Seinen großen Durchbruch in Hollywood feierte er mit einem Film, der bis heute als einer der besten aller Zeiten gilt. Seit „Der Pate“ ist inzwischen über ein halbes Jahrhundert vergangen, doch Francis Ford Coppola versprüht noch immer die Energie und Begeisterung seiner Anfangszeiten. Insbesondere, weil er seinen neuesten Film „Megalopolis“ als eine Art Krönung seiner illustren Laufbahn ansieht. Kein Wunder. Denn der 85-Jährige brauchte fast 40 Jahre, um sein Herzensprojekt endlich fertigzustellen.
Nach der Filmpremiere in Cannes ließ sich Coppola von seiner Enkeltochter Cosima Mars zum Pressegespräch begleiten und strahlte über das ganze Gesicht: „Ich bin einfach voll des Glücks aber auch voller Erleichterung, dass ich nach all den Jahren aus einer Idee etwas bauen konnte.“
Die Idee, ein futuristisches Polit-Drama mit dem Niedergang des alten Roms zu verknüpfen, war ihm schon „vor Jahrzehnten“ gekommen und „war noch nie relevanter als heute“. Bereits in den 80er Jahren hatte er eine frühe Drehbuchversion verfasst, doch fand nie ein Studio, das seine Vision umsetzen wollte oder konnte.

Auch nicht, als er vor ein paar Jahren Weltstars wie Adam Driver und Dustin Hoffman von seinem Projekt überzeugen und als Hauptdarsteller anwerben konnte. Am Ende musste er sein eigenes Geld (das Budget soll inoffiziell bei 120 Millionen Dollar liegen) in die Filmfinanzierung stecken und versicherte, dass er das nie bereuen wird: „Weil ich der Geldgeber war, konnte ich genau alles so drehen, wie ich es mir vorgestellt habe. Das ist mir jedes finanzielle Risiko wert.“
Francis Ford Coppola sieht dem Tod furchtlos ins Auge
Egal, wie sein 2 Stunden und 18 Minuten langes Epos am Ende in der Zuschauergunst abschneiden wird – die Kritiker sind stark gespalten – der legendäre Filmemacher ist mit sich und seiner Entscheidung im Reinen: „Wissen Sie eigentlich, wie viele Menschen kurz vorm Tod denken ‚Ich wünschte, ich hätte das noch getan‘? Wenn ich mal sterbe, kann ich sagen ‚Ich habe es getan!‘“
Das er sein angespartes Vermögen verlieren könnte, nimmt Coppola gerne in Kauf: „Geld spielt für mich keine Rolle, weil es sich eh irgendwann verflüchtigt. Wichtig im Leben sind Freunde, die dich nicht im Stich lassen!“ Mit Blick auf seine Enkelin fügte er noch hinzu: „Meine Kinder haben ausnahmslos wundervolle Karrieren, ohne dass sie dazu mein Geld gebraucht haben. Sie brauchen mein Vermögen nicht!“

Coppola wollte nicht ausschließen, dass er „Megalopolis“ bis zum Kinostart noch einmal um-schneiden könnte – das hat er selbst mit Klassikern wie „Apocalypse now“ getan. „Wenn es noch eine Möglichkeit gibt, ihn besser zu machen“, versichert er, „dann werde ich es versuchen.“
Bislang hat er allein bei „Der Pate“ versprochen, nicht noch einmal nachzubessern – „weil es Filme gibt, die man nicht mehr anfassen sollte“. Doch Coppola wäre nicht Coppola, wenn er mit einem verschmitzten Grinsen nicht doch noch hinzufügen würde: „Es gibt da allerdings noch eine Szene, die ich eines Tages noch hinzufügen könnte.“
Seit dem Tod seiner geliebten Ehefrau Eleanor nach 61 Jahren Ehe im April, ist das Thema Sterblichkeit für Coppola allgegenwärtig. Er selbst sieht seinem eigenen Tod furchtlos ins Auge, weil er sehr zufrieden auf ein sehr erfülltes Leben zurückschauen kann: „Ich habe erleben dürfen, wie meine Tochter einen Oscar gewinnt. Ich habe Wein hergestellt und konnte all die Filme drehen, die ich gedreht habe. Wenn ich sterbe, merke ich es eh nicht.“ ■