Wenn Sie diesen Namen noch nicht kennen, wird es jetzt allerhöchste Zeit, ihn sich zu merken: Rafael Gareisen stand zum ersten Mal mit 13 Jahren als Kindersoldat auf der Bühne der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin, heute ist der gebürtige Wiener mit 29 Jahren ein gefragter Film- und Fernsehschauspieler, der mit dem Kinofilm „Russendisko“ seinen Durchbruch feierte, schon unter der Regie von Steven Spielberg spielte und seit 2019 in der ARD-Kriminalfilmreihe „Der Irland-Krimi“ den Sohn von Polizeipsychologin Cathrin Blake (Désirée Nosbusch) mimt. Am heutigen Donnerstag (12. Oktober) schlüpft Rafael Gareisen in der Folge „Blackout“ erneut in die Rolle des Paul Blake. Am 19. Oktober erwartet die TV-Zuschauer mit „Mond über Galway“ eine zweite Folge des Irland-Krimis im Ersten. Beide Teile sind auch in der ARD Mediathek abrufbar.
Im Interview mit dem Berliner KURIER spricht Rafael Gareisen über Heimatgefühle für Berlin, die Beziehung zu seinem Vater und den Ausflug nach Hollywood.

Rafael Gareisen über seine Film-Mutter Désirée Nosbusch
Berliner KURIER: Sie spielen seit 2019 den Paul Blake im Irland-Krimi. Wie hat sich Ihre Rolle in den vier Jahren verändert?
Rafael Gareisen: Grundsätzlich würde ich schlicht sagen, Paul ist älter geworden. Mit dem traumatischen Tod seines Vaters zu Beginn der Reihe musste er sich seiner Vergangenheit und der Suche nach Identität und Halt stellen und steht jetzt, mittlerweile selber Vater, vor einem ganz neuen Kapitel in seinem Leben.
Désirée Nosbusch spielt Ihre Mutter. Hat sich die Fernseh-Mutter-Sohn-Beziehung auch schon ein bisschen aufs Private übertragen? Wie sind sie in den Jahren zusammengewachsen?
Ich schätze Desirée als Mensch und Schauspielerin sehr und freue mich jedes Mal auf die gemeinsame Zeit. Auch wenn es auf den Bildschirmen nicht danach aussieht, besteht unsere Zusammenarbeit aus viel Spaß und großem Vertrauen.

Heimat in Berlin oder Wien?
Sie haben in Italien, dem Münchner Umland, Frankreich und Berlin gelebt und wohnen jetzt wieder in Ihrer Heimat Wien. War das Heimweh irgendwann zu groß?
Wien ist einfach eine wunderschöne Stadt, die mir sehr viel Kraft schenkt. Mit all den tollen Kindheitserinnerungen ist es total spannend, meine neue alte Heimat jetzt wieder ganz neu zu entdecken.
Was hat Berlin, was andere Städte, in denen Sie gelebt haben, nicht haben? Was macht die deutsche Hauptstadt Ihrer Meinung nach einzigartig? Und warum haben Sie sich letztendlich gegen Berlin entschieden?
Ich bin Anfang der 2000er als Kind nach Berlin gekommen und durfte in diesem heterogenen, chaotischen, aber wahnsinnig kreativen Umfeld erwachsen werden. Für all die Erinnerungen und Möglichkeiten werde ich der Stadt immer verbunden bleiben, auch wenn es jetzt an der Zeit war, neue Herausforderungen und Impulse zu suchen.
Sind Sie trotzdem noch viel in Berlin? Ihr Vater lebt ja nach wie vor dort.
Auf jeden Fall! Berlin wird auch immer ein Zuhause bleiben.
Ihr Vater Christoph Gareisen ist auch Schauspieler. War durch Ihren Vater Ihr eigener Berufswunsch von Anfang an vorgezeichnet? Inwiefern hat Ihr Vater Sie in der Hinsicht geprägt und Ihnen später vielleicht Tipps gegeben?
Ich hatte das große Glück, sehr frei aufwachsen zu dürfen und mich von klein auf kreativ entfalten zu können. Das hat mir, mit dem liebevollen Umgang, den wir als Familie haben, eine große Sicherheit geschenkt und mir ermöglicht, die Welt spielerisch zu erleben. Als ich dann erfahren habe, dass man mit Spielen seinen Lebensunterhalt bestreiten kann, gab es eigentlich keinen anderen Weg mehr. Zwischen mir und meinem Vater herrscht eine große Nähe und Vertrauen und seinen Erfahrungsschatz und seine Expertise schätze ich sehr.
Wird man Vater und Sohn auch mal gemeinsam vor der Kamera sehen?
Ich hoffe doch!
Zusammenarbeit mit Steven Spielberg
Sie spielen auch in der vierten Staffel „Babylon Berlin“ mit. Wie war der Ausflug in die 20er-Jahre in Berlin für Sie?
Die Zeit aus den Augen meiner Figur Hans Hustert zu sehen, war für mich schauspielerisch eine spannende Erfahrung. In das historische Kostüm zu schlüpfen und in diesen wahnsinnig tollen Sets dieses Pulverfass der Zeit erleben zu dürfen, war ein intensives Erlebnis.
Können Sie sich einen Sprung nach Hollywood vorstellen? 2014 spielten sie ja bereits in dem Spionagethriller „Bridge of Spies – Der Unterhändler“ unter der Regie von Steven Spielberg.
Das war tatsächlich eine sehr inspirierende Erfahrung, die mich nachhaltig beeindruckt hat. Seine Mischung von absoluter Professionalität und gleichzeitig aber auch ungebrochener, fast schon kindlicher Begeisterungsfähigkeit hat einen Raum geschaffen, in dem sich jeder am Set bestmöglich entfalten konnte. Das ist neben den Möglichkeiten größerer Budgets natürlich sehr reizvoll. Gleichzeitig fühle ich mich den soziokulturellen Strukturen des europäischen Raums sehr viel mehr verbunden und finde die Dichte verschiedener Einflüsse wie beispielsweise der französischen, skandinavischen, britischen oder auch österreichischen Filme sehr spannend. Warum also nicht ein europäisches Hollywood, das wäre doch mal was!