Das Stürmerleben beim 1. FC Union ist nicht unbedingt der Traumjob eines Bundesliga-Profis. Eine gewisse Leidensfähigkeit ist unabdingbare Voraussetzung. Und manchmal reicht auch die nicht aus. In der Hinrunde war die Abteilung Attacke der Eisernen kaum mehr als ein laues Lüftchen.
Doch der Wind hat sich gedreht. Mit Steffen Baumgart sitzt ein ehemaliger Stürmer auf der Trainerbank. „Baume“ versteht sich von Haus auf die Besonderheiten der Angreifer, ist ein echter Stürmerflüsterer. Was ihm einst beim 1. FC Köln mit Anthony Modeste gelang, wiederholt der Coach nun beim 1. FC Union mit Andrej Ilic.
Steffen Baumgart ist auch beim 1. FC Union der Stürmerflüsterer
Einen Tag vor Transferschluss im vergangenen Sommer holte Manager Horst Heldt den Serben vom OSC Lille zum 1. FC Union. Ein weiterer Stürmer für den damaligen Trainer Bo Svensson. Doch mit dem 24-Jährigen, der am Donnerstag Geburtstag hat, konnte der Däne wenig anfangen. Zuerst war Ilic nicht im Kader, dann verletzt und dann war Svensson weg. Der Trainerwechsel bewahrte Ilic wahrscheinlich vor einer Flucht im Winter.
Die Hoffnung nach dem Motto neuer Trainer, neues Glück erfüllte sich. Unter Baumgart gab Ilic gleich im ersten Spiel im Januar gegen Heidenheim (0:2) sein Union-Debüt und kommt seitdem auf neun Spiele, erzielte drei Tore.
Viel wichtiger als die Statistik ist aber das Verständnis von Baumgart. „Stürmer bei Union, das ist nicht ganz so einfach, weil du sehr viel Defensivarbeit leisten und aus den wenigen Chancen, die du kriegst, etwas machen musst“, erklärte der Trainer. Entsprechend sei es dem Serben „zu gönnen“, dass er sich nun belohnen konnte.

Trainerwechsel beim 1. FC Union verhinderte die Stürmer-Flucht
Vor allem die Art und Weise des Siegtores gegen Freiburg spricht für Ilic und seine Spielweise. Schließlich leitete der Serbe den Angriff, den er am Ende freistehend abschloss, selbst ein. Genau das ist es, was Baumgart von einem Stürmer beim 1. FC Union sehen will. Auch wenn er weiß, wie viel er verlangt.
„Wer in den letzten Spielen beobachtet hat, wie er sich da vorne reinwirft, wie er macht, wie er tut ...", schaut Baumgart auch auf die Partien in Frankfurt und gegen Bayern zurück und gerät bei seinem Lob für Ilic fast ins Schwärmen. „Er ist immer in Unterzahl, wird aus meiner Sicht oft gefoult, was nicht gepfiffen wird. Dafür kriegt er jedes Foul gegen sich gepfiffen. Da denke ich mir immer: Okay, Innenverteidiger gegen Stürmer, da fehlt mir ein bisschen die Balance. Aber er macht einfach weiter."
Mit diesem Ritterschlag vom Coach und jedem Tor wächst die breite Brust von Ilic. Sieben Spiele hat der Serbe noch Zeit, im Dress des 1. FC Union zu überzeugen und die Karten für die neue Saison zu mischen. Seine Leihe läuft aus. Aber das muss ja noch nicht das Ende seiner Tage in Köpenick sein.■