Neuer Eislauf-Abschnitt

Claudia Pechstein gewinnt Marathon-Rechtsstreit und tritt zurück

Am Ende des 16 Jahre langen Rechtsstreits gewinnt die Berlinerin auf ganzer Linie und startet jetzt den neuen Anlauf auf den Olympiasieg.

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Claudia Pechstein strahlt. Nach ihrem Rücktritt vom aktiven Sport will die Kufen-Queen als Trainerin den Eisschnelllauf rocken.
Claudia Pechstein strahlt. Nach ihrem Rücktritt vom aktiven Sport will die Kufen-Queen als Trainerin den Eisschnelllauf rocken.Funke Foto Service/Imago

Diesen 10. März 2025 wird Claudia Pechstein niemals vergessen. Es ist der Tag, an dem Deutschlands erfolgreichste Eisschnellläuferin ihre Kufen an den Nagel hängt. Mit 53 Jahren. Weil das Kapitel mit dem größten Sieg ihrer Karriere ein grandioses Ende gefunden hat.

Alles, was Claudia Pechstein auf dem Eis je gewonnen hat, hat sie in der vergangenen Woche noch einmal gewonnen. 2009 wurde sie nach erhöhten Blutwerten wegen angeblichen Dopings gesperrt.  16 Jahre später hat auch der Welt-Eislaufverband ISU eingesehen, mit der Unrechtssperre einen nicht wiedergutzumachenden Fehler begangen zu haben. Auf der eigenen Webseite bestätigten die Verbandsbosse, was sie eineinhalb Jahrzehnte nicht eingestehen wollten: Die fünfmalige Olympiasiegerin leidet an einer vom Vater vererbten Blutanomalie.

Der Weltverband würdigt Claudias Leistungen

Nach fast 16 Jahren Rechtsstreit und einer nochmaligen Untersuchung in der Schweiz gab die ISU klein bei. Sie würdigt nun offiziell die Leistungen der deutschen Eisschnelllauf-Legende und „begrüßt ihren künftigen Beitrag zur Entwicklung der Athleten und des Eisschnelllaufsports.“ Genauso klingt eine Entschuldigung, wenn man das Wort Entschuldigung nicht benutzen möchte, um sein Gesicht nicht ganz zu verlieren. Dass die ISU noch eine satte finanzielle Entschädigung draufgepackt hat, um den für sie wohl aussichtslosen Schadensersatzprozess vorzeitig zu beenden, dürfte ein offenes Geheimnis sein.

Die gestohlenen Sportlerjahre kriegt Pechi dadurch nicht zurück. Aber sie hat als Sportlerin ihren letzten großen Wettkampf gewonnen. Mehr gibt es nicht mehr zu gewinnen. Claudia kann endlich Ex-Eisschnellläuferin sein.

Claudia Pechstein und Lebensgefährte Matthias Große wollen nach dem beendeten Rechtsstreit mit dem Weltverband zusammen den Eisschnelllauf nach vorn bringen.
Claudia Pechstein und Lebensgefährte Matthias Große wollen nach dem beendeten Rechtsstreit mit dem Weltverband zusammen den Eisschnelllauf nach vorn bringen.Peter Kneffel/dpa

Im neuen Leben will Claudia Pechstein wieder Olympia-Gold

Und kaum durch diese Tür gegangen, steht sie wieder auf dem Eis. Mit ihrem Lebensgefährten Matthias Große, DESG-Präsident, ohne den sie den schier endlosen Kampf gegen die fiesen Verbandsmühlen wohl nie gewonnen hätte, hat sie nun wieder ein Ziel. Wieder gewinnen. Mit all dem, was sie einst auf dem Eis nahezu unbesiegbar gemacht hat, mit den Erfahrungen ihrer Karriere, mit den Tipps ihres verstorbenen Erfolgstrainers Achim Franke und auch mit dem Wissen um den so langen Kampf gegen die Dopinganschuldigungen, will Claudia das Eis rocken.

Sie will als Trainerin an der Bande jubeln. Von den kleinen Wettkämpfen bis hin zu Olympia. Sie greift wieder nach Gold, weil sie einfach nicht anders kann. Hoffentlich geht das schneller als ihr Sieg über die ISU. Der wird jetzt Stoff für ein neues Buch ihres langjährigen Managers Ralf Grengel und für einen Film. Viel Glück, Claudia! ■