Michelle eroberte die Charts, füllte Konzerthallen, schaffte es mit „Wer Liebe lebt“ auf den achten Platz beim Eurovision Song Contest, gehört mit mehr als 4,5 Millionen verkauften Tonträgern zu den erfolgreichsten deutschen Schlagerstars. Doch im Leben der Sängerin gab es auch viele dunkle Momente. Schlaganfall, Privatinsolvenz, zerbrochene Beziehungen, Depressionen, Suizidversuch – und eine schreckliche Kindheit, wie die 53-Jährige jetzt der Bild erzählte.
Eigentlich lebt die Sängerin zwei Leben. Da ist Michelle, die Künstlerin. Und da ist Tanja Gisela Hewer, wie sie bürgerlich heißt, die Privatperson. „Auf der Bühne bin ich Michelle. Geschminkt und in Show-Kleidung. Nur meine Fans nennen mich Michelle“, erzählt sie der Bild. Für Familie, Partner und Freunde ist sie einfach Tanja.
Ihre Karriere begann Anfang der 1990er-Jahre. Die damals 20-Jährige aus dem Schwarzwald wurde von der Schlagersängerin Kristina Bach entdeckt, 1992 folgte der Durchbruch mit „Und heut’ Nacht will ich tanzen“. In ihren Liedern singt Michelle von der großen Liebe und von großem Leiden. Aber auch von der Kraft, schwere Zeiten zu überwinden. Viele dieser Texte sind offenbar von ihrem eigenen Leben inspiriert. Denn Michelles Kindheit war geprägt von Gewalt und Vernachlässigung.
Michelles Kindheit: Verwahrlosung, Gewalt und Misshandlungen
„Bei uns zu Hause waren Gewalt und jegliche Verwahrlosung an der Tagesordnung. Ich kann mich an gar keinen glücklichen Moment erinnern. Es gab zwar Weihnachten, aber es war nie schön bei uns.“ Beide Eltern waren alkoholkrank, der Vater brutal, die Mutter emotional schwach. Sie sei misshandelt worden, „verbal, körperlich, psychisch, physisch“, erzählt Michelle gegenüber BILD.
„Als Kind denkt man, das ist normal. Wir kannten es nicht anders. Meine Eltern waren niemals liebevoll miteinander. Einmal wollte er sie in der Badewanne ertränken.“ Mehrmals flüchtete ihre Mutter mit den Kindern in ein Frauenhaus – und ließ sich vom Vater immer wieder breitschlagen, zurückzukehren. Jedes Mal habe die Gewalt zugenommen. Alle hätten Bescheid gewusst, Nachbarn, Jugendamt, Schule. „Wir waren halt eine asoziale Familie. Das sah man uns auch an.“ Wirklich geholfen habe ihnen niemand. „Als ich neun war, kam ich mit meiner Schwester in eine Pflegefamilie und vom Regen in die Traufe. Auch dort wurden wir geschlagen.“

Kontakt zu ihrem Vater hat Michelle nicht mehr
Es blieb unstet in Michelles jungem Leben, sie kam zurück zu ihrem Vater, floh aus dem Elend, machte wieder schlechte Erfahrungen bei einem älteren Ehepaar, wo der Mann übergriffig wurde. Schließlich ist da eine nette Familie, sie passt auf deren Kinder auf. „Der Mann hatte eine Band. Als die Sängerin ausfiel, durfte ich singen und gehörte irgendwann fest dazu.“ Sie verdiente ihr erstes Geld, der Grundstein für ihre Karriere war gelegt.
Den Kontakt zu ihrem Vater brach Michelle ab, nachdem er Interviews über sie gab. „Ich habe gelernt, Menschen, die schlecht mit mir umgehen, abzuschneiden aus meinem Leben“, sagt sie. Das Trauma bleibt jedoch: „Unser Vater sagte uns von klein auf, dass wir keine Wunschkinder gewesen sind. Es hat lange gedauert, bis ich den Satz ‚Du bist nicht gewollt‘ für mich selbst verarbeiten konnte.“
