Die Bayern kommen einfach nicht zur Ruhe! Nach dem ständigen Störfeuer von Ex-Boss Uli Hoeneß (72) und der Enteierung von Sport-Vorstand Max Eberl (51) schwelt an der Säbener Straße der nächste Konflikt. Der Zeitpunkt und die Art und Weise, wie Dinge an die Öffentlichkeit kommen, sorgen dafür, dass Lothar Matthäus (64) von einer Verschwörung beim FC Bayern ausgeht.
„Die Zeitung ist vor drei Jahren geschmissen worden. Das ist bekannt. Sein Vertrag läuft im kommenden Sommer aus. Dass dieses Thema jetzt hochkommt, ist vielleicht auch etwas, was man platziert“, erklärt Matthäus als Sky-Experte nach dem lockeren 4:0-Sieg des FC Bayern gegen den VfB Stuttgart.
Der Hattrick von Harry Kane? Die Rückeroberung der Tabellenführung? Oder das bevorstehende Champions-League-Duell mit dem FC Barcelona und Ex-Trainer Hansi Flick (59)? Nein, nach dem Stuttgart-Spiel gab es beim FC Bayern nur ein Thema: die Vorwürfe gegen Vorstandschef Jan-Christian Dreesen (57) sowie die wildesten Spekulationen über dessen mögliche Nachfolger. Doch der Reihe nach.

Jan-Christian Dreesen (57) streitet mit Mitarbeiterin
Bereits Stunden vor dem Anpfiff in der Allianz-Arena herrschte beim FC Bayern Alarmstimmung. Der Grund: Ein Bericht des Manager Magazins. Darin wird dem obersten Bayern-Boss Dreesen vorgeworfen, vor drei Jahren eine Mitarbeiterin beschimpft und mit einer Zeitschrift beworfen haben. Der Vorfall wurde intern untersucht, die Frau arbeitet mittlerweile nicht mehr für den Klub.
Damit nicht genug: Außerdem sollen mehrere Mitglieder des Aufsichtsrats mit Dreesen unzufrieden sein. Hintergrund sei unter anderem der geplatzte Medien-Deal für die Bundesliga, an dessen Scheitern Dreesen als Präsidiumsmitglied der Deutschen Fußball-Liga (DFL) beteiligt war. Die DFL muss die Auktion für die Medienrechte wiederholen, nachdem ein Schiedsgericht dem Streaminganbieter Dazn im juristischen Streit mit dem Verband teilweise recht gegeben hatte.
Dreesen droht beim FC Bayern die Ablösung
In einem angeblich von Bayern-Finanzchef Michael Diederich unterschriebenen Brief sollen die Münchner von der DFL Erklärungen für das Platzen des Geschäfts gefordert haben. Zudem sei Dreesen vom Verein aufgefordert worden, seinen DFL-Posten an Diederich abzutreten. Der Bayern-Boss habe dies abgelehnt. Dreesen selbst schweigt und will sich bisher nicht zu dem Bericht äußern.
Stattdessen wächst der Druck auf ihn. Angeblich droht Dreesen, der erst ab Mai 2023 als Nachfolger von dem schnell geschassten Oliver Kahn (55) den Posten als Vorstandvorsitzenden übernommen hatte, sogar die Ablösung, sollte er nicht freiwillig auf einen neuen Vertrag bei den Münchnern verzichten. Für Matthäus offenbar ein abgekartetes Spiel vor der Aufsichtsratssitzung am 11. November.
Max Eberl probiert es mit Durchhalteparolen
Eine Entscheidung über Dreesens Zukunft könnte demnach bereits bei dieser Sitzung fallen. Eberl, der sich in seiner Rolle als Sportvorstand beim FC Bayern bisher wenig entfalten konnte, weil Klub-Patriarch Hoeneß zu allem und immer wieder seinen Senf dazugeben muss, probiert es mit Durchhalteparolen: „Tatsächlich sind wir hier verantwortlich für das, was auf dem Platz passiert. Das ist das, worauf es ankommt. Das Drumherum versuchen wir komplett auszublenden.“
Doch genau das Drumherum droht Eberl und Co. um die Ohren zu fliegen. Angesichts der konkreten Vorwürfe gegen Dreesen klingt Eberls Vorschlag wie ein Witz, wenn er behauptet: „Gerade Michael Diederich und Jan-Christian Dreesen arbeiten extrem vertrauensvoll und intensiv zusammen, um Fußballspiele zu gewinnen. Wir als Klub wollen einfach als Wagenburg zusammenstehen, und wir gehen da gemeinsam durch.“ Zum Vorfall zwischen Dreesen und der ehemaligen Mitarbeiterin sagte Eberl: „Alles, was aufgearbeitet sei, werden wir aufgearbeitet lassen und alle Behauptungen drumherum lassen wir abprallen.“
Rummenigge bringt Thomas Müller ins Spiel
Wie hart das Bayern-Beben die Münchner trifft, zeigen die Überlegungen, wer auf Dreesen beim FC Bayern folgen könnte. Sollte es der frühere Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge (69) nicht erneut machen, gelten der frühere DFL-Geschäftsführer Christian Seifert (55) und Red-Bull-Chef Oliver Mintzlaff (49) als Kandidaten. Puh!
Rummenigge weiß, dass externe Kräfte es beim FC Bayern besonders schwer haben. Deswegen schielt Rummenigge auf eine charmantere Lösung: Der FC Bayern wäre gut beraten, „den ein oder anderen Spieler, der jetzt noch auf dem Platz steht, von einer zweiten Karriere im Management zu überzeugen. So wie es Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß und mir widerfahren ist. Ich traue es ihnen zu“.
Rummenigge denkt dabei besonders an Thomas Müller (35). „Wir haben einige, aber speziell Thomas ist natürlich auch rhetorisch sehr begabt. Man muss als Ex-Spieler allerdings auch den Willen für eine zweite Karriere im Klub haben.“ Müller selbst schiebt solche Gedankengänge beiseite. Vorerst. „Aktuell bin ich Spieler und es reicht sogar noch für 90 Minuten. Ich kann verstehen, was er meint, aber das ist natürlich sowas von Zukunftsmusik. Die Band spielt noch nicht.“ ■