehen.

Der Morgen danach (ohne Kater)

Am nächsten Tag wird gesiebt. Und zwar gründlich. Alles raus, was fest ist. Nicht naschen. Wirklich nicht. Diese Erdbeeren sind hochprozentige Zeitbomben.

Und dann passiert etwas Magisches:
Die Erdbeeren sind teilweise fast weiß geworden. Sie haben alles abgegeben. Farbe, Geschmack, Seele. Und schon der erste Schnuppertest verrät: Hier kommt keine dezente Frucht – hier kommt eine Duft- und Fruchtexplosion.

Jetzt stehen da zwei Gläser:
eins gelblich, klar, wacholderlastig – der klassische Gin
eins tiefrot, aromatisch, verspielt – Weihnachten in Flüssigform
Beide werden nach nochmaligem Sieben zusammengeführt. Große Wiedervereinigung.

Die Mathefrage (keine Panik)

Jetzt nur noch auf Trinkstärke verdünnen. Ziel: ca. 40 Volumenprozent.
Kleiner Tipp: Bei 96-prozentigem Ansetzalkohol braucht man ein bisschen mehr als die Hälfte kaltes Wasser, dann wird’s ein ehrlicher Gin zum Fest. Ein bisschen rechnen gehört zu Weihnachten ja irgendwie dazu.

Der Gin entzieht den Erdbeeren teilweise die Farbe
Der Gin entzieht den Erdbeeren teilweise die FarbeIMAGO/Maximilian Koch

Das große Finale vom Weihnachts-Gin

Ab in eine schöne Flasche damit. Tonic kaltstellen. Eiswürfel bereitlegen. Und dann: Einschenken.

Ein Gin Tonic in der Farbe des Mantels des Weihnachtsmannes, mit einem Duft, der nach Fest, Kerzen, Früchten und ein bisschen Anarchie riecht. Und das Beste: Während guter Gin im Laden zwischen 20 und 50 Euro für 0,7 Liter kostet, ist dieses Getränk ein Schnäppchen mit Wow-Garantie.
Man braucht keine Destille, kein Bar-Equipment und keinen Bart. Nur ein Glas, ein bisschen Zeit – und Lust, Weihnachten einfach mal anzusetzen.