Nach Spiel gegen den HSV

Mathe mit dem 1. FC Union: Null ist nicht gleich null

Betrachtet man die Sache von vorn, herrscht Unzufriedenheit. Guckt man von hinten drauf, dann bricht der große Jubel aus.

Author - Berliner KURIER
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Schön zieht es schon aus, also die Choreo der HSV-Fans, nicht das, was für den 1. FC Union auf der Anzeigetafel steht.
Schön zieht es schon aus, also die Choreo der HSV-Fans, nicht das, was für den 1. FC Union auf der Anzeigetafel steht.Moritz Eden/City-Press

Fünf Saisonspiele sind rum, der 1. FC Union kann mit dem Bundesliga-Start durchaus zufrieden sein. Auch wenn es nach dem 0:0 gegen den Hamburger SV in Köpenick nicht nur lachende Gesichter gibt. Immerhin: Gegen den Aufsteiger demonstrierten die Rot-Weißen mal wieder eine eiserne Grundtugend.

Kapitän Christopher Trimmel (38) hatte schon einiges erzählt über die ziemlich mäßige Nullnummer gegen den HSV, da hellte sich die Miene des Österreichers bei einem Thema doch noch so richtig auf. „Mega. Ich bin in erster Linie Verteidiger und freue mich natürlich sehr, speziell zu Hause, kein Gegentor zu bekommen. Das tut gut.“

Torwart Rönnow ist unzufrieden

Elf Gegentreffer in den ersten vier Saisonspielen sind ungewöhnlich für die Abwehrgewohnheiten der Eisernen, die sich auch im siebten Bundesliga-Jahr gerne über Begriffe wie Mentalität und kollektive Gegenwehr definieren. Nur im DFB-Pokal beim 5:0 bei West-Regionalligist FC Gütersloh blieb man bisher ohne Gegentor.

„Ich hätte lieber drei Punkte, aber ich sage auch, nach elf Gegentoren in vier Spielen ist es auch für mich wieder schön, zu null zu spielen“, steuerte Torwart Frederik Rönnow (33) in eine ähnliche Richtung wie Trimmel. Der Däne, der von den Fans vor dem Anpfiff für seine Vertragsverlängerung frenetisch gefeiert wurde, fügte aber auch einen anderen zutreffenden Satz an: „Generell war unsere Leistung nicht genug.“

Unions Wucht-Trio entzaubert

Das war die beste Chance, die Null gegen den HSV nicht stehen zu lassen, aber Andrej Ilic (r.) zielte beim Elfmeter viel zu schlecht.
Das war die beste Chance, die Null gegen den HSV nicht stehen zu lassen, aber Andrej Ilic (r.) zielte beim Elfmeter viel zu schlecht.Ostseephoto/imago

Nach dem rauschenden 4:3 in Frankfurt eine Woche zuvor war in Köpenick viel über das neue Wucht-Trio im Angriff gesprochen worden. Oliver Burke (28), Ilyas Ansah (20) und Andrej Ilic (25) bekamen von den Hamburgern aber gar keine Räume und wurden so recht simpel ihrer Stärken beraubt. Ilic verschoss zudem ziemlich kläglich einen Foulelfmeter (10.).

Der Aufsteiger aus der Hansestadt war technisch gefälliger und demonstrierte einen schlüssigeren Matchplan. Trimmel gab ehrlich zu: „Das Spiel war zäh. Wir haben es nicht geschafft, unsere Inhalte umzusetzen, wie wir es uns vorgestellt haben. Wir haben zu viel Taktik im Kopf gehabt, deshalb hat alles manchmal schon passiv und ratlos gewirkt.“

Ist das nun Grund zur Sorge bei Union? Nein, so der Grundtenor. Mit sieben Punkten aus fünf Spielen ist man im Soll. Nach einer schwierigen Vorbereitung mit schlechten Resultaten waren die Prognosen schlechter. Trimmel: „Wir sind seriös gestartet.“

Baumgart-Vertreter Bönig hatte Spaß

Vorne null, hinten null: Für Cheftrainer-Vertreter Sebastian Bönig heißt das immerhin, dass er nicht verloren hat.
Vorne null, hinten null: Für Cheftrainer-Vertreter Sebastian Bönig heißt das immerhin, dass er nicht verloren hat.Contrast/imago

Seriös kam auch Co-Trainer Sebastian Bönig (44) rüber beim Vertretungsjob für seinen rotgesperrten Chef Steffen Baumgart (53). Mit modischer Brille analysierte Bönig den Auftritt betont sachlich: „Natürlich hat es Spaß gemacht. Aber es wäre noch schöner gewesen, wenn wir die drei Punkte geholt hätten.“

Rönnow merkte mit einem Grinsen an, dass ohne Baumgart nicht so viele Anweisungen per Pfiff auf dem Platz zu hören gewesen seien. Für die Emotionen ist dann wieder Baumgart zuständig, wenn es am Samstag (15.30 Uhr) zu Bayer Leverkusen geht. Bönig: „Ab nächste Woche geht dann alles wieder seinen normalen Weg bei uns.“ Am liebsten natürlich auch wieder ohne Gegentor.