Die EM hatte eine doppelte Premiere: Die erste Nullnummer des Turniers beim 0:0 zwischen Frankreich und Holland. Und der erste echte Schiri-Aufreger. Der englische Pfeifenmann Anthony Taylor (45) hatte ein Tor des Niederländers Xavi Simons erst gegeben, dann wieder aberkannt - wegen einer angeblichen Abseits des Stürmers Denzel Dumfries. Holland tobt vor Wut - und das völlig zurecht!
Es war die Szene des Turniers, die noch lange für Diskussion sorgen wird. In der 69. Minute zog RB-Leipzig-Profi Xavi Simon aus 14 Metern ab. Dumfries stand in dem Moment in Abseitsposition anderthalb Meter links neben Frankreichs Keeper Mike Maignan. Die Abseitsregel besagt, dass es entweder eine Sichtbehinderung geben muss oder ein aktives Eingreifen wie eine Behinderung des Keepers geben muss, sonst ist es kein Abseits, sondern ein Tor.

Schiri Taylor gab erst den Treffer, doch sein Linienrichter hatte die Abseitsfahne gehoben. Dann schaltete sich der VAR zur Überprüfung der Szene an. Es dauerte unendlich lange! Das entscheidende tat Taylor nicht: Sich einfach noch mal die Videosequenz selbst anschauen. Spätestens da wäre ihm klar geworden, dass sein Linienrichter aus seinem Blickwinkel einfach gar nicht genau beurteilen konnte, ob Dumfries behindert hat. Maignan machte nur eine resignierende Bückbewegung in Richtung Dumfries, als der Ball schon an ihm vorbeigerauscht war.
Bondscoach Koeman: „Das war ein legales Tor“
Bondscoach Ronald Koeman war nach dem Abpfiff bedient, aber noch ruhig und sagte nur: „Ich persönlich denke, dass das Tor hätte zählen müssen. Die Position von Dumfries ist abseits, das ist richtig, aber er stört den Torwart nicht. Daher ist es legal.“ Dann legte Koeman doch nach: „Ich habe den Schiri gefragt und er hat gesagt, dass es Abseits ist. Aber ich habe das Video gesehen, danach war ich der Meinung, dass es ein gültiges Tor war. Seitdem habe ich meine Meinung dazu, aber die bleibt in der Umkleidekabine.“ Koeman wollte sich nicht den Mund wegen Taylor verbrennen...
Was Koeman noch mehr aufregte, war die Dauer bis zur endgültigen Aberkennung des Tores: „Du brauchst fünf Minuten, um das zu prüfen, das verstehe ich nicht.“ Die Diskussionen um die bisher fragwürdigste Schiri-Entscheidung bei der EM gehen weiter. Es war die berühmte Ermessungsentscheidung. Für den ehemaligen deutschen Schiedsrichter Manuel Gräfe war die Sache klar und er twitterte sein Unverständnis über Taylor: „Abseits an sich faktisch und allein für den VAR. Aber hier geht es um die Bewertung, ob er eingreift, und das ist Sache des Schiedsrichters! Mindestens hätte er es sich selbst anschauen müssen! Der Torwart hätte meiner Meinung nach den Ball auch so nicht erreicht und reagiert erst, als er vorbei ist.“
Ex-Schiri Gräfe: „Taylor hätte es sich selbst anschauen müssen“
#EURo2024 #NEDFRA Regeltechnisch klar: Dumfries ist zum Zeitpunkt des Abspiels weder im Sichtfeld,noch ist er im Zweikampf mit dem GK um den Ball+macht auch keine aktive Bewegung oder hindert den GK zum Ball zu gehen.Für mich regulär!Auf dem Feld vl schwierig, aber mit #VAR ?!👎 pic.twitter.com/BIAPqjnP0W
— Manuel Gräfe (@graefe_manuel) June 22, 2024




