Union-Kolumne

Auftrag Festung für den 1. FC Union vorm Abschied aus der Alten Försterei

Nehmen die Baupläne tatsächlich Gestalt an, läuft im Ballhaus des Ostens gerade die Abschiedssaison. Der Wunsch ist, dass es eine würdige wird.

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Von der Anzeigetafel prangt der 2:1-Sieg des 1. FC Union im ersten Heimspiel der Saison über den VfB Stuttgart.
Von der Anzeigetafel prangt der 2:1-Sieg des 1. FC Union im ersten Heimspiel der Saison über den VfB Stuttgart.Uwe Koch/Imago

Beim 2:1 des Männerteams des 1. FC Union vor zweieinhalb Wochen gegen den VfB Stuttgart hat es mit dem Start in die siebte Bundesligasaison schon mal geklappt. Mit dem 1:1 zur Bundesligapremiere der Frauen am zurückliegenden Sonntag gegen den 1. FC Nürnberg dagegen ging die Rechnung höchstens halb auf. Was sowohl für das Team von Trainer Steffen Baumgart als auch das von Trainerin Ailien Poese in diesem Spieljahr jedoch zu gleichen Teilen gilt: Das Stadion An der Alten Försterei soll eine Festung bleiben.

Noch ist die Arena das Ballhaus des Ostens. Auch ist die Alte Försterei immer Alte Försterei geblieben, wenngleich die Spielstätte vor einhundert Jahren Sportplatz Sadowa (früherer Name des jetzigen S-Bahnhofs Wuhlheide sowie eines nahe gelegenen Ausflugslokals) hieß. Die Alte Försterei gibt es nicht mehr, das alte Forsthaus aber erinnert noch immer an alte Zeiten, die nicht immer die guten waren.

1. FC Union bleibt dem Stadionnamen treu

Vor allem aber ist das Stadion auch deshalb sich treu geblieben, weil es seinen Namen nicht an eine Versicherung, einen Softwaregiganten, ein Kreditinstitut oder sonst wen verschachert hat. Ganz allein ist es in der Bundesliga damit nicht, aber deutlich in der Minderheit. Lediglich das Stadion am Millerntor (der FC St. Pauli ist ja so etwas wie ein Bruder im Geiste) und der Borussia-Park in Mönchengladbach behielten außerdem ihre Unschuld.

Selbst das Volksparkstadion in Hamburg ist nicht mehr das, was es mal war. Es heißt nur deshalb noch (oder besser: wieder) so, weil der Hamburger Milliardär Klaus-Michael Kühne jährlich fünf Millionen Euro dafür berappt, damit kein anderer an dem traditionellen Namen mehr rüttelt. Allerdings tut dem 87-Jährigen das Investment kein bisschen weh. Nach Berechnungen der Finanznachrichtenagentur Bloomberg hat er in den vergangenen Jahren mit seinen Investments mindestens 8,56 Milliarden (!) Euro allein an Dividende (!!) kassiert. Nur mal ganz weit in die Zukunft geblickt: Damit könnte Kühne, stabile Preise vorausgesetzt, mit der Dividende den Stadionnamen 1712 (!!!) Jahre bezahlen. Versteht man darunter Fußball aus einem anderen Jahrtausend?

Der Baukran gehört schon seit einiger Zeit zum Standard im Umfeld der Alten Försterei.
Der Baukran gehört schon seit einiger Zeit zum Standard im Umfeld der Alten Försterei.Matthias Koch/Imago

Der 1. FC Union will zu Hause die Punkte für den Klassenerhalt holen

Zurück zum Heute, zum Heimspiel am Sonnabend gegen Hoffenheim und zum Stadion An der Alten Försterei. Es hat auch in diesem Spieljahr eine besondere Aufgabe. Im Schmuckkästchen sollen in der Mehrzahl die notwendigen Punkte für den erneuten Klassenerhalt der Männer und für eine möglichst sorgenfreie Saison der Frauen gewonnen werden. Denn im nächsten Jahr wird es, wenn die Pläne tatsächlich Gestalt annehmen, einem größeren und nochmals moderneren Bau weichen. Es sollte zum Abschied noch einmal seine Schuldigkeit tun.

So wie vor allem in den ersten vier Spielzeiten in der Bundesliga. Platz 8 war es in der Premierensaison in der Heimtabelle mit 27 Punkten, einen nur hinter Eintracht Frankfurt und vier hinter Leverkusen. Noch besser wurde es im Jahr danach mit Rang 6 und 32 Zählern, nur drei hinter Borussia Dortmund. Wieder einen Schritt nach vorn ging es 2021/22 mit Rang 5 und 35 Punkten. Danach, der absolute Ausreißer nach oben ist in Stein gemeißelt, wurden die Köpenicker das drittbeste Heimteam, zudem das einzige ohne Niederlage, als selbst Bayern München um einen Punkt distanziert wurde. Seit es die Drei-Punkte-Regel gibt, hätten allein die damaligen 39 Heimpunkte immer, und das sind mittlerweile 30 Jahre, für den Klassenerhalt gereicht.

Der 1. FC Union war in den vergangenen zwei Spielzeiten keine Heimmacht

Vergessen wir die beiden zurückliegenden Spielzeiten, weil es sowohl 2023/24 (7 zu 8) als auch 2024/25 (5 zu 6) zu Hause mehr Niederlagen als Siege gab. Oder besser: Vergessen wir sie lieber nicht. Sie sollen als Abschreckung gelten und zugleich als Mahnung, dass es vor allem hier darauf ankommt. Wo die Wände helfen und der 12. Mann. Wo die heißen Gesänge und das emotionale Aufpeitschen einen tragen.

Zu verschenken haben die Eisernen ohnehin nichts. Erst recht nicht in der vermutlichen Abschiedssaison für die eigentlich neue Alte Försterei. Damit sie der dann neuen Alten Försterei gleich mit auf den Weg gibt, was es bedeutet, eine Festung zu werden.