Funkelauftritt in Luzern

Extravaganz und Europa: Europäischer Filmpreis für Wim Wenders

„Emilia Pérez“, Frankreichs Hoffnung für den „Auslands-Oscar“, überstrahlte den Abend. Schauspiel-Ikone Isabella Rossellini ebenfalls geehrt.

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Regisseur Wim Wenders aus Deutschland bekam den European Lifetime Achievement beim Europäischen Filmpreis.
Regisseur Wim Wenders aus Deutschland bekam den European Lifetime Achievement beim Europäischen Filmpreis.Buholzer/KEYSTONE/dpa

Der Europäische Filmpreis in Luzern war eine Bühne für große Namen, beeindruckende Filme und politische Statements. Im Mittelpunkt: der extravagante Musicalfilm „Emilia Pérez“ des französischen Regisseurs Jacques Audiard. Das Genre-Mix-Werk über einen mexikanischen Kartellboss, der zur Frau wird und seine Vergangenheit sühnen will, räumte gleich fünf Preise ab. Neben der Auszeichnung als bester Film gab es Trophäen für Regie, Drehbuch, Schnitt und die Hauptdarstellerin Karla Sofía Gascón, die als beste europäische Schauspielerin geehrt wurde.

Frankreich triumphierte, Deutschland ging leer aus:„Emilia Pérez“, Frankreichs Hoffnung für den „Auslands-Oscar“, überstrahlte den deutschen Beitrag „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ von Mohammad Rasoulof, der ohne Preise blieb.

Karla Sofía Gascón, die bei den Filmfestspielen in Cannes Geschichte schrieb, trug zur Preisverleihung ein blaues Kleid, inspiriert von der Europaflagge. Ihre Botschaft: ein klares Bekenntnis zu den Werten Europas. Sterne für das Kleid habe sie leider keine gefunden, scherzte sie. Mit ihrem Sieg schrieb die Schauspielerin einmal mehr Geschichte – als erste Transfrau mit dieser Ehre.

Keine Preise für deutsche Schauspiel-Stars

Für die deutschen Schauspieler Lars Eidinger („Sterben“) und Franz Rogowski („Bird“) gab es keine Auszeichnung. Der Preis für den besten europäischen Schauspieler ging an Abou Sangare für „Souleymane's Story“.

Karla Sofía Gascón aus Spanien, Gewinnerin in der Kategorie Europäische Schauspielerin beim Europäischen Filmpreis.
Karla Sofía Gascón aus Spanien, Gewinnerin in der Kategorie Europäische Schauspielerin beim Europäischen Filmpreis.Philipp Schmidli/KEYSTONE/dpa

Der Dokumentarfilmpreis ging an „No Other Land“, einen Film über die Vertreibung von Palästinensern im Westjordanland. Die Dankesreden der Filmemacher waren von klaren politischen Statements geprägt. Forderungen nach einem Waffenstillstand im Gaza-Krieg und ein vereinzelter „Free Palestine“-Ruf sorgten für Nachhall im Saal.

Auch Schauspielerin Hiam Abbass erinnerte an das Leid in Gaza. Ihre emotionale Rede, in der sie an die Kinder und den Frieden appellierte, berührte das Publikum.

Europäische Ehrenpreise für Wenders und Rossellini

Der deutsche Regie-Veteran Wim Wenders wurde für sein Lebenswerk ausgezeichnet und nutzte die Bühne für eine subtile Anspielung auf die US-Politik, während Schauspiel-Ikone Isabella Rossellini für ihren Beitrag zum europäischen Kino geehrt wurde.

Während die Gala die Vielfalt des europäischen Films zelebrierte, blieben einige Themen kontrovers. Der Preis für die besten visuellen Effekte und die Kinematographie ging an „The Substance“, während der Dokumentarfilmpreis einmal mehr bewies, wie sehr Kunst und Politik verbunden sind. Ein denkwürdiger Abend, der bewies, dass Europas Filmszene so lebendig wie nie ist. Wenn nur der deutsche Film auch wieder mal absahnen würde! ■