2000 Minuten Verspätung

Nackter stoppt 65 Züge! Alle fragen sich: War es ein TikTok-Idiot?

Immer öfter müssen Personen von den Gleisen gerettet werden. Dieses Mal sorgte ein Nackter für Bahn-Chaos und für mehr als 2000 Minuten Verspätung.

Teilen
Immer öfter werden Züge der Bahn von Menschen im Gleis gestoppt.
Immer öfter werden Züge der Bahn von Menschen im Gleis gestoppt.Krauthöfer/imago

Ein Mann, der angeblich nur mit Badeschlappen bekleidet war, sorgte am Sonntag auf der Strecke eines ICE von Berlin nach Köln für Stillstand. Über eine Stunde lang gelang es der Polizei nicht, den „Nackten“ zu fassen. Das Schlimme: Solche Vorfälle häufen sich.

Immer öfter müssen Personen von den Gleisen gerettet werden, sei es durch Alkohol beeinflusste Randalierer oder Jugendliche, die sich für ihre TikTok-Videos in Gefahr bringen. An jenem Tag gab es jedoch eine völlig absurde Meldung für die Passagiere des betroffenen ICE: Der Schaffner informierte sie, dass ein „nackter Mann mit Badelatschen“ im Gleisbett gesichtet wurde. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden ausgelöst, was den Zug auf unbestimmte Zeit stoppte. Und die Polizei – versuchte verzweifelt, den ungewöhnlichen Gleisgänger zu fassen, zunächst allerdings ohne Erfolg.

Der Chaoten-Einsatz stoppte nicht nur diesen einen Zug. Der Vorfall hatte Auswirkungen auf den gesamten Bahnverkehr, wie sich später herausstellte.

Großeinsatz der Polizei mit Hubschrauber wegen des Nackten

Zwei Tage nach dem Vorfall äußerte sich die Bundespolizei gegenüber der Berliner Zeitung und bestätigte den Einsatz: Ein 36-jähriger Mann aus der Region Hannover hielt sich gegen 19.30 Uhr in den Gleisen auf. Anders als die ursprünglichen Berichte vermuten ließen, war der Mann laut Polizeiangaben nicht komplett nackt, er trug wohl Shorts.

Der Lokführer des ICE bemerkte den Gleisläufer demnach rechtzeitig und leitete eine Bremsung ein, wodurch die Strecke gesperrt werden musste. Mehrere Einheiten der Bundes- und Landespolizei, unterstützt von einem Hubschrauber, wurden mobilisiert, um den „Nackten“ zu fassen.

Ein Mann läuft durchs Gleisbett. Solche Aktionen stoppen Züge!
Ein Mann läuft durchs Gleisbett. Solche Aktionen stoppen Züge!Gottfried Czepluch/imago

Schließlich konnte die Landespolizei ihn in Gleisnähe stellen. Nach ersten Ermittlungen leidet der „Nackte“ offenbar an einer psychischen Erkrankung. Er wurde deshalb in ein Krankenhaus gebracht, um gegebenenfalls eine weitere Behandlung in einer Psychiatrie zu ermöglichen.

2000 Minuten Verspätung durch den Nackten – 65 Züge betroffen

Trotz der Rettung des Mannes, gegen den nun ein Verfahren wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr läuft, hatte der Vorfall Folgen für Reisende in ganz Deutschland. Die Bundespolizei gab bekannt, dass 65 Züge mit einer Gesamtverspätung von 2002 Minuten zu kämpfen hatten, so die Berliner Zeitung. Zudem fielen drei Züge komplett aus, während zehn weitere nur teilweise ihre Strecke bedienen konnten.

Die Deutsche Bahn und die Regierung suchen nun nach Wegen, solche Vorfälle in Zukunft besser zu handhaben, um den Bahnverkehr nicht vollständig zum Erliegen zu bringen. Ein Vorhaben der Ampelkoalition von 2023 sah eigentlich vor, dass Strecken nicht mehr vollständig gesperrt werden müssen, wenn sich Personen im Gleisbereich befinden. Sofern sie keine direkte Gefahr darstellen. Bisher aber bleibt das volle Sperren der Strecken Standard – was zu massiven Beeinträchtigungen führt, wie dieser Vorfall deutlich zeigt. ■