Häufung von Unfällen

Dramatischer Anstieg: Immer mehr Kinder verunglücken auf Berlins Straßen

Bis zum 17. September haben bereits 728 Kinder ihr Leben bei Unfällen riskiert. Experten fordern eine Änderung der Verkehrspolitik

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Kinder verunglücken immer häufiger auf Berlins Straßen.
Kinder verunglücken immer häufiger auf Berlins Straßen.Jochen Tack/imago

Drama auf Berlins Straßen: Die Zahl der bei Verkehrsunfällen verletzten Kinder schnellt in die Höhe. Während in den vergangenen Jahren zwischen 600 und 800 Kinder Opfer solcher Unglücke wurden, sank die Zahl im Corona-Jahr 2021 auf ein historisches Tief von 500. Jetzt aber steht die Hauptstadt vor einer echt krassen Entwicklung – denn bis zum 17. September haben bereits 728 Kinder ihr Leben bei Unfällen riskiert.

Ein Todesopfer, 88 Schwerverletzte, 639 Leichtverletzte. Rechnet man diesen Anstieg bis Jahresende hoch, könnte die Zahl der verunglückten Kinder erstmals seit 20 Jahren die Marke von 1000 überschreiten, berichtet der „Tagesspiegel“ (Bezahlschranke).  Das ist ein Plus von 60 Prozent.

Schon jetzt sind also mehr Kinder betroffen als im gesamten Vorjahr. Einzig positiv daran ist: Meist handelt es sich um Leichtverletzte. Schwerverletzungen kommen seltener vor, doch die Zahlen bleiben besorgniserregend hoch.

Kinder sind im Straßenverkehr besonders gefährdet.
Kinder sind im Straßenverkehr besonders gefährdet.Michael Gstettenbauer/imago

Kinder, die aktiv im Straßenverkehr unterwegs sind – als Fußgänger oder Radfahrer – tragen das größte Risiko. Rund zwei Drittel der Unfälle verursachen sie allerdings selbst. Die Gründe? Häufiges Nichtbeachten des Verkehrs, Fehler beim Einfahren in die Straße und das Radeln auf der falschen Fahrbahn.

Beispiele gibt es zuhauf: Ein elfjähriger Junge wird auf einem Zebrastreifen angefahren, der Fahrer flüchtet. In Berlin-Prenzlauer Berg fährt eine 66-Jährige mit ihrem Toyota einen Jungen an, der plötzlich zwischen parkenden Autos die Straße betritt. Kurz zuvor verunglückte ein Neunjähriger mit seinem Fahrrad in Berlin-Hohenschönhausen.

Weitere Unfälle ereigneten sich in Berlin-Hakenfelde und Berlin-Lichtenberg. Die Liste der verletzten Kinder wird immer länger. Die Polizei betont, dass die Fahrer durch Notbremsungen Unfälle oft nicht verhindern konnten.

Zugeparkte Kreuzungen und Überwege gefährden Kinder besonders

Gabi Jung, Geschäftsführerin des BUND Berlin, teilte mit: „Es würde schon viel bringen, die bestehenden Regeln endlich konsequent durchzusetzen. Gerade zugeparkte Kreuzungen und Überwege gefährden Kinder in besonderem Maße. Sie sehen nicht, was auf der Straße passiert und werden selbst übersehen. Da helfen weder gelbe Westen noch Reflektoren. Überhöhtes Tempo von Autos macht die Katastrophe perfekt. Der Senat muss die Verkehrssicherheit endlich zur Priorität machen.“

Besonders brisant: Während die Zahl der Verkehrsunfälle in Berlin insgesamt nicht steigt – im Gegenteil, sie ging sogar leicht zurück – zeigt sich bei Unfällen mit Kindern die oben genannte alarmierende Zunahme. Hochgerechnet sollen es bis Jahresende etwa 126.000 Verkehrsunfälle in Berlin sein, weniger als in den Jahren vor Corona.

Doch die Zahl der tödlichen Unfälle hat längst einen traurigen Höchststand erreicht: 38 Menschen starben bisher, darunter viele Senioren. ■