„So ein Mumpitz“

Til Schweiger zeigt kaum Einsehen und nimmt Till Lindemann in Schutz

Til Schweiger scheint nicht allzu viel Einsehen zu haben, was die Vorwürfe seiner Mitarbeiter bezüglich der Missstände am Filmset betrifft.

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Til Schweiger rechtfertigt sein Verhalten am Set.
Til Schweiger rechtfertigt sein Verhalten am Set.K. Piles/Imago

Wenn Til Schweiger derzeit Interviews über seinen neuen Film „Das Beste kommt noch!“ gibt, kommt der Schauspieler und Regisseur auch nicht drumherum, über den vergangenen Skandal zu sprechen. Sein Schweigen hat der 59-Jährige zwar bereits vor einigen Wochen in einem Interview mit dem Stern gebrochen, es scheint aber noch nicht alles geklärt zu sein.

Til Schweiger gesteht Vorfälle ein

Angefangen hatte alles im April mit einem Bericht im Spiegel, der insbesondere Til Schweiger in den Fokus rückte. Von Vorwürfen der Schikane und Gewalt am Set war die Rede, Schweiger soll Wutausbrüche gehabt und diese gegen Mitarbeiter ausgelebt haben. Des Weiteren soll es zu Arbeitsschutzverletzungen in Form von Überschreitung der Drehzeit oder Nichteinhaltung der Ruhetage gekommen sein. Sogar Nora Tschirner meldete sich auf Social Media zu Wort und erklärte: „Das ist für jeden in der Branche seit Jahrzehnten – bis auf einige wenige Sets – ein absolut offenes Geheimnis, dass diese Zustände herrschen.“

Im Interview mit dem Stern gab Til Schweiger zwar einige Vorfälle zu und entschuldigte sich auch, einsehen, dass er ein Alkoholiker wäre, wollte er aber nicht. Und auch im Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung scheint es, als wolle Til Schweiger etwas klarstellen: „Das meiste hat einfach nicht gestimmt. Da wurden Sachen behauptet: dass etwa die Leute sich nicht trauten, ihre Namen zu nennen, weil ich ihre Karriere zerstören könnte. So ein Mumpitz. Das würde ich erstens nie machen. Aber ich könnte es auch gar nicht, weil ich nicht so ein Mensch bin.“

Weiterhin leugnet Til Schweiger, dass es sich bei seinem Verhalten am Set um Machtmissbrauch handle: „Ich habe noch nie meine Macht missbraucht. Ich mache meine Filme meistens mit denselben Leuten. Mein Team freut sich jedes Mal auf die Zusammenarbeit. Die Dreharbeiten sind fast wie Klassenausflüge. Wir lachen viel.“

Kein „Klima der Angst“ bei Til Schweiger?

Auch auf die Vorfälle, dass er einem Mitarbeiter eine Ohrfeige und eine Mitarbeiterin massiv unter Druck gesetzt habe, geht Schweiger ein: „Es gab zwei Fälle, wo ich Mitarbeitern gesagt habe, dass ich nicht zufrieden sei mit ihrer Arbeit. Und im Stress vergreift man sich vielleicht mal im Ton. Okay, kann man besser machen. Aber: Wir hatten extra zwei Beauftragte am Set, einen Mann und eine Frau, sozusagen der Kummerkasten. Wenn Leute sich ungerecht behandelt fühlen oder auch sexuelle Belästigungen wahrnehmen, können sie sich da melden. Hat sich keiner gemeldet.“

Auch am Set zu „Manta Manta – Zwoter Teil“ soll es zu unschönen Situationen gekommen sein.
Auch am Set zu „Manta Manta – Zwoter Teil“ soll es zu unschönen Situationen gekommen sein.imago/Reichwein

Zu dem Vorwurf, es habe ein „Klima der Angst“ geherrscht, sagt Til Schweiger: „Kann natürlich sein, dass diese zwei Leute, mit denen ich eine Auseinandersetzung hatte, ein Klima der Angst empfunden haben. Aber ich möchte sicher nicht, dass jemand Angst vor mir hat, ich will ja mit positiver Energie und Lebensfreude einen Film machen. Wir sind bekannt dafür, dass bei uns eine gute Energie ist.“ Laut Schweiger gebe es „ganz andere Filmemacher, bei denen ein Klima der Angst herrscht“.

Dass er mal verbal ausfallend werde, rechtfertigt er so: „Ich habe immer eine rustikale Sprache gehabt und so geredet, wie mir der Schnabel gewachsen ist. Meine Mutter hat früher zu mir gesagt: ‚Hey, kannst du nicht einmal Luft holen und nachdenken?‘ Aber ich bin halt so auf die Welt gekommen. Ich bin Schütze, und Schützen sind dafür bekannt, dass sie das Herz auf der Zunge tragen und ehrlich sagen, was sie denken.“

Alles irgendwie merkwürdige Antworten, wenn man bedenkt, dass sich über 50 Menschen aus Schweigers Umfeld gegenüber dem Spiegel zu den Missständen geäußert haben.

Til Schweiger nimmt Till Lindemann in Schutz.
Til Schweiger nimmt Till Lindemann in Schutz.Markus Wissmann/Zoonar/Imago

Etwas fragwürdig ist auch Til Schweigers Hinweis auf den Fall Till Lindemann, den er mit Andreas Türck vergleicht: „Was ist von den Vorwürfen geblieben? Ich habe immer gesagt: Ich kenne den Till, das ist ein toller Mann, und ich glaube diese Geschichten nicht. Es gab schon früher Verdachtsberichterstattung.“ Hier muss noch einmal daran erinnert werden: Das Ermittlungsverfahren gegen Lindemann wurde mangels hinreichenden Tatverdachts von der Staatsanwaltschaft Berlin eingestellt, Andreas Türck jedoch wurde damals von dem Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen. ■