Er ist für seine Video-Stunts bekannt – und hat zum Beginn der Fußball-Europameisterschaft ein neues Video nachgelegt: Youtube-Star Marvin Wildhage. Mit einem nachgeschneiderten Maskottchen-Kostüm, selbstgebastelten Ausweisen und einem trickreichen Plan schaffte es der Berliner, beim Eröffnungsspiel der EM in die Münchner Allianz Arena zu gelangen. Doch er wurde erwischt, der Schwindel flog auf. Nun spricht Wildhage in einem weiteren Video auf Youtube über die Folgen des Streichs – droht ihm jetzt eine dicke Strafe?
Marvin Wildhage schaffte es ins Stadion – verkleidet als Maskottchen!
Dieser Stunt sorgte nach der Eröffnung der Fußball-Europameisterschaft für reichlich Wirbel: Beim Eröffnungsspiel schmuggelte sich der Berliner Youtuber Marvin Wildhage mit einem Maskottchen-Kostüm, das er in China nachschneidern ließ, ins Münchner Stadion. Im dazugehörigen Video, das auf Youtube millionenfach geklickt wurde, berichtete er von der Aktion, enthüllte Lücken im Sicherheitskonzept und Beobachtungen zu den Arbeitsbedingungen der Menschen, die hinter den Kulissen der EM für einen reibungslosen Ablauf sorgen.
Doch der EM-Abend endete für den Youtube-Star in der Gefangenen-Sammelstelle des Stadions. Wie geht es nun weiter? In einem neuen Video verrät Marvin Wildhage jetzt, dass ihm von der Staatsanwaltschaft Hausfriedensbruch, Urkundenfälschung und das Erschleichen von Leistungen vorgeworfen werden – dazu könne er sich aktuell nicht äußern. Wohl aber zu dem, was sich hinter den Kulissen ereignete. Mehrere Stunden habe er mit einem Begleiter in einer Zelle gesessen, sei auf sehr freundliche Polizisten getroffen. Es seien Fingerabdrücke genommen worden – und nach der Feststellung der Identität wurde er um 2 Uhr nachts entlassen.
Allerdings ohne sein Kostüm – das sei beschlagnahmt worden, außerdem „die beiden Handys, die wir dabei hatten, die beiden Mikrofone, die wir dabei hatten, und ein Airpod, der noch in meinem Ohr steckte“, sagt er. Zudem habe er den Hinweis bekommen, dass er besser kein Video zur Aktion veröffentlichen soll. Das tat er trotzdem – mit riesigem Erfolg. Die Folge: Es gab viel Zuspruch, aber auch viel Kritik, die Wildhage nur teilweise nachvollziehen kann. So sei er vom Vorsitzenden der Bayerischen Polizeigewerkschaft als Spinner bezeichnet worden.
Bayerns GdP-Chef bezeichnete Marvin Wildhage als „einzelnen Spinner“
Konkret sagte Bayerns GdP-Chef Florian Leitner: „Die Bevölkerung will tolle Spiele sehen, eine gute Stimmung und nicht fünf Sicherheitssperrringe um die Stadien und Public-Viewing-Veranstaltungen haben, nur weil ein einzelner Spinner, dem es nicht um Fußball oder Wettkampfcharakter geht und dem die Stimmung in der Bevölkerung völlig egal ist, eine Bühne braucht.“ In einer TV-Sendung wurde Wildhage zudem vorgeworfen, das alles nur für Geld zu machen. „Die Kritik kann ich nicht so ganz verstehen. Weil: Würde man dem Prinzip folgen, dann dürfte kein Enthüllungsjournalist dieser Welt mehr Geld verdienen – egal wo er veröffentlicht.“
Auch Vorwürfe, sein Streich rege Nachahmer an, weist Wildhage zurück. So wurden in seinem Video etwa alle gezeigten Mitarbeiterausweise unkenntlich gemacht – und auch die Gerätschaften, mit denen er den Ausweis nachbastelte, mit dem er letztlich ins Stadion gelangte. „Und ich bin immer der Auffassung, man muss die Probleme klar benennen und auch mal unbequem aufzeigen, damit sich im Nachhinein auch was ändert“, sagt er. „So leicht sollte niemand unangemeldet ins Stadion kommen.“
Die ganze Aktion scheint aber etwas bewirkt zu haben – Wildhage erhielt laut seinem Video eine Nachricht einer Stadion-Mitarbeiterin, die berichtet, die Sicherheits- und Kontrollmaßnahmen seien verschärft worden. Sie brauche nun 60 Minuten vom Eingang bis zum Arbeitsplatz. Sie nimmt das mit Humor – „und auch ich finde das völlig in Ordnung, wenn so die Sicherheit von den ganzen Menschen im Stadion gewährleistet wird“, sagt Marvin Wildhage. Und auch die Fans sollten bei den Sicherheitskontrollen geduldig sein, „denn am Ende haben wir alle Bock auf ein großes Fußballfest.“ Er selbst werde die Spiele von Zuhause aus verfolgen – dank Stadionverbot.
Welche Strafe ihm nun allerdings droht, lässt Wildhage in seinem Video, das mit dem Titel „Muss ich in den KNAST?“ überschrieben ist, allerdings offen. Seine Fans werden es sicher erfahren. Zudem hat der Youtuber und Journalist bereits Erfahrung mit rechtlichen Grauzonen. Bei seinem ersten großen Stunt in Berlin ließ er sich beim Bürgeramt einen gefälschten Doktortitel im Personalausweis eintragen – mithilfe einer selbstgebauten Urkunde einer fiktiven Universität. Dafür wurde er zu einer Geldstrafe verurteilt. Rechtsanwalt und Autor Christian Solmecke, der sich in einem eigenen Video auf Youtube mit der EM-Aktion befasst, hat eine Vorstellung davon, was Wildhage blühen könnte: „Er wird jetzt nicht mehrere Jahre weggesperrt werden“, sagt der Rechts-Experte. Allerdings seien Staatsanwälte in Bayern auch „nicht ganz so zimperlich“. Es könnte deshalb auch eine Bewährungsstrafe drin sein. „Das möchte ich nicht ausschließen.“ ■