An diesem Montag kehrt Julian Nagelsmann nach München zurück. An dem Ort, wo er einst ein ganz großer Vereinstrainer hätte werden können, wenn die Bosse des FC Bayern ihn denn gelassen hätten, will er nun als Bundestrainer auftrumpfen. Mit einem Sieg über die Niederlande (20.45 Uhr/ZDF) kann die Nationalmannschaft das Viertelfinale der Nations League im März erreichen. Ein Etappenziel auf dem Weg ins Finalturnier im Juni 2025.
Nach der Heim-EM, die auch durch das Handspiel von Spaniens Marc Cucurella schon im Viertelfinale beendet war, wäre das frühe Weiterkommen in der Nations League der nächste Beweis: Nagelsmann hat es drauf. Genau da wird es kompliziert. Der Job des Bundestrainers ist nicht unbedingt einer für einen Mann im besten Traineralter.

Julian Nagelsmann ist für den Bundestrainerjob eigentlich zu jung
Nagelsmann ist 37 Jahre alt. Da will man eigentlich jeden Tag am Platz stehen und im Englischen-Wochen-Rhythmus die Gegner reihenweise putzen, um dann im April und Mai um die Titel zu spielen. Als Bundestrainer kommt Nagelsmann 2024 ohne EM auf vier Doppelpacks mit ein paar Trainingseinheiten drumherum.
Was für viele Trainer das Programm zum Runterfahren nach der Vereinskarriere ist, ist für Nagelsmann entweder nur ein Zwischenstopp oder der Sinn des Trainerlebens.
Rudi Völler machte es einst so wie er es bei Nagelsmann nicht hofft
Keiner weiß das so gut wie Rudi Völler (64). Der Stürmer schoss erst Tore am laufenden Band und rettete dann in jungen Jahren die Nationalmannschaft nach einer Grusel-EM 2000 mit der Vize-WM 2002. Ewig machen wollte er den Job damals auch nicht und das befürchtet der DFB-Sportdirektor nun auch im Fall von Julian Nagelsmann.
Schon die Vertragsverlängerung bis nach der WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko war ein großer Coup. Völler: „Wir als DFB sind natürlich total glücklich, dass wir Julian Nagelsmann haben.“ Und alles schien perfekt, so lange Jürgen Klopp auf dem Markt war. Nun ist der Mann, den nahezu alle nach der Vereinskarriere als logischen Bundestrainer sahen, weg. Als Fußball-Boss bei Red Bull für fünf Jahre vom Markt genommen. Den DFB trifft diese Wendung bis ins Mark.
Nach tristen Jahren mit einer Turnier-Katastophe nach der anderen und damit verbundenen finanziellen Engpässen, schienen die Probleme beim wichtigsten Amt verschwunden zu sein. Julian Nagelsmann entpuppt sich als Glückgriff, den Jürgen Klopp dann ablöst. Wunderbar.

Ohne die Alternative Jürgen Klopp wird die Personalie Julian Nagelsmann kompliziert
Für Völler ist klar: Weil es nun keine Ablösung mehr geben kann, muss Nagelsmann bleiben. Möglichst lange, länger noch als Jogi Löw, der es auf fast 15 Jahren brachte. Deshalb umgarnt Völler seinen Coach auch mit allem was geht. „Wir werden versuchen, Julian zu überzeugen, dass es für ihn Sinn macht, noch mal ein paar Jährchen Nationaltrainer zu bleiben. Das wird man zum gegebenen Zeitpunkt sehen.“