Es ist ein Kleinod unter Berlins Fußballplätzen. Sicherlich eines, das ein wenig Auffrischung vertragen würde, aber ein Kleinod. Die HOWOGE-Arena „Hans Zoschke“ in Lichtenberg unweit der ehemaligen Stasi-Zentrale in der Normannenstraße ist mit ihrem Fassungsvermögen von 5000 Plätzen das zweitgrößte reine Fußballstadion der Hauptstadt. Doch jetzt gibt es mächtig Zoff ums Zoschke.
Am 9. Mai will der Oberliga-Dritte Lichtenberg 47 vor seinem im Aufstiegskampf wichtigen Kick gegen den Zweiten BFC Preussen (19.00 Uhr) einen inoffiziellen, symbolischen Spatenstich über die Bühne gehen lassen. Symbolisch nur deshalb, weil der Bezirk die notwendigen Arbeiten zur Teilüberdachung der Tribüne bis heute nicht begonnen hat.
Dabei sind dafür 500.000 Euro aus dem Partei- und Massenorganisationsvermögen der ehemaligen DDR laut Senatsbeschluss seit dem Sommer 2021 vorgesehen und schlummern im Bezirk vor sich hin und müssten eigentlich nur abgerufen werden.
Lichtenberg will Druck machen
Es hat schon ein bisschen was von einem Skandal, was da gerade in der Verwaltung des Bezirks abläuft. Angeblich sind alle dafür. Der Bürgermeister Martin Schäfer (CDU), die Sportverwaltung in Person von Stadträtin Sandy Mattes (SPD), die 47er sowieso. Der Auftrag wurde bereits vor Wochen vom bezirklichen Schul- und Sportamt an den Bereich Facility Management ausgelöst. Einzig Camilla Schuler (Die Linke), die stellvertretende Bürgermeisterin und Stadträtin für Bauen, Facility Management und Stadtentwicklung, geht auf Tauchstation.
Bezirksverordnete in Lichtenberg werden langsam ungeduldig. Mails wurden hin- und hergeschrieben. Termine angefragt. Telefoniert wurde auch. Ausschussberatungen fanden statt. Mehrfach. Bewegt hat sich nichts. Eben diese Camilla Schuler, die in der jüngeren Vergangenheit mitteilen ließ, dass das Zoschke künftig nur noch 1.000 Besucher haben dürfte, weil Wohnraum in unmittelbarerer Stadionnähe entstehen wird. Womit das Zoschke quasi zu einem besseren Bezirkssportplatz degradiert werden würde. Das konnte glücklicherweise noch abgewendet werden.
Bereitgestellte Mittel verfallen Ende des Jahres
Ein Plan, der Lichtenberg 47 im Aufstiegsfalle zudem auf Wanderschaft zwingen würde. In den Lizenzierungsbedingungen zur Zulassung zur Regionalliga Nordost ist eine Spielstätte mit einer Kapazität von 3.000 Besuchern zwingend vorgeschrieben. Die 47er würden quasi ihrer Heimat beraubt. Der Skandal wird umso größer, wenn man weiß, dass diese halbe Millionen Euro am Ende des Jahres verfallen. Die Fans der 47er sind verdammt beunruhigt.
Professor Martin Pätzold (40), der für Lichtenbergs CDU im Abgeordnetenhaus sitzt, und sich auch im Kampf ums Sportforum – KURIER berichtete – stark engagiert hat, hat so gar kein Verständnis für die Querelen und den Zoff ums Zoschke. „Hier wird ein wichtiger Kiezverein benachteiligt und seiner Wachstumsmöglichkeiten beraubt. Seit fast 80 Jahren ist Lichtenberg 47 im Zoschke zu Hause. Die Mittelverwendung steht seit vier Jahren fest und würde das Zoschke für die Regionalliga tauglich machen. Stadien dieser Art gibt es in Berlin ja nicht so viele. Ich verstehe es nicht, dass hier nicht alle an einem Strang ziehen und nach einer gemeinsamen Lösung suchen. Ganz im Sinne des Sports.“