Das Chaos wäre unvorstellbar! Seit dem heutigen Mittwoch fährt in Berlin kaum eine S-Bahn. Der Grund dafür ist der bundesweite GDL-Streik, der sich noch bis kommenden Montag hinziehen wird. Bis dahin müssen alle Fahrgäste auf andere Wege ausweichen, größtenteils also auf die BVG. Das Resultat sind überfüllte Busse, auch viele U-Bahnen und Straßenbahnen kommen zu spät. Doch was wäre, wenn parallel das gesamte BVG-Angebot ebenfalls ausfallen würde? Tatsächlich steht diese katastrophale Möglichkeit im Raum: Denn Verdi und BVG verhandeln ab dem heutigen Mittwoch (24. Januar) die Tarife neu. Ein Streik wird nicht ausgeschlossen.
Fahrer fordern bessere Arbeitsbedingungen – wird die BVG darauf eingehen?
Die Gewerkschaft Verdi startet am Mittwoch Tarifverhandlungen mit den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG), wie RBB berichtet. Dabei geht es jedoch nicht um Gehälter und Löhne, wie Verdi betont – in dem neuen Manteltarifvertrag (der alte Tarifvertrag war zum 31. Dezember 2023 ausgelaufen) sollen für die etwa 16.000 Beschäftigten bessere Arbeitsbedingungen festgelegt werden.
„Wir möchten mit unseren Forderungen erreichen, dass der Job wieder entlastender gestaltet und attraktiver wird“, sagt Verdi-Sprecher Gordon Günther. Man möchte erreichen, dass alle Beschäftigten der BVG ohne Staffelung 33 Tage Urlaub erhalten. Zudem fordere Verdi für die BVG-Mitarbeiter 500 Euro Urlaubsgeld pro Jahr sowie eine verlängerte Wendezeit von zehn Minuten auf allen Linien, eine Erhöhung der Ruhezeiten im Fahrdienst auf zwölf Stunden, die Gewährung eines Urlaubstags für jeweils 100 Nachtarbeitsstunden (bis zu sechs Tage) und die Absenkung unbezahlter Pausenanteile im Fahrdienst.
BVG braucht dringend mehr Personal

Ob und wie die BVG auf die Verdi-Forderungen eingeht, wollte das Unternehmen noch nicht mitteilen. Bereits im Dezember hatte Verdi dem Arbeitgeberverband einen Forderungskatalog für die Tarifverhandlungen überreicht, doch die BVG nahm die Forderungen der Gewerkschaft seinerzeit „lediglich zur Kenntnis“. Sie erklärte, man werde sich „die Forderungen im Detail anschauen und diese mit eigenen Themen und Ideen abgleichen“. Man freue sich auf „faire und konstruktive Verhandlungen“. Attraktive Arbeitsbedingungen schaffen, darin seien sich BVG und Verdi grundsätzlich einig.
Denn besonders im Fahrbereich wird Personal händeringend gesucht – immerhin musste der Bus-Fahrplan aus diesem Grund im Dezember um sechs Prozent reduziert werden. Es gehe außerdem darum, Beschäftigte langfristig ans Unternehmen zu binden. Allerdings liegen die Vorstellungen darüber, was für die BVG finanziell machbar ist, auseinander: Für längere Ruhezeiten etwa wird noch mehr Personal benötigt, was auch mehr Geld kostet.
Warnstreik bei der BVG nicht ausgeschlossen
Doch was ist, wenn die BVG nicht ausreichend auf die Verdi-Forderungen eingeht? Müssen die Berliner einen Parallel-Streik von S-Bahn und BVG befürchten? Warnstreiks seien zwar bislang nicht absehbar, Verdi schließt sie aber auch ausdrücklich nicht aus! Sollte es dazu kommen, würde dieses letzte Mittel „mit Bedacht gewählt und mit genügend Vorlaufzeit geplant“, sodass sich Kunden darauf einstellen könnten. Der Tarifabschluss ist laut Verdi noch im ersten Quartal dieses Jahres geplant.
Wir dürfen wohl also vorsichtig optimistisch sein, dass es nicht zum Super-GAU kommen wird – und die gesamten Öffis in Berlin bestreikt werden. ■