Der FC Bayern hat es schon viermal getan. Gewinnen bei Inter Mailand ist am Mittwoch im Viertelfinal-Rückspiel (21 Uhr) die Pflicht, soll es trotz des 1:2 im Hinspiel mit der Kür in der Champions League weitergehen. So wie 2006 (2:0), 2011 (1:0), 2022 (2:0) und natürlich bei der Mutter aller Münchner Siege in Mailand. Am 7. Dezember 1988 gewann der FC Bayern 3:1. Es war damals ein Wunder und ist heute Münchner Fußballgeschichte.
0:2 ging das Hinspiel im Uefa-Cup zu Hause verloren. Kaum jemand gab einen Pfifferling auf die Bayern. Die Serie A war damals die beste Liga der Welt mit den größten Stars – und Inter, das sich mit Topspielern wie den ehemaligen Bayern Lothar Matthäus und Andreas Brehme oder Walter Zenga und Giuseppe Bergomi den Scudetto sichern sollte, die beste Mannschaft.

Mailands Matthäus warnte vergeblich vorm FC Bayern
Vorher hatte erst ein einziges deutsches Team bei Inter gewonnen: Gladbach 1979 (3:2 n.V.) mit Trainer Jupp Heynckes. Der saß inzwischen auf der Bayern-Bank und sagte: „Alle Trümpfe liegen bei Inter.“ Doch der Mailänder Mittelfeldchef Matthäus warnte: „Wir dürfen uns nicht zu sicher sein. Wenn wir nicht konzentriert sind, sind die Bayern zu allem fähig!“
Zumal die „das Sieger-Gen des FC Bayern“ in sich trugen, wie sich Hansi Dorfner erinnerte. Und Manager Uli Hoeneß die Mannschaft in einer „Brandrede“ (Olaf Thon) mit der doppelten Prämie lockte. Eine Portion Extra-Motivation besorgte Inter, das den Gästen das Aufwärmen auf dem Platz verwehrte – sie mussten in eine stickige Gymnastikhalle ausweichen.
Uli Hoeneß lockte die Bayern mit doppelter Prämie
Trotzdem: Kapitän Klaus Augenthaler bezifferte die Chancen aufs Weiterkommen auf 1:99. Doch Inter hatte das Spiel, wie Heynckes später raunte, innerlich „schon abgehakt“ und dachte nur noch an das anstehende Derby gegen Stadtrivale AC um Stürmerstar Marco van Basten. Matthäus’ Prophezeiung sollte sich bewahrheiten.
Auch, weil Heynckes überraschend drei Spitzen aufbot. Roland Wohlfarth (33.) und Jürgen „Kobra“ Wegmann (41.) trafen, letzterer auf Vorlage von Johnny Ekström. Auch Augenthaler (37.) war erfolgreich.
Nach dem Anschlusstreffer von Aldo Serena (45.) startete Inter, geschwächt vom verletzungsbedingten Aus für Brehme, einen wahren Sturmlauf. „Das hätte 10:3 ausgehen können“, erinnerte sich Matthäus, doch Bayern -Torwart Raimond Aumann, der „Held von San Siro“, habe „das Spiel seines Lebens“ gezeigt. „Erst verlor Inter Brehme, dann den Kopf“, schrieb Tuttosport, der Kicker titelte: „Bayern überstand die Hölle von Mailand“.
Matthäus hat den FC Bayern auf der Rechnung
Dass die Bayern wieder die Hölle von Mailand überstehen können, daran glauben weit mehr Fans und Experten als damals vor über 36 Jahren. „Es ist noch nichts verloren“, sagt Matthäus. Im Wettbüro lässt sich mit Inter sogar mehr Geld abzocken. Bei Wettanbieter Bwin werden die Münchner mit einer Quote von 2,55 notiert, die Italiener mit 2,65. Für ein 2:0, das dem FCB die nächste Runde bescheren würde, zahlt Bwin das 13,50-Fache zurück. Ein 2:1 oder 1:0 nach 90 Minuten, das zumindest eine Verlängerung ermöglichen würde, ist mit Quote 9,50 bzw. 10,00 notiert.

Schiri zeigte Sané schon einmal Rot
Beim Schiedsrichter hören Bayerns positive Signale allerdings auf: Der Slowene Slavko Vincic (45), ausgebildeter Telekommunikationsingenieur und Inhaber einer Metallfirma, wird bereits zum dritten Mal in dieser Saison ein Spiel des deutschen Rekordmeisters pfeifen. Vincic war beim 2:0 der Münchner im Achtelfinal-Rückspiel gegen Bayer Leverkusen als auch beim 1:4 in der Ligaphase beim FC Barcelona im Einsatz. Im April 2022 scheiterten die Bayern unter seiner Leitung sensationell am FC Villarreal (1:1), gegen Lazio Rom gab es im März 2024 einen 3:0-Sieg, der zum Einzug ins Viertelfinale reichte. Leroy Sané hat noch ganz andere Erinnerungen. Vincic war jener Schiedsrichter, der ihm im November 2023 im Länderspiel in Wien gegen Österreich (0:2) nach einer Tätlichkeit gegen Phillipp Mwene die Rote Karte zeigte.