Designer im KURIER-Interview

Guido Maria Kretschmer trauert: „Etwas um mich herum hat sich verändert“

Im Interview mit dem Berliner KURIER spricht Guido Maria Kretschmer über den schweren Verlust seiner Eltern im vergangenen Jahr.

Author - Julia Nothacker
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Guido Maria Kretschmer bei der „3 nach 9“-Aufzeichnung im Juni 2024.
Guido Maria Kretschmer bei der „3 nach 9“-Aufzeichnung im Juni 2024.Stefan Schmidbauer/Imago

Es ist eine schwere Zeit, die Guido Maria Kretschmer (59) gerade erlebt. Im vergangenen Jahr starb zuerst sein Vater Erich, vier Monate später seine Mutter Marianne. Doch das waren nicht die einzigen Schicksalsschläge, die Guido 2023 und 2024 erlitt. Auch von zwei seiner geliebten Windhunde mussten sich er und sein Ehemann Frank Mutters (69) verabschieden. Im Mai 2023 starb Hündin Aimée mit 12 Jahren, im April 2024 die vierjährige Idaya.

Als wir Guido beim About You Fashion Circus im Circus Roncalli im Rahmen der Berlin Fashion Week treffen, ist er wie immer freundlich und lässt sich voll und ganz auf das Gespräch ein. Guido stellt an diesem Abend seine neueste Kollektion vor und ist etwas nervös, ob alles so klappen wird, wie es vorher geprobt wurde. Die Arbeit lenkt Guido von der Trauer, die ihm während des Gesprächs immer wieder anzumerken ist, zumindest zeitweise ab.

Guido Maria Kretschmer über die Modetrends 2024/25

Berliner KURIER: Herr Kretschmer, was können wir beim Fashion Circus modisch von Ihnen erwarten?

Guido Maria Kretschmer: Es wird elegant und französisch. Ich möchte die Zuschauer in einen Varieté-Zirkus entführen.

Ein Model in Guido Maria Kretschmer beim About You Fashion Circus.
Ein Model in Guido Maria Kretschmer beim About You Fashion Circus.Getty Images

Was sind Ihrer Meinung nach die Mode-Trends für 2024/25?

Wir können uns auf neue Farbkollektionen, vor allem massive Farben, und viel Glitzer freuen. Auch Pumps erfahren nach der Corona-Zeit gerade ein Comeback. Man kann wieder Gas geben, das sieht man auch im Straßenbild.

Guido Maria Kretschmer genießt den Applaus der Zuschauer.
Guido Maria Kretschmer genießt den Applaus der Zuschauer.Getty Images

Das wohl schwerste Jahr für Guido Maria Kretschmer

Sie haben schwere Monate hinter sich, haben beide Eltern verloren. Hat die Trauer auch Ihre Arbeit beeinflusst?

Erstaunlicherweise hat mich das bei der Arbeit nicht so sehr beeinflusst. Die Arbeit ist eine Art Stabilität oder Konstante, die mich durch das Jahr getragen hat. Der Arbeitsrhythmus hilft einem. Aber es war schon eine sehr schwere Zeit für mich – ist es auch immer noch. Jeden Tag stelle ich fest, dass sich etwas um mich herum verändert hat. Aber ich habe neu gelernt, den Verlust anders zu erzählen. Ich habe da eine gute Strategie entwickelt, um meine Eltern zu spüren und sie nicht zu vergessen. Viele würden sich jetzt tätowieren lassen, das tue ich nicht. Aber ich habe mich innerlich tätowiert, ich halte viele Erinnerungen ganz fest. Jeden Tag, an dem ich einschlafe und aufwache, habe ich die gleichen Gedanken – an das, was ich verloren habe. Dadurch leben sie weiter. Es gibt natürlich auch dunkle Tage, an denen man abends denkt, das kann ja gar nicht sein. Wo man morgens aufwacht und für einen Moment denkt, es sei alles gut, und dann kommt alles zurück. Das sagen ja auch viele Menschen, die schwer krank sind. Man wird wach, die Welt ist noch für einen Moment weichgezeichnet und dann kommen die Sorgen zurück. Ich habe mir inzwischen auch Bilder ans Bett gestellt. Am Anfang konnte ich das nicht. Aber jetzt stehen dort große, schöne Bilder von ihnen und ich sage ihnen morgens Hallo. Sie sind für mich da und behüten mich. Aber es musste sich erst entwickeln, dass ich die Bilder überhaupt ertragen konnte.

Hat der Tod Ihrer Eltern Ihre Sicht aufs Leben verändert?

Ich habe früher natürlich auch gewusst, dass das Leben endlich ist. Aber der Tod der Eltern ist so was wie eine Endstation. Etwas, das man sich lange nicht vorstellen konnte. Manchmal denke ich, ich kann das gar nicht überwinden und dann weine ich um alle. Auch der Tod meines Hundes im vergangenen Jahr war schlimm für mich. Als das passiert ist, habe ich zu meinen Eltern gesagt: „Was macht ihr denn da oben? Ihr habt doch gesagt, dass ihr auf mich aufpassen wollt!“ Ich hatte richtig das Gefühl, sie alle verloren zu haben und habe mich gefragt, wo sie sind. Und dann habe ich zu meiner Schwester gesagt: „Wo sind denn Mama und Papa? Alle reden davon, dass sie jetzt im Himmel sind. Aber was tun sie denn dort?“ Ich habe draußen gestanden, in den Himmel geguckt und gesagt: „Jetzt kommt doch mal zum Einsatz!“ Dann kam eine Sternschnuppe, dann der Wind, und ich dachte, ich spüre sie wieder. Wenn ich heute im Wind stehe, denke ich: „Ja, Mama, jetzt bist du da!“

Was steht bei Ihnen die nächste Zeit an? Auf was können sich die Fans freuen?

Ich habe gerade meinen Vertrag für „Shopping Queen“ verlängert. Das ist ein großes Glück. Es ist heutzutage nicht mehr normal, dass man eine Sendung über so viele Jahre hinweg machen kann. Auch mit „Guidos Deko Queen“ geht es weiter. Aber auch meine Zeit ist natürlich beschränkt. Ich musste leider auch aus zeitlichen Gründen ein paar schöne Sachen absagen, die ich gerne gemacht hätte, wie Kostüme für eine Oper. Ich will aber noch unbedingt ein Kinderbuch schreiben, das mache ich vielleicht im Sommerurlaub, an einem Tag im Stau auf der Autobahn.

Einige Tage nach dem Interview verstarb auch noch Guidos dritter Hund, die 13 Jahre alte Alaiyha.