Seit 23 Jahren bin ich als Hollywood-Korrespondent schon bei den Academy Awards in Los Angeles vor Ort. Und wenn ich eines gelernt habe, dann ist es, dass die gut 9500 Wähler der Filmakademie immer wieder für Überraschungen gut sind. Insgesamt erwarte ich am Sonntag, dass „Oppenheimer“ die meisten „Golden Boys“ abräumen wird, während „Barbenheimer“-Partner „Barbie“ sich wohl eher auf eine weniger glanzvolle Nacht einstellen muss.

Hier meine Prognosen für die Hauptkategorien:
Bester Film (Best Picture)
Mein Gewinner: Oppenheimer
Begründung: Der Film über den Vater der Atombombe schlug bei den Kritikern wie Zuschauern richtig ein. Es wäre erste Film seit Ben Afflecks „Argo“ 2013, der in dieser Award-Season bei allen großen Galas von Golden Globes bis BAFTAs den Hauptpreis abgeräumt hat.
Außenseiter-Chancen: „Killers of the Flower Moon“, weil die Kombination Scorsese, DiCaprio und De Niro für viele Wähler unwiderstehlich klingt.
Beste Hauptdarstellerin (Best Actress)
Meine Gewinnerin: Emma Stone

Begründung: Es ist nicht nur die beste Leistung ihrer Karriere, Stone zeigt sich in „Poor Things“ von einer völlig neuen, für sie sehr experimentellen Seite – was die Academy gerne belohnt.
Außenseiter-Chancen: Lily Gladstone gilt bei den Buchmachern sogar als knappe Favoritin und wäre die erste indigene Schauspielerin mit einem Oscargewinn.
Bester Hauptdarsteller (Best Actor)
Mein Gewinner: Cillian Murphy
Begründung: Mit seiner überragenden Leistung trägt der irische Schauspieler als J. Robert Oppenheimer den Film auf seinen Schultern.
Außenseiter-Chancen: Paul Giamatti ist in seiner Branche so beliebt wie kaum ein Zweiter und spielt in „The Holdovers“ die Rolle seines Lebens.
Beste Nebendarstellerin (Best Supporting Actress)
Meine Gewinnerin: Da’Vine Joy Randolph
Begründung: Die 37-Jährige ist als Schulköchin Mary Lamb die perfekte Ergänzung zu Paul Giamatis mürrischen Lehrer und räumte in der Award-Season bislang richtig ab.
Außenseiter-Chancen: Nur Jodie Foster („Nyad“) käme für mich infrage, die Randolph den wohl ziemlich sicheren Sieg noch entreißen könnte.
Bester Nebendarsteller (Best Supporting Actor)
Mein Gewinner: Robert Downey Jr.

Begründung: Mit seiner Leinwand-Präsenz in „Oppenheimer“ kann er der Leistung seines Kollegen Murphy als Einziger das Wasser reichen und hat laut vieler Hollywood-Insider endlich einen Oscar-Gewinn verdient.
Außenseiter-Chancen: Mark Ruffalo zeigt in „Poor Things“ seine wohl beste Darbietung aller Zeiten.
Bester Regisseur (Best Director)
Mein Gewinner: Christopher Nolan
Begründung: Einen Stoff wie „Oppenheimer“ in ein weltweites Kinophänomen zu verwandeln, ist eine einzigartige Leistung. Nolans Krönung seiner Laufbahn sollte mit seinem ersten Oscargewinn einhergehen.
Außenseiter-Chancen: Justine Triet – nicht, weil sie die einzige Frau im Rennen, sondern weil „Anatomie eines Falls“ (mit der deutschen Oscarhoffnung Sandra Hüller) ein echtes Meisterwerk ist.
Bester Auslandsfilm
Mein Gewinner: The Zone of Interest (Großbritannien)
Begründung: Amerikanischen Kritiker lieben den Film von Regisseur Jonathan Glazer, der sogar noch vier weitere Oscar-Chancen hat.
Außenseiter-Chancen: Sowohl der deutsche Beitrag „Das Klassenzimmer“ von Regisseur İlker Çatak als auch Wim Wenders Beitrag „Perfect Days“ für Japan können sich kleine Hoffnungen machen, dem großen Favoriten ein Bein zu stellen.
Bester Original Song
Mein Gewinner: „What Was I Made For“ aus „Barbie“
Begründung: Kein anderes Lied kommt an den Welthit von Billie Eilish und ihrem Bruder Finneas heran.
Außenseiter-Chancen: „The Fire Inside“ von Diane Warren, weil die erfolgreichste Filmkomponistin Hollywoods es eigentlich nach 14 (!) erfolglosen Nominierungen endlich einmal verdient hätte.
Hier meine weiteren Gewinner-Prognosen in den restlichen Kategorien:

Best Adapted Screenplay: „Barbie“
Best Original Screenplay: „Anatomy of a Fall“
Best Cinematography: „Oppenheimer“
Best Animated Feature Film: „Spider-Man: Across the Spider-Verse“
Best Costume Design: „Barbie“
Best Sound: „Oppenheimer“
Best Production Design: „Barbie“
Best Original Score: „Oppenheimer“
Best Makeup and Hairstyling: „Maestro“
Best Visual Effects: „Godzilla Minus One“
Best Documentary Feature Film: „20 Days in Mariupol“
Best Animated Short Film: „War is Over! Inspired by the Music of John & Yoko“
Best Documentary Short Film: „The ABCs of Book Banning“
Best Live Action Short Film: „The Wonderful Story of Henry Sugar“