Rote Karte mit Folgen

Baumgart-Sperre: Neuer Abflug beim 1. FC Union nicht ausgeschlossen

Der Trainer des 1. FC Union muss sich schriftlich zu seinem Ausraster beim Spiel in Frankfurt äußern. Dann berät der DFB über die Sperre.

Author - Berliner KURIER
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Schiri Sven Jablonski zeigt Steffen Baumgart Rot, dem Coach des 1. FC Union bleibt nur die hilflose Geste.
Schiri Sven Jablonski zeigt Steffen Baumgart Rot, dem Coach des 1. FC Union bleibt nur die hilflose Geste.Arne Dedert/dpa

Steffen Baumgart sitzt als Trainer des 1. FC Union am Sonntag gegen den Hamburger SV (19.30 Uhr) nur auf der Tribüne. Keine Trainerbank, keine Coaching-Zone, keine Kabinen-Ansprache. Und all das ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub. Die Wut-Tirade in Frankfurt nach der Elfer-Entscheidung samt kassierter Roten Karte zerstört ein Spiel, das in Baumes Karriere so ein richtiger Brecher hätte werden sollen.

„Es kann sich jeder vorstellen, dass mich das doppelt ärgert. Leider habe ich das erst danach registriert“, sagt Baumgart zu seiner Sperre in diesem für ihn so besonderen Spiel. „Es war mein Fehler. Damit muss ich leben - und ich hoffe, dass es alle anderen auch können.“

Für den Bericht an den DFB schreibt Baumgart gegen TV-Bilder an

Ob sie das wirklich können, wird sich wohl erst vorm DFB- Sportgericht zeigen. Der Kontrollausschuss hat wegen Baumgarts Ausraster inklusive der Stinkefinger-Geste eine Untersuchung gegen den Trainer des 1. FC Union eingeleitet. Zunächst wurde Baumgart zu einer schriftlichen Stellungnahme aufgefordert. In dieser muss Baume gegen TV-Bilder anschreiben, die  belegen, dass er in der hektischen Schlussphase am Spielfeldrand den Mittelfinger zeigte.

Er selbst wollte dies nicht als abfällige Geste gegen Schiedsrichter Sven Jablonski oder eine andere Person verstanden wissen. „Ich habe ins Leere geguckt, das ging in keine Richtung, also alles gut. Das war eine Emotion, die ich aufgrund des Videobeweises und der vorherigen Situation hatte“, beteuert Baumgart.

Dirk Zingler (l.), Präsident 1. FC Union, sitzt am 28. Februar 2025 bei der Verhandlung des DFB-Bundesgerichts zum Spiel 1. FC Union - VfL Bochum.
Dirk Zingler (l.), Präsident 1. FC Union, sitzt am 28. Februar 2025 bei der Verhandlung des DFB-Bundesgerichts zum Spiel 1. FC Union - VfL Bochum.Thomas Frey/dpa

1. FC Union und der DFB - das ist eine knifflige Kiste

Fraglich, ob das Gericht dieser Auslegung folgt. Zum einen ist Baumgart kein unbeschriebenes Blatt, musste erst vergangene Saison nach vier Gelben Karten bereits ein Spiel brummen (ausgerechnet nach Gelb in Frankfurt dann beim 1:1 gegen die Bayern).  Zum anderen kommt Baume vom 1. FC Union. Der Feuerzeugskandal im Spiel der vergangenen Saison gegen den VfL Bochum hat natürlich nichts mit diesem Fall zu tun. Und doch legte sich der 1. FC Union durch alle Instanzen mit dem DFB an. Nachtigall, ick hör dir trapsen, wenn da nüscht hängen geblieben ist.

Auch Baumgart macht vor der DFB-Entscheidung nicht unbedingt auf gut Wetter. Von Reue fehlt jede Spur und auch Besserung will Baumgart nicht geloben. „Wer jetzt eine Entschuldigung erwartet oder dass ich sage, beim nächsten Mal mache ich es besser - da bin ich zu emotional, um eine hundertprozentige Sicherheit zu geben.“ Diese Ehrlichkeit spricht für Steffen Baumgart. Allerdings: Ein Stinkefinger ist auch mit Emotionen nicht zu entschuldigen. Und so liegen DFB und Baumgart in der Sache wohl schon wieder weit auseinander. Das riecht nach mehr als einem Spiel Sperre für den Trainer des 1. FC Union.