Sicherheit in den Öffis

Zu viele Sex-Attacken! Grüne fordern Bahnwaggons nur für Frauen

Berlinerinnen fühlen sich in den Öffis nicht mehr sicher. Es gibt immer mehr Sexualstraftaten. Deshalb sollten sie einen eigenen Waggon bekommen.

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Frauen sind in der U-Bahn bisher nicht gesondert geschützt.
Frauen sind in der U-Bahn bisher nicht gesondert geschützt.Frank Sorge/imago

Berlinerinnen fühlen sich zunehmend unsicher in den Abendstunden, wenn sie mit U- und S-Bahnen unterwegs sind. Das belegen nicht nur zahlreiche Berichte, sondern auch eine alarmierende Statistik: Kommt jetzt der Bahnwaggon nur für Frauen? Die Berliner Grünen fordern das.

Die Zahl der Sexualdelikte im Berliner Nahverkehr ist in den vergangenen zehn Jahren um 260 Prozent gestiegen, mit 391 gemeldeten Fällen allein im Jahr 2023. Ein erschütternder Vorfall auf der U3 im Februar, bei dem ein Mann spät nachts eine Frau vergewaltigte, brachte die Diskussion um mehr Schutzmaßnahmen schnell neu in Gang.

Verkehrsexpertin Antje Kapek (48) von den Berliner Grünen greift die Debatte jetzt auf und bringt eine Idee ins Spiel, die in Tokio bereits Realität ist: Frauen-Waggons. Inspiriert vom japanischen Vorbild sollten auch in Berlin spezielle Waggons eingeführt werden, die Frauen außerhalb der Stoßzeiten vorbehalten sind, meint die Lokal-Politikerin in der „B.Z.“.

Mit Notrufsäulen und Videoüberwachung auf Bahnsteigen sollen explizit markierte Zonen außerdem für mehr Sicherheit sorgen. Kapek steht entschlossen hinter dieser Idee und betont, dass Frauen besonders gefährdet und deshalb auf zusätzlichen Schutz angewiesen seien.

Frauen sind häufiger Gewalt und Sex-Attacken ausgesetzt

Ihre Partei hatte ursprünglich über sichere Bereiche für FLINTA-Gruppen (Frauen, Lesben, Intersexuelle, Nicht-Binäre, Transgender und Agender) nachgedacht, konzentriert sich nun aber doch auf Frauen – ein Entschluss, der parteiintern für Diskussionen sorgte.

„Ich stehe aber zur Konzentration auf Frauen. Sie sind häufiger Gewalt ausgesetzt, haben einen übergeordneten Schutzbedarf“, sagt Kapek in der „B.Z.“. Bei Sexualdelikten waren im Vorjahr 89 Prozent der Opfer weiblich und 90 Prozent der Täter Männer.

Antje Kapek von den Berliner Grünen.
Antje Kapek von den Berliner Grünen.Funke Foto Services/imago

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) reagierten bereits zurückhaltend auf die Frauen-Waggon-Initiative. Kommunikationschefin Maja Weihgold bekräftigt, dass alle Menschen im Nahverkehr willkommen seien und verweist auf die vorhandenen Sicherheitsmaßnahmen.

In Tokio funktionieren die Frauen-Waggons seit Jahren

Auf jedem Bahnhof stehen Notruf- und Infosäulen, die direkt mit der Sicherheitszentrale der BVG verbunden sind – oft in direkter Absprache mit der Polizei. Auch in den Fahrzeugen gibt es Alarmknöpfe, die sofort mit dem Fahrer verbinden.

Kapek selbst fühlt sich in den Zügen überwiegend sicher, räumt aber ein, dass besonders die Bahnhöfe und die Wege dorthin für sie oft ein mulmiges Gefühl mit sich bringen. In Tokio funktionieren die Frauen-Waggons seit Jahren: Zu Stoßzeiten sind diese morgens und abends für Frauen reserviert, wobei Rollstuhlfahrer und Jungen bis zwölf Jahre ausgenommen sind.

Wer einmal in Tokio war, kennt allerdings auch die feinen Unterschiede zu Berlin. In Tokio wurden und werden Frauen und Mädchen in S- und U-Bahnen ganz offen angemacht und belästigt. Hilfe haben sie von anderen Fahrgästen kaum zu erwarten. Das Frauenbild ist leider noch nicht überall in Japan in der Moderne angekommen. ■