Der „Boston Garden“ bleibt Berlins Eiskunstlauf-Paar Minerva Hase/Nikita Wolodin in bester Erinnerung. Nach einer Traumkür vor 14.500 Zuschauern vergaben die Preisrichter 219,08 Punkte und bestätigten damit den Gewinn der WM-Silbermedaille. Den ersten Platz holten sich die Titelverteidiger Riku Miura/Ryichi Kiharo (Japan) mit 219,79 Punkten. Die Bronzemedaille erkämpften sich die Italiener Sara Conti/Nicolo Macii mit 210,47 Punkten.
Unser zweites Berliner Paar Annika Hocke/Robert Kunkel verbesserte sich nach einem missglücktem Kurzprogramm von 20. Platz durch eine ordentliche Kür noch auf Rang 18.

Hase/Wolodin zauberten die beste Kür der WM aufs Eis
Besonders in der Kür bestachen Hase/Wolodin nach den Vivaldi-Klängen „Vier Jahreszeiten“ durch sichere Sprünge und traumhafte Hebefiguren. Die Preisrichter rückten nach dem Vortag 145,49 Punkte heraus, so viele wie für kein anderes Paar in der Kür. Am Ende fehlten aber nur 0,71 Punkte zum Goldglanz.
Natürlich strahlte auch Dmitri Sawin, der russische Trainer des Berliner Paares, über den wunderschönen, nahezu perfekten Vortrag. „Wir waren vor der Kür ziemlich nervös und sind jetzt super glücklich. Die Kür ist uns mega gut gelungen. Sie fühlte sich sogar ein bisschen golden an“, jubelte Minerva. Über die wirklich traumhafte Darbietung freute sich vor Ort auch der kanadische Choreograph Mark Pillay des Berliner Paares.
Einbürgerung wird für Wolodin fast schwieriger als die WM
Nach dem Schaulaufen bleibt besonders Nikita Wolodin keine Zeit zum Durchatmen. In Berlin muss der Traumtänzer neben dem Training auch auf die Schulbank und deutsche Vokabeln pauken. Für einen Start bei Olympia im nächsten Jahr in Mailand braucht er den deutschen Pass. Und dafür sind deutsche Sprachkenntnisse die Voraussetzung.
49 Jahre nach Romy Kermer (68) und Rolf Oesterreich (73) stand wieder ein Berliner Paar auf dem WM-Silberpodest. Romy Kermer war übrigens acht Jahre die Trainerin von Minerva Hasse als diese noch mit Nolan Seegert lief. Auch ein Verdienst von Knut Schubert, der das Paar in Berlin trainiert.
Schubert(66) trabte nach dem Silber-Coup seines Paares wie einst vor Jahren als Eiskunstläufer um den Orankesee nahe am Berliner Sportforum Weißensee. „Ich musste erst einmal Luft schöpfen und habe wie früher als Aktiver, nur langsamer, ein paar Runden um den Oranke gedreht. Ich habe die Nacht vor dem Fernseher verbracht“, sagte Schubert mit einem Strahlen. „Unsere Arbeit und die vielen einsamen Stunden im Welli haben sich gelohnt. Nach dem Europameistertitel ist die WM-Silbermedaille nach nur zwei Jahren gemeinsamen Trainings für mein Paar Minerva Hase und Nikita Wolodin schon ein riesiger Erfolg“, führte der Oldie-Trainer genüsslich aus.
Hase/Wolodin ein Traumpaar? Daran war vor zwei Jahren nicht zu denken
Minerva Hase (25) hatte sich nach den Olympischen Winterspielen 2022 von ihrem Partner Nolan Seegert (32) getrennt. Nolan beendete seine Laufbahn und wechselte ins Trainerfach. Minerva suchte einen neuen Partner und fand nach einiger Zeit durch Vermittlung des russischen Trainers Dmitri Sawin den St. Petersburger Nikita Wolodin (25).
Natürlich musste für das Paar ein Trainer her. Knut Schubert, auf dem Sprung zum Rentner, übernahm die „Grubenarbeit“ vor Ort, ohne an Glanz und Gloria zu glauben. „Nicht im Entferntesten hatte ich vor zwei Jahren daran gedacht, ein Europameister- und WM-Silberpaar zu trainieren. Nach 35 Jahren als Trainer ist das wahrlich ein Traum,“ gestand Schubert und sagte im gleichen Atemzug: „Nach der WM gehen wir jetzt im alten Welli auf olympischen Medaillenkurs.“ ■