Das Wendejahr 1989/1990 war auch sportlich eine Zeitenwende. Zum vorletzten Mal wurde der DDR-Fußballer des Jahres gewählt, am Ende setzte sich Ulf Kirsten durch. Der „Silberne Fußballschuh“ wurde ihm damals allerdings nur für das offizielle Foto überreicht. So war es üblich. Die Spieler bekamen später eine kleinere Version – doch bei Kirsten kam sie nie an.
„Silberner Fußballschuh“ kam nie bei Kirsten an
„Ich habe damals ein Foto gemacht, als ich den Pokal überreicht bekommen habe“, erinnert sich Kirsten in BILD. „Danach hieß es, ich bekomme eine andere Variante zugeschickt. Die ist aber nie angekommen. Irgendwann habe ich noch einmal nachgefragt, dann ist es in Vergessenheit geraten.“
Jetzt aber hat die lange Geschichte doch noch ein Happy End. Beim Walter-Fritzsch-Turnier für Traditionsteams in der Dresdner Ballsport Arena sorgte Kirstens früherer Mitspieler Heiko Scholz für einen emotionalen Moment. Vor 2500 Zuschauern überreichte er dem verdutzten Ex-Stürmer eine originalgetreue Nachbildung des Preises – 35 Jahre nach der Auszeichnung.
Kirsten war sichtlich bewegt. „Das ist wirklich etwas ganz Besonderes. Eine riesige Überraschung, mit der ich überhaupt nicht mehr gerechnet hätte“, sagte er.
Trophäe wurde originalgetreu nachgebaut
Möglich gemacht wurde die späte Ehrung durch den Traditionsbeauftragten des Ostklubs, Jens Genschmar. Gemeinsam mit Turnier-Organisator Niels Grell nahm er Kontakt zur Dresdener Hochschule für bildende Künste auf. Professor Ulrich Eißner erklärte sich bereit, die Trophäe originalgetreu nachzubauen.
Als Vorlage diente der Wanderpokal, der sich noch im Besitz von Torsten Gütschow befindet. Der frühere Dresdner ist bis heute Eigentümer des Originals – schließlich war er 1991 der letzte DDR-Fußballer des Jahres.

Der Pokal kam rechtzeitig kurz vor Weihnachten und als verspätetes Geburtstagsgeschenk zum 60. des Stürmers am 4. Dezember an. In seiner langen Profi-Laufbahn hat der Stürmer, der wegen seiner schwarzen Haare „der Schwatte“ genannt wurde, nur für zwei Vereine gespielt. Bei Dynamo Dresden, wo er heute Ehrenspielführer und Berater ist, und später für Bayer Leverkusen. In den 90er Jahren war der Sachse Deutschlands erfolgreichster Bundesliga-Torjäger.


