Was wird aus TXL?
20.000 Arbeitsplätze und 5000 Wohnungen: Der alte Flughafen wird jetzt ein Stadtviertel
TXL hat als Airport ausgedient. Auf der rund 500 Hektar großen Fläche soll jetzt ein neues Stadtviertel entstehen.

Die Pläne sind schon gemacht. Wenn der Flughafen Tegel seinen Betrieb eingestellt hat, sollen auf dem Areal ein Stadtquartier mit 5000 Wohnungen, ein Forschungs- und Industriepark für urbane Technologien sowie ein Landschaftspark entstehen. Das sieht das Nachnutzungskonzept vor, das die landeseigene Tegel Projekt GmbH in den vergangenen Jahren erarbeitet hat.
Seit Mittwoch läuft der Countdown. Nachdem am 4. November 2020 die südliche Startbahn am neuen Airport BER in Betrieb gegangen ist, dauert es jetzt noch ein halbes Jahr, bis zum 5. Mai 2021 – dann ist der Tegeler Flughafen endgültig kein Flughafen mehr. Sobald danach alle sicherheitsrelevanten Anlagen von der Berliner Flughafengesellschaft zurückgebaut sind, kann die Tegel Projekt GmbH das Gelände übernehmen.
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„Wir haben viel geplant und lange auf unsere Starterlaubnis gewartet, aber nun stehen alle Zeichen auf Grün“, sagt Philipp Bouteiller, Geschäftsführer der Tegel Projekt GmbH. „Auf 500 Hektar wird hier eine Stadt der Zukunft entstehen, sozial, nachhaltig, hoch innovativ, mit dem wahrscheinlich größten Holzbau-Quartier Europas.“ Noch 2021 sollen die Vorbereitungen für den ersten Bauabschnitt beginnen.
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Tag der offenen Tür im nächsten Jahr
Bevor die ersten Bagger anrollen, möchte die Tegel Projekt GmbH den Flughafen im August 2021 aber noch einmal öffnen. Bei einem Tag der offenen Tür sollen dann nicht nur die Gebäude offen stehen, sondern erstmals auch die bislang immer abgeriegelte Luftseite mit dem Rollfeld sowie den Start- und Landebahnen zugänglich sein. „Wir hoffen, dass es die Corona-Situation im nächsten Sommer zulässt, einen für alle unvergesslichen Tag zu gestalten, bevor das Gelände für mehrere Jahre zur Großbaustelle wird“, sagt Bouteiller.
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Ab Herbst 2021 sollen dann zunächst die Baustraßen erstellt werden. Außerdem ist der Beginn der Altlastensanierung geplant. Im Gebäude findet sich unter anderem Asbest. Parallel dazu will die Tegel Projekt das Informationsangebot vor Ort erweitern. Geplant sind Ausstellungen, Veranstaltungen und Führungen. Ebenfalls noch 2021 ist der Start der ersten Vergabeverfahren für Grundstücke vorgesehen – und zwar für Flächen in der Urban Tech Republic, wie der Forschungs- und Industriepark genannt wird, sowie im künftigen Wohnviertel, dem Schumacher Quartier. Im neuen Wohnviertel sollen verschiedene Akteure zum Zuge kommen: die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften, Wohnungsbaugenossenschaften und private Baugruppen.
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Ab 2022 beginnen die Sanierungen in den Bestandsgebäuden. Parallel dazu soll die Vermietung für Zwischennutzungen hochgefahren werden. Im Schumacher Quartier ist der Start der ersten Tiefbauarbeiten vorgesehen. „Es werden sowohl gewerbliche als auch kulturelle Zwischennutzungen möglich sein“, sagt Tegel-Projekt-Sprecherin Constanze Döll. Vorstellbar seien beispielsweise temporäre kulturelle Nutzungen genauso „wie Drohnenexperimente in den Hangars“.
Beuth-Hochschule wird ein Hauptnutzer
Einer der Hauptnutzer der Urban Tech Republic soll die Beuth-Hochschule werden, deren zentraler Campus in Wedding liegt. Mehr als 2500 Studierende sollen in das ehemalige Terminalgebäude A in Tegel einziehen, das sind rund 20 Prozent der Studierenden der Hochschule. Das sechseckige Terminalgebäude soll sich dafür in einen kreativen und lebendigen Ort mit Seminarräumen, Laboren und angeschlossenen Versuchsflächen verwandeln.
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Die Entscheidung für den Standort in Tegel habe sich für die Hochschule zwar nicht als die schnellste Lösung herausgestellt, sagt Werner Ullmann, der Präsident der Beuth-Hochschule, aber die Urban Tech Republic biete eine einmalige Gelegenheit. „Mit unseren Forschungsaktivitäten und einem Gründungszentrum werden wir dort zum Motor für Innovationen und wirtschaftliche Entwicklung“, sagt Ullmann. Inhaltlich will sich die Hochschule am Standort TXL auf die Erweiterung des Kompetenzzentrums „Stadt der Zukunft“ konzentrieren. Dabei geht es beispielsweise um den effizienten Einsatz von Energie, nachhaltiges Bauen, umweltschonende Mobilität und Recycling.
Der zweite Nutzer in Tegel, der jetzt schon feststeht, ist die Akademie der Berliner Feuerwehr- und Rettungsdienste. Sie richtet in zwei Hangargebäuden ihr neues Aus- und Fortbildungszentrum mit Schulungsräumen und Übungsanlagen ein.
Erste Wohnungen sollen 2027 fertig werden
Sofern der Planungs- und Bauablauf störungsfrei verlaufe, könnten ab 2027 die ersten Mieter in ihre Wohnungen einziehen, skizziert die Tegel Projekt GmbH den Zeitplan. Die ehemaligen Terminals A und B, der Tower oder die Hangars sollen dann fertig umgebaut sein, sodass die Beuth-Hochschule dort einziehen könne. Auch das Gründungs- und Innovationszentrum soll dann seinen Betrieb aufnehmen. Die Beuth-Hochschule spricht davon, dass sie voraussichtlich 2028 in Tegel einziehen wird. Insgesamt geht die Tegel Projekt GmbH von einer Realisierungszeit von rund 20 Jahren aus.
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Ein bisschen Flugverkehr wird Tegel dabei womöglich noch neun Jahre erhalten bleiben. Denn voraussichtlich erst im Jahr 2029 soll der militärische Teil von Tegel (TXL Nord) geschlossen werden. Das zumindest hat das Bundesverteidigungsministerium dem Senat im Dezember vergangenen Jahres mitgeteilt. Da die Start- und Landebahnen mit der Schließung des Airports nicht mehr zur Verfügung stehen, kann der Bund auf dem Areal aber nur Hubschrauber fliegen lassen. Wenn sich der Bund dann 2029 aus dem nördlichen Teil von Tegel zurückzieht, sollen dort ebenfalls Wohnungen entstehen, sagt Constanze Döll.
Die Tegel Projekt GmbH beziffert die geschätzten Investitionskosten für das Gesamtvorhaben in Tegel auf rund acht Milliarden Euro. Der überwiegende Anteil davon soll von privater Seite beigesteuert werden. „In der Urban Tech Republic werden bis zu 1000 große und kleinere Unternehmen mit 20.000 Beschäftigten forschen, entwickeln und produzieren“, skizziert die Tegel Projekt GmbH ihre Pläne.