Sonderlich viel, so ehrlich sollte man nach Jahrzehnten zu sich selbst schon sein, ist bei mir von Mathematik nicht hängengeblieben. Trigonometrie, Wahrscheinlichkeitsrechnung, Stochastik – all das ist mehr oder weniger ein Buch mit sieben Siegeln. Ist ja auch schon ewig lange her. Manch schlaue Sätze, Regeln oder auch nur Eselsbrücken sind dennoch ins Gehirn gemeißelt, zumal sie im Alltag gut zu gebrauchen sind. Dass man durch null nicht teilen kann, schon klar. Aber auch: Differenzen und Summen kürzen nur die Dummen.
Insofern ist das, was der 1.FC Union in der noch jungen Saison abgeliefert hat, überschaubar. Zumindest rein rechnerisch. Eins, eins, eins, null – klingt fast nach Logarithmus, das aber sind, beginnend mit dem Pokalspiel in Greifswald, die erzielten Tore. Null, eins, null, null – das sind die Gegentore bisher aus den Pflichtspielen. Eins, drei, eins – das sind die Punkte aus den drei Bundesligapartien. Mit Mathematik hat das wenig bis gar nichts zu tun. Rechnen haben wir in der Schule dazu gesagt. Kopfrechnen hätte es in dem Fall auch getan.
Im Vergleich zum Vorjahr gibt es beim 1. FC Union eine verblüffende Parallele
Was aber sagt die bisherige Bilanz der Eisernen aus? Und zwar im Vergleich zum Vorjahr? Da gibt es in der Liga zunächst die eine oder andere verblüffende Parallele. Damals wie heute war Mainz (4:1 seinerzeit, 1:1 nun) der erste Gegner; damals wie heute fand das zweite Spiel gegen einen Aufsteiger (4:1 in Darmstadt, 1:0 gegen St. Pauli) statt; damals wie heute trafen Christopher Trimmel und seine Mitspieler im dritten Spiel auf RB Leipzig. Damals wie heute beträgt das Polster auf den Relegationsplatz, und nur darum sollte es beim 1.FC Union erst einmal gehen, fünf Punkte.
Der eine oder andere Treffer mehr hätte es durchaus sein dürfen. Mit Bochum und St. Pauli haben nur zwei Teams seltener getroffen. Bei Gegentoren dagegen geht viel weniger nicht. Bei dem einen, dem sehenswert verwandelten Freistoß von Nadiem Amiri in Mainz, ist es geblieben. Alle anderen Mannschaften haben schon mehr geschluckt. So etwas nennt man im allgemeinen Sprachgebrauch Minimalisten.
Wobei: Nach drei Spieltagen eine solche Bilanz aufzumachen, bringt reineweg gar nichts. Im Vorjahr standen nach drei Spielen sechs Punkte, acht Tore, aber auch fünf Gegentore. Das hat im weiteren Verlauf jedoch allen mehr und mehr die Augen geöffnet und klargemacht: Mehr Momentaufnahme als zu Beginn einer jeweiligen Saison geht kaum. Alles scheint zu diesem Zeitpunkt noch möglich. Ein Höhenflug wie vor zwei Jahren ebenso wie ein Absturz eine Saison später. Noch können Wetten abgegeben werden.

Beim 1. FC Union scheint die Balance zurück zu sein: forsche Füße, klarer Kopf
Trotzdem ist der erste Eindruck, dass diesmal einiges anders ist als vor zwölf Monaten. Bo Svensson scheint die Balance zurückgebracht zu haben, die am besten so aussieht: forsche Füße, klarer Kopf. Nichts ist mehr mit Träumerei von Gegnern à la Real Madrid. Keiner glaubt mehr auch nur im Entferntesten daran, den Kraftmeiern der Branche den Rang abzulaufen. In einem Spiel, das vielleicht. Wahrscheinlich auch nur dann, wenn das Glück sich neunzig Minuten auf die rot-weiße Seite schlägt. Aber auf Dauer einer Saison? Ach komm…
So vielversprechend es bisher auch läuft, geschafft ist noch gar nichts. Jedes Tor will erst einmal erzielt und jeder Punkt eingesackt sein. Vor allem sollte niemand vergessen, dass vor einem Jahr mit dem dritten Spiel die Seuche begann.
Das ist nunmehr bereits Geschichte, es ist sogar besser ausgegangen als erwartet, trotzdem sollten die Sinne geschärft sein. Auch deshalb schauen Sportler und Fußballer eher nur sehr ungern zurück. Nur nicht erinnert werden an eine Zeit, in der nahezu jeder an jedem und vor allem an sich selbst zu zweifeln begann. Immer nach vorn schauen, schon aus Selbstschutz.
Mit im Schnitt 1,67 Punkten pro Spiel hat der 1. FC Union mit dem Abstieg nichts zu tun
Ein klein wenig Mathematik muss es dann doch noch: Die bisherigen fünf Zähler aus drei Spielen ergeben einen Schnitt pro Partie von 1,67.
Hochgerechnet würde das am Saisonende dicke für die 40-Punkte-Marke reichen. Nur ist das mit Hochrechnungen so eine Sache. Die gehen höchstens bei Wahlen halbwegs auf, und auch da nicht immer. Selbst bei der Börse ist eine Kurve immer nur das Abbild der Vergangenheit.
Damit irgendwann keine Rechnerei mehr nötig sein wird und hohe Mathematik schon gar nicht, bleibt nur dieser Hinweis: Es fehlen noch 35 Pünktchen … ■